Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo Henry

Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo Henry

(„The Pardon“ directed by Tom Anton, 2013)

Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo HenryManche Menschen, so scheint es, sind einfach unter einem unglücklichen Stern geboren. Toni Jo Henry (Jaime King) ist so ein Mensch. Schon als Kind hatte sie Misshandlungen über sich ergehen lassen müssen, später landete sie als Drogensüchtige in einem Bordell. Als sie dort mit Cowboy (Jason Lewis) endlich einen Mann kennenlernt, der sie liebt, wie sie ist und ihr über ihre Drogensucht hinweghilft, hält das Glück nicht lange an: Der Laienboxer wird wegen Mordes gesucht und zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Als Toni daraufhin mit dem Ganoven Arkie (John Hawkes) eine Bank ausrauben will, um mit dem Geld einen Gefängnisausbruch zu bezahlen, endet das in einem Desaster: Noch bevor sie bei der Bank sind, erschießt Arkie eine Geisel. Toni wird daraufhin des Mordes angeklagt und soll hingerichtet werden.

Basierend auf einer wahren Geschichte ist im Fall von Unforgiven ausnahmsweise mal ein gerechtfertigter Zusatz: Toni Jo Henry gab es wirklich und hatte die zweifelhafte Ehre, die einzige Frau sein, die jemals im elektrischen Stuhl von Louisiana hingerichtet wurde. Richtig spannend kann das Drama dadurch natürlich nicht sein, denn das Endergebnis ist seit mehr als 70 Jahren bereits bekannt. Interessant ist der Film daher vor allem für seine historische Komponente, denn hier erfährt man so einiges über die damalige Zeit, deren Vorstellungen, aber auch wie willkürlich an Gerichten teils entschieden wurde.

Dabei legte Regisseur und Ko-Autor Tom Anton sehr großen Wert auf Authentizität, was teils gelungen ist, teils eher irritierend. Bemerkenswert war beispielsweise Antons Einfall, die tatsächlichen Gerichtsdokumente als Grundlage für die Dialoge zu nehmen. An einigen Stellen wurden die historischen Mitschriften zwangsweise etwas konzentriert, ansonsten entspricht die Sprache aber dem damals üblichen. Auch bei Kostümen und Ausstattung ging viel Liebe ins Detail, wer den Film anschaut, fühlt sich schön in die Zeit der 40er zurückversetzt.Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo Henry Szene 1

An anderen Stellen ist die Rückbesinnung auf alte Zeiten jedoch weniger glücklich. Als größter Übeltäter stellt sich recht bald die Musik heraus: Aufdringlich und melodramatisch erstickt sie jeden Anflug von stiller Anteilnahme unter einer dicken Schicht Holzhammeremotionalität. Das mag zum Film passen, der im späteren Verlauf die Verbrecherin zu einer unschuldigen Märtyrerin hochzustilisieren versucht und ihr Schicksal in einen religiösen Zusammenhang stellt. Ärgerlich ist es trotzdem. Und auch bei der Darstellung nahm man keine Gefangenen, vor allem Jaime King neigt hier schon sehr zum Overacting.Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo Henry Szene 2

Warum Anton hier so dermaßen auf seine Zuschauer eindrischt, bleibt ein ungelöstes Rätsel, zusammen mit dem stimmungsvollem Dekor und der tragischen Lebensgeschichte hätte Unforgiven auch so genug zu erzählen gehabt. Durch die plumpen Manipulationen erreicht er jedoch denen gegenteiligen Effekt, es fällt schwer, für Toni Jo Anteilnahme zu entwickeln, die selbst in ihrer Gefängniszelle perfekt frisiert, mit viel Make-up und Stöckelschuhen einen geradezu grotesk makelloser Anblick abgibt. Wer sich für historische Stoffe interessiert, darf über die zwiespältige Inszenierung jedoch hinwegsehen, denn so ganz nebenbei zeigt der Film auch, wie sehr sich öffentliche Meinungsbilder durch das Äußere beeinflussen lassen – und das gilt heute noch genauso wie anno 1942.

Unforgiven – Das Todesurteil der Toni Jo Henry ist seit 26. September auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Die erste zum Tode verurteilte Frau in Louisiana, das ist ein historisch interessanter Stoff, der hier auch in stimmungsvolles Zeitporträt gepackt wurde. Die aufdringliche Musik, der Hang zum Overacting und die stark religiös motivierte Aussage des Films schmälern jedoch das Vergnügen.
6
von 10