(„The Hangover Part II“ directed by Todd Phillips, 2011)
Zwei Jahre sind vergangen seit ihrem kollektiven Absturz in Las Vegas, doch Stu (Ed Helms), Phil (Bradley Cooper) und Alan (Zach Galifianakis) erinnern sich noch lebhaft an die verheerenden Folgen des Junggesellenabschieds. Als diesmal Stu an der Reihe ist, den Bund fürs Leben einzugehen, stellt er daher auch gleich klar: Diesmal wird es keinen Abschied geben, zu groß ist das Risiko eines Rückfalls. Die Freunde willigen ein, wenn auch mit gehörigem Grummeln. Nur ein einziges Bier wollen sie zur Feier trinken. Doch dann wachen die drei in einem heruntergekommenen Hotel in Bangkok auf, Stus zukünftiger Schwager ist verschwunden, und sämtliche Erinnerungen an den Vorabend gleich mit.
Wenn ein Film über 450 Millionen einspielt und damit sein Budget um mehr als das Zehnfache übertrifft, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung vor der Tür steht. Im Fall des Überraschungserfolgs Hangover ging das jedoch rekordverdächtig schnell: Noch bevor der erste Teil in den Kinos lief, wurde bereits der Nachfolger in Auftrag gegeben. Und das Ergebnis gab den Machern recht, denn Hangover 2 packte auf die Einnahmen gleich noch mal 100 Millionen drauf. Dabei wurde das Drehbuchteam komplett ausgewechselt, denn die ursprünglichen Autoren sahen keinen Weg, die Geschichte fortzusetzen. Todd Phillips, der wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm und diesmal auch mitschrieb, wohl ebenso wenig: Er dreht den Film der Einfachheit halber ein zweites Mal 1:1 und tauschte lediglich den Ort aus.
Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man beide Filme kurz hintereinander anschaut. Das Grundprinzip ist also identisch, in beiden Filmen wachen die drei Männer auf und versuchen anhand von kleinen Indizien wie in einem Krimi die Nacht zuvor zu rekonstruieren. Das ist noch immer lustig, zumal sich Phillips und seine Koautoren wieder allerhand reichlich absurde Situationen ausgedacht haben. Aber sie ähneln denen des Vorgängers zu sehr. Für Kenner des Originals fällt damit der Überraschungsmoment weg, der noch einen wichtigen Teil des Reizes von Hangover ausmachte. Schließlich lebte die Komödie davon, dass ständig etwas passiert, das man so nicht hatte vorhersehen können.
Witziger ist Hangover 2 daher, wenn man das erste Chaosabenteuer eben nicht gesehen hat. Allerdings wird man dann Probleme haben, alles zu verstehen; viele Anspielungen und Gags richten sich an Wiederholungsschauer, gerade der Anfang setzt doch ziemlich viel voraus. Bei einigen Gastauftritten leidet ebenfalls die Komik ohne Vorkenntnisse, denn vorgestellt wird hier niemand.
Was die Kopie dem Original voraus hat, ist die Optik. Die Produktionskosten wurden mehr als verdoppelt, als Belohnung werden wir mit tollen Bildern aus Thailand verwöhnt: Nachtleben, schäbige Straßen, selbst ein Kloster darf hier nicht fehlen. Und auch der Actionanteil wurde spürbar erhöht, was sich gerade in den rasanten Verfolgungsszenen bemerkbar macht. Zu sehen gibt es also auch bei Hangover 2 genug, zu lachen sowieso – sofern man etwas derberen Humor mag. Wer einen Nachschlag ohne große Variation wollte, der bekam genau das serviert. Für alle anderen ist die Komödie aber eine der überflüssigsten, die jemals gedreht wurden.
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