A Fold in My Blanket

A Fold in My Blanket

(„Chemi sabnis naketsi“ directed by Zaza Rusadze, 2013)

A Fold in My BlanketSo richtig spaßig ist das Leben in der georgischen Kleinstadt nicht, Monotonie und Gleichmäßigkeit bestimmen das Leben von Dmitrijs (Tornike Bziava), seitdem er aus dem Ausland zurückgekommen ist. Da auch sein Job am Gericht vor allem aus geistloser Aktenarbeit besteht, bleibt dem jungen Mann nicht viel mehr als die Flucht – sei es in seiner Fantasie oder durch reale Klettertouren in den nahe gelegenen Bergen. Dann jedoch macht er die Bekanntschaft von Andrej (Tornike Gogrichiani), dem Sohn einer befreundeten Familie. Schon als Kind scheinen die beiden Zeit miteinander verbracht zu haben, wobei sich keiner an den anderen erinnern kann. Fasziniert von dem mysteriösen Fremden versucht Dmitrij ihm näherzukommen.

Ereignislos trifft nicht nur auf das Leben des Protagonisten zu, auch in dem georgischen Film passiert nicht allzu viel. Handlungsfetischisten werden sich bei A Fold in My Blanket von Minute zu Minuten hangeln, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch mal etwas tut. Vereinzelt gibt es Andeutungen, dass sich etwas bewegt, eine kleine Prügelei, eine Klettertour der beiden, eine mögliche homoerotische Annäherung. Doch es bleibt bei den episodenhaften Fragmenten, eine richtige fortlaufende Geschichte kommt hier nicht zusammen.A Fold in My Blanket Szene 1

Das hört sich langweilig an und wird es für viele auch sein. Nicht einmal 70 Minuten dauert A Fold in My Blanket; nicht viel für einen Spielfilm, zu viel, um ihn mit dem spärlichen Drehbuch auszufüllen. Und doch, ganz klar wird nicht, ob das nun die Stärke oder die Schwäche des Films ist. Denn irgendwo ist genau das auch der Punkt des georgischen Dramas. Die Leere, das Nichtstun, die mangelnde Perspektive. Ein sozialer Kommentar ist das Debüt von Regisseur und Drehbuchautor Zaza Rusadze aber auch nicht, dafür bleibt er zu sehr im Vagen.

Und auch im Traumhaften, denn dem gesamten Film hängt etwas Unwirkliches an. Selbst wenn er die erdrückende Enge der Stadt und den Muff der düsteren Wohnungen hinter sich lässt und wir mit ihm in die Natur entkommen, bleibt immer die Vermutung zurück, nicht wirklich da zu sein. So explizit wie bei David Lynch (Lost Highway) oder Michel Gondry (Science of Sleep) wird es nie, Rusadze öffnet die Tür zum Surrealismus nur selten, lässt insgesamt sogar offen, ob wir uns in der Realität aufhalten oder in der Fantasie seines Protagonisten umherirren. Es ist also weniger ein beherzter Sprung in die absurde Sinnlosigkeit, die A Fold in My Blanket auszeichnet, sondern eine fremdartige Grundstimmung, das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt.A Fold in My Blanket Szene 2

Dieses Gefühl wird zum einen durch die Bilder befeuert – idealisierte, sehr schöne Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit dunklen Wohnungen und einer Höhle ab – aber vor allem durch die Dialoge. Nicht direkt Nonsens weiß man oft nicht, worüber die Leute eigentlich gerade miteinander reden oder auch in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Einen Zugang zu den Figuren findet man auf diese Weise natürlich nicht, selbst als der Film gegen Ende eine dramatischere Richtung einschlägt, bleibt das Herz außen vor. Wir sind Zuschauer, keine Akteure, und wissen doch nicht, was wir eigentlich sehen. Eine Aufklärung bekommen wir ebenfalls nicht, erfahren nicht, was damals bei dem Ausflug der beiden Kinder passiert ist, ob die paranoide Verwandte nicht vielleicht doch recht hat, was es mit dem verschwundenen Diamanten auf sich hat. Und sind so am Ende ebenso große Gefangene wie Dmitrij, ausgeliefert an eine Stadt ohne Identität und ohne Ausweg.

A Fold in My Blanket ist seit 29. August auf DVD erhältlich

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Leicht macht es einem das georgische Drama sicher nicht: A Fold in My Blanket hat keine nennenswerte Handlung, unnahbare Figuren und bleibt ohne Aussage. Doch der Film zeichnet sich durch eine betont fremdartige Grundstimmung aus, ein surreal gefärbter Blick in ein Leben ohne Abwechslung und ohne Entkommen.
6
von 10