(„St George’s Day“ directed by Frank Harper, 2012)
Alle guten Dinge müssen einmal ein Ende haben. Selbst wenn sie wie bei Ray Collishaw (Craig Fairbrass) streng genommen nicht wirklich gut waren – zumindest für andere. Zusammen mit seinem Cousin Micky Mannock (Frank Harper) gehört er zur Spitze der Londoner Verbrecherhierarchie. Ein letzter Coup soll ihm helfen, sich zur Ruhe zu setzen und seinen Lebensabend zu genießen. Dummerweise geht dieser letzte Coup jedoch völlig schief, als bei einem Drogengeschäft mit der russischen Mafia Waren im Wert von 50 Millionen Pfund verloren gehen. Dass dabei auch noch sein Bruder drauf ging, stimmt Vladimir Sukhov (Zlatko Buric) natürlich nicht gnädiger. Doch Ray und Micky haben schon eine rettende Idee, wie sie das nötige Geld auftreiben: ein Diamantenraub in Berlin.
Hin und wieder sieht man einen Film, bei dem man hinterher richtig sprachlos ist. Nicht weil er so atemberaubend gut ist, oder so schockierend schlecht. Nein, das Problem liegt eher in der völligen Mittelmäßigkeit und Austauschbarkeit. Footsoldiers of Berlin – Ihr Wort ist Gesetz ist einer dieser Filme, über die man nicht viel sagen kann, weil deren einzig bemerkenswerte Eigenschaft die ist, völlig unbemerkenswert zu sein. Das kann man nun gut finden, wenn man ein Fan des britischen Gangsterfilms ist und Nachschub braucht. Oder eben schlecht, wer lieber etwas wirklich Neues sehen möchte.
Tatsache ist, dass Darsteller Frank Harper bei seinem Regiedebüt ganz genau geschaut hat, was andere so vorher in dem Genre getan haben. Schon der Anfang, wenn die einzelnen Charaktere durch Untertitel eingeführt werden, kommt einem recht bekannt vor. Und auch sonst dürfte man in den gut anderthalb Stunden das eine oder andere Déjà-vu-Erlebnis haben. Der Unterhaltung hat das nicht geschadet, dank der stylischen London-Bilder ist Footsoldiers of Berlin relativ kurzweilig, auch wenn die Spannung sicher höher hätte sein dürfen, für einen Gangsterfilm passiert hier relativ wenig. Geredet wird dafür umso mehr.
Wenn Harper etwas vorzuwerfen ist, dann ist das – neben der mangelnden Kreativität – dann auch sein Versuch, seinen Film cleverer zu gestalten, als er ist. Das zeigt sich neben den vorhersehbaren Wendungen und den unnötig umständlichen Dialogen vor allem bei Figuren. Ständig werden neue eingeführt, ohne dass sie je Gelegenheit bekommen, auch nur den Hauch von Tiefe zu entwickeln. Natürlich muss nicht jeder Krimiausflug so exzessive Charakterstudien wie True Detective betreiben. Wenn man jedoch bis zum Schluss die einzelnen Protagonisten kaum auseinanderhalten kann, weil sie alle so wenig eigenständige Züge haben, dann ist das schon etwas dürftig. Viel verpassen würde man daher nicht, wenn man Footsoldiers of Berlin überspringt, wirklich viel falsch macht man hier aber auch nicht.
Footsoldiers of Berlin – Ihr Wort ist Gesetz ist seit 15. September auf DVD und Blu-ray erhältlich
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