(„Sex Tape“ directed by Jake Kasdan, 2014)
Es war einmal ein Pärchen, das trieb es miteinander wo es konnte, wann es konnte und wie es konnte. Aber wie das so ist, wenn plötzlich Kinder da sind und das Berufsleben einen auffrisst, man ist abends müde und lustlos. Und wenn doch mal wieder die Zeit mitspielt und sogar der Funke seinen Weg in die unteren Körperpartien findet, sind auf einmal die lieben Kleinen im Weg. Frustriert von ihrem komatösen Sexleben beschließen Annie (Cameron Diaz) und Jay (Jason Segel) daher, einen Abend nur zu zweit zu verbringen und das Verpasste nachzuholen. Nach einem holprigen Start geht das sogar richtig gut, dank Annies Idee, einen eigenen kleinen Porno zu drehen. Dumm nur, dass Jay im Anschluss vergisst, diesen wieder zu löschen. Als das Sexvideo auch noch aus Versehen auf die iPads zahlreicher Freunde und Bekannte gelangt – ganz zu schweigen von Annies neuem potenziellem Boss Hank (Rob Lowe) – gilt es dieses wieder möglichst unauffällig wieder zurückzuholen.
Wenn Nicholas Stoller und Jason Segel gemeinsam an einem Drehbuch arbeiten, dann ist Anarchohumor schon vorprogrammiert, waren die beiden doch die Verantwortlichen hinter der unerwartet erfolgreichen Wiederbelebung der Muppets. Wenn ein Vergleich ansteht, dann aber weniger mit dem Revival der Kultpuppen, sondern Stollers jüngster Regiearbeit Bad Neighbors. In beiden Fällen versucht ein Pärchen im mittleren Alter ein bisschen die Zeit zurückzudrehen, sich das Leben zurückzuholen, bevor sie Eltern wurden. Und in beiden Fällen endet das in einem absoluten Chaos und niveaulosen Witzen.
So wie dort ist auch hier der Humor eine recht gemischte Angelegenheit. Anzüglichkeiten gibt es hier natürlich zuhauf, vor allem zu Beginn zeigen sich Diaz und Segel in erstaunlich freizügigen Sexszenen. Doch mit Erotik hat das wenig zu tun, vielmehr erinnert Sex Tape mit seinen Schenkelklopfern unterhalb der Gürtellinie an vergangene Sexkomödien à la American Pie, nur dass hier eben keine pubertierenden Jugendlichen im Mittelpunkt stehen, sondern zwei frustrierte Erwachsene. Das ist manchmal lustig, manchmal weniger und insgesamt deutlich harmloser, als man es vielleicht erwartet hatte. Böse Spitzen oder Seitenhiebe sucht man hier vergebens, vieles hätte aus einer beliebigen Familienkomödie stammen können.
Doch die Bettakrobatik ist ohnehin nur der Aufhänger für das, was danach folgt. Feinsinniger wird es nicht, dafür werden bei der Jagd auf das Video die Zoten durch Brachialhumor ersetzt. Natürlich ist auch das mit der Brechstange bearbeitet, weshalb Kritiker in den USA den Film gnadenlos in die Tonne getreten haben. Doch so schlecht, wie sie einem weismachen wollten, ist Sex Tape gar nicht. Immer wieder schlägt die Komödie von Jake Kasdan (Bad Teacher) unerwartete, oft herrlich absurde Wege ein, die einen häufiger zum Lachen bringen, als man insgeheim zugeben mag.
Zweifellos: Sonderlich kreativ war man hier nicht, das Niveau ist weiter unten angesiedelt und aus dem großartigen Gespann Diaz und Segel hätte man sicher auch mehr herausholen können als eine insgesamt nette Komödie. Wer aber gar nicht den Anspruch hat, mehr als das zu sehen und auch mit dem obligatorischen überzuckerten Ende leben kann, der darf sich hier rund anderthalb Stunden lang berieseln und unterhalten lassen.
Sex Tape läuft ab 11. September im Kino
(Anzeige)