(„The Inevitable Defeat of Mister and Pete“ directed by George Tillman Jr., 2013)
Die Kindheit soll die schönste Zeit des Lebens sein? Wenn das der Fall ist, hat der 13-jährige Mister (Skylan Brooks) nicht viel, worauf er sich freuen kann. Einen Vater hat er nicht, seine drogenabhängige Mutter Gloria (Jennifer Hudson) arbeitet als Prostituierte, Freundschaften sind in dem heruntergekommenen Block kaum möglich, auch in der Schule läuft es mies. Als seine Mutter mal wieder von der Polizei aufgegriffen wird und nicht wieder kommt, ist der Junge plötzlich auf sich allein gestellt und muss sich auch noch um den neunjährigen Nachbarsjungen Pete (Ethan Dizon) kümmern. Ein bisschen viel für ein Kind, Trost findet er lediglich in der Aussicht auf ein Vorsprechen und dem Traum, Schauspieler zu werden.
Mister & Pete gegen den Rest der Welt, das hört sich nett an, wie ein Abenteuerfilm für Kinder, mit großen, kleinen Helden und schrecklich bösen Schurken. Und streckenweise könnte man das hier auch tatsächlich glauben, wenn die beiden Jungs sich mit viel Einfallsreichtum und einer etwas freieren Auslegung von Recht und Moral durchschlagen. An manchen Stellen ist das sogar überraschend witzig: Einige Running Gags lockern das Geschehen auf und wer an die Stelle mit einer völlig neuen Art des Bowlings gekommen ist, wird diesen Sport in Zukunft unweigerlich mit etwas anderen Augen sehen.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Wie der Originaltitel The Inevitable Defeat of Mister and Pete andeutet, geht es hier nicht nur um schöne Szenen. Schon früh dürfen wir erschreckende Details aus dem Leben der beiden erfahren. Und auch wenn der Ton später immer wieder hoffnungsvoll wird, das Drama todtraurige Abgründe vergleichbarer Filme wie Die letzten Glühwürmchen meidet, zu sicher sollte man sich besser nicht fühlen.
„Mister, ist es okay, seine Mutter nicht zu lieben?“
Denn aus der trüben Nachbarschaft, deren Soundtrack aus einer Mischung aus Vogelgezwitscher, TV-Beschallung und Polizeisirenen besteht, gibt es kein Entkommen. Immer wieder drischt der Independentstreifen mit schockierenden Momenten auf einen ein, kurz nachdem er einem noch freundlich die Hand gereicht hat.
Eine wirkliche Geschichte gibt es dabei nicht. Wie bei einem Film zu erwarten ist, der den Sommer zweier auf sich allein gestellter Jungs erzählt, besteht Mister & Pete gegen den Rest der Welt aus lauter einzelnen Episoden, die größtenteils in einer beliebigen Reihenfolge hätten gebracht werden können. Eine wirkliche Spannungskurve gibt es auf diese Weise natürlich nicht, eine Entwicklung ebenso wenig, und wenn zum Ende hin doch noch eine gut gemeinte Message alles zum Abschluss bringen soll, ist das schon recht forciert.
Dass das Drama dennoch richtig gelungen ist, verdankt es seinen beiden Protagonisten, die das Stückwerk fast lückenlos zusammenhalten. Während die Kinder voller Leben sind und von den beiden Nachwuchsdarstellern auch wunderbar authentisch gespielt sind, ist die Welt der Erwachsenen eher dröge und zu sehr von den Schwarz-Weiß-Enden des Farbspektrums dominiert. Daran kann auch das Schauspielensemble nichts ändern, das in den Nebenrollen von Jennifer Hudson (Dreamgirls) und Adewale Akinnuoye-Agbaje (Pompeii 3D) bis zu Jeffrey Wright (Tribute von Panem: Hunger Games) und Anthony Mackie (The Hurt Locker) erstaunlich prominent besetzt wurde. Weiter störend ist das aber nicht, denn recht schnell hat einen das warmherzige, mal heitere, dann wieder bewegende Abenteuer so sehr in seinen Bann gezogen, dass man mit Tunnelblick aufs Geschehen schaut und viel zu sehr mit Daumendrücken beschäftigt ist, um noch zu sehen, was da am Rand eigentlich passiert.
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