Yaloms Anleitung zum Glücklichsein

Yaloms Anleitung zum Glücklichsein

(„Yalom’s Cure“ directed by Sabine Gisiger, 2014)

Yaloms Anleitung zum GlücklichseinSigmund Freund dürfte wohl in den meisten Fällen die Antworten lauten, wenn man einem bedeutenden Psychologen gefragt wird. Vielleicht auch mal Carl Gustav Jung. Aber Irvin Yalom? Der wird außerhalb der Expertenkreise hierzulande nur wenigen ein Begriff sein. Das mag daran liegen, dass der US-Amerikaner vor allem in seiner Heimat Anhänger fand, vielleicht aber auch an seiner Bescheidenheit. Er wisse gar nicht so recht, was er hier eigentlich mache, erklärt er zu Beginn von Yaloms Anleitung zum Glücklichsein, als er auf einem Kongress der Vereinigung der Amerikanischen Psychiater eine Rede halten soll. Womit er es verdient habe, hier zu stehen.

Insgesamt zeichnet der Film das Bild eines bescheidenen Mannes, dem es bei seiner Arbeit einfach nur darum ging, anderen Menschen zu helfen. Theorien? Die sind nicht mehr als das Mittel zum Zweck. Anders als bei Biopics à la Mandela – Der lange Weg zur Freiheit wird hier auch kein Leben nachgespielt. Stattdessen überlässt Regisseurin Sabine Gisiger Yalom selbst das Wort, lässt ihn von seinem Leben erzählen, seinem Wirken, dazu gibt es immer wieder Archivbilder oder alte Videoaufnahmen. Darunter mischt sich auch viel Privates, gerade seine lebenslange Ehe mit seiner Frau Marylin wird immer wieder thematisiert.Yaloms Anleitung zum Glücklichsein Szene 1

Streng chronologisch geht Gisiger bei der Anordnung der Themen jedoch nicht vor. Seine Geburt und Kindheit stehen am Anfang, zum Schluss wird über den Tod gesprochen. Zwischendurch wird die Reihenfolge jedoch sehr zufällig, viele Passagen hätte man auch beliebig vertauschen können, ohne dass es einem wirklich aufgefallen wäre. Dazu passt auch die leicht willkürliche Bildsprache. Wenn wir während der Erzählungen des Psychologen und Autors Aufnahmen von Tauchgängen sehen oder Szenen fremder Familien am Strand, dient das dann doch eher der Stimmungserzeugung, einen Bezug zum Gesagten hat das Gezeigte nicht unbedingt.

Schade auch, dass der Film nie so konkret wird, wie man es manchmal wünschen würde. Wir sehen einige tatsächliche Aufnahmen von Gruppentherapien – ein wichtiges Element in Yaloms Arbeit – doch die sind kurz und enden, bevor wir erfahren, wie die von ihm geforderte Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patienten eigentlich aussieht. Und auch bei seinen Überzeugungen geht Yaloms Anleitung zum Glücklichsein, allein schon aus Platzgründen, nie wirklich in die Tiefe. Wer sich näher mit Yaloms Interpretation der existenziellen Psychotherapie auseinandersetzen möchte, dem bleibt auch nach dem Film nichts anderes übrig als der Gang zur Buchhandlung. Eine wirkliche „Anleitung zum Glücklichsein“ wird man hier ohnehin nicht finden.Yaloms Anleitung zum Glücklichsein Szene 2

Interessant ist die biografische Dokumentation jedoch durchaus, hat interessantes über den Psychologen zu erzählen und beinhaltet auch einige warmherzige Szenen mit den übrigen Familienangehörigen. Wer Irvin Yalom noch nicht kennt und einen ersten Einblick in sein Leben gewinnen möchte, der wird zwar nicht sehr viel für sich selbst mitnehmen, findet hier aber doch einige spannende Ausgangspunkte, um sich ein wenig mehr mit seinen Überzeugungen zu beschäftigen. Und den eigenen gleich dazu.

Yaloms Anleitung zum Glücklichsein läuft ab 2. Oktober im Kino



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Auch wenn man sich an manchen Stellen vielleicht mehr Tiefgang gewünscht hätte, so bietet Yaloms Anleitung zum Glücklichsein doch einen interessanten Ausgangspunkt, um sich mit dem Psychologen Irvin Yalom und seinem Werk auseinanderzusetzen.