(„Chilling Visions: 5 Senses of Fear“ directed by various, 2013)
Dass man Angst riechen kann, haben uns schon diverse Filme gelehrt. Sehen und hören vielleicht auch. Aber schmecken und tasten? Geht das? Aber ja, wenn es nach 5 Senses of Fear geht. In fünf Kurzfilmen folgt eine Gruppe von Regisseuren und Drehbuchautoren (Eric England, Nick Everhart, Emily Hagins, Jesse Holland, Miko Hughes, Andy Mitton) der Spur ihrer fünf Sinne und widmet jedem davon eine eigene Episode. Dass es da keine übergreifende Handlung gibt, ist klar, abgesehen von einigen witzigen Anspielungen untereinander kämpft hier jeder für sich. Und das tun die fünf Geschichten mal besser, oft eher schlechter. Wie bei Anthologien üblich – siehe V/H/S oder ABCs of Death –, schwankt nämlich auch hier die Qualität mitunter beträchtlich.
Faszinierend ist beispielsweise die Geschichte eines Augenarztes, der in „See“ mit der Tränenflüssigkeit seiner Patienten deren Erinnerungen erleben kann. Und auch der Beitrag zum Geschmackssinn sticht mit seiner schön surrealen Atmosphäre hervor, wenn wir einem jungen Mann folgen, der ein etwas anderes Vorstellungsgespräch überstehen muss. Die Abschnitte „Smell“ und „Touch“ hingegen glänzen weniger durch Kreativität: Bei Ersterem erhält ein chronischer Verlierer ein Parfum, das ihn für andere unwiderstehlich macht – mit kleinen unschönen Nebenwirkungen. „Touch“ wiederum fängt immerhin vielversprechend an, als ein blinder Junge vor einem Serienmörder entkommen muss, wird jedoch sehr schnell sehr stupide. Der Abschlussfilm „Hearing“ scheut sich nicht davor zurück, aufs ausgelutschte Found-Footage-Prinzip zurückzugreifen. Immerhin ist die Geschichte um ein todbringendes Musikstück gut umgesetzt, besser sogar als in so manchem großen Bruder.
Für einen Episodenfilm ist das etwas wenig, denn gerade die Kürze und Unabhängigkeit von Handlung oder Charakteren ist eigentlich ein Freischein, die eigene Verrücktheit mal so richtig von der Leine zu lassen. Kreativ ist hier jedoch am ehesten der Rahmen, der Inhalt ist oft Second-Hand-Horror von der Stange. Dafür dürfen sich Splatterfreunde freuen: Selbst bei den ruhigen Beiträgen wird verstümmelt, Körperteile mal eigenständig, dann wieder mit Hilfe anderer abgerissen. Blut und Kotze fließt ebenfalls in verlässlichen Abständen, allzu zartbesaitet sollte man also nicht sein. Sonst wird man im Anschluss mehr von der Wand als vom Geschehen gesehen haben.
Das soll nicht heißen, dass die Anthologie furchteinflößend ist. Trotz seines Titels setzt 5 Senses of Fear mehr auf den Ekelfaktor, weniger auf Spannung. Die deftigen Szenen sind oft, nicht zuletzt aufgrund des sichtlich geringen Budgets und der entsprechend billigen Effekte, in erster Linie belustigend. Durchaus möglich, dass dies sogar beabsichtigt war, denn eines haben die fünf Episoden gemeinsam: viel schwarzer Humor. Durch die vielen Over-the-To-Szenen weckt die Sammlung wohlige Erinnerungen an die kultigen Geschichten aus der Gruft, ohne jedoch am Ende an sie heranreichen zu können. Denn dafür gibt es hier zu wenig, woran man sich 25 Jahre später noch erinnern wird oder wollte.
5 Senses of Fear ist seit 12. September auf DVD und Blu-ray erhältlich
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