(„La Cueva“ directed by Alfredo Montero, 2014)
Einen netten kleinen Urlaub auf einer kleinen Insel verbringen und dabei zusammen eine schöne Zeit haben, mehr wollten die fünf Freunde (Marta Castellote, Xoel Fernández, Eva García-Vacas, Marcos Ortiz, Jorge Páez) ja gar nicht. Und anfangs standen die Chancen dafür auch gar nicht so schlecht. Alkohol, ein bisschen Drogen, ein wenig Sex und viel, viel Unsinn – die Jugendlichen wissen schon, wie man Spaß hat. Doch der vergeht recht schnell, als die fünf eine Höhle entdecken. Immer tiefen dringen sie in den verwinkelten Untergrund ein, gehen dabei so sehr in ihrem Abenteuer auf, dass sie nicht merken, dass sie längst die Orientierung verloren haben.
„Dieser Film kann Atemnot und Beklemmungen verursachen. Anschauen auf eigenes Risiko!“ Wenn Cover damit werben, nur etwas für wirklich Hartgesottene zu sein, entlockt das der Zielgruppe meist nur ein abfälliges Grinsen. Doch dieses könnte ihnen hier vergehen, denn Die Höhle ist tatsächlich für klaustrophobieaffine Zuschauer mindestens eine Herausforderung, wenn nicht gar eine Zumutung. Und selbst wem beim Gedanken an steckengebliebene Aufzüge oder endlos lange Tunnel nicht der Schweiß ausbricht, wird hier auf eine harte Probe gestellt. Schon nach wenigen Minuten sieht man im Dunkel kein oben und unten mehr, es wird durch kleinste Öffnungen gequetscht, der Ausweg wird zu einer fernen Erinnerung.
Während die Aufnahmen in der real existierenden Höhle also von Anfang an echte Horroratmosphäre verbreiten, ist der spanische Film inhaltlich und auch bei der Umsetzung weit weniger spannend. Fast schon ärgerlich beispielsweise ist die Entscheidung, hier mal wieder auf den längst überfüllten Found-Footage-Zug aufspringen zu wollen. Das ist zu Beginn sogar noch einigermaßen plausibel, schließlich werden Campingurlaube auch im realen Leben oft zum Einsatzort filmwütiger Zeitgenossen, die alles und jeden filmen, gleich ob es nun interessant ist oder nicht.
Im späteren Verlauf von Die Höhle wird es aber weit weniger nachvollziehbar, wenn die Jugendlichen längst ums Überleben kämpfen und eigentlich ganz andere Dinge im Kopf haben sollten als die Dokumentation ihrer Verzweiflungstaten. An einigen Stellen verdanken wir der Egoperspektive immerhin stimmungsvolle Aufnahmen. Die restliche Zeit hätte man ohne aber auch sehr gut leben können, zumal es sich hier ohnehin nicht um gefundene Aufzeichnungen handelt, die Idee hinter der Pseudodokumentation also auch mit Füßen getreten wird.
Die Geschichte an sich ist dabei einfach und ohne große Abwechslung, dafür aber effektiv. Im Mittelpunkt stehen hier keine Monster oder unheimliche Begegnungen, sondern die durchaus realitätsbezogene Frage: Was tun, wenn man in einer Höhle eingesperrt ist, ohne Vorräte, ohne Kommunikationsmittel, ohne Hoffnung, wieder herauszukommen? Was also als reiner Stimmungshorror beginnt, nähert sich schnell Katastrophenfilmen wie Überleben! an, mit ähnlichen krassen Folgen. Ob die in der Form tatsächlich auch realistisch sind, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Zumindest lassen sie einen darüber nachgrübeln, wie man wohl selbst in einer solchen Situation reagiert hätte, und dabei gleichzeitig die böse Ahnung entstehen, dass das größte Monster, welches in der Dunkelheit lauert, am Ende wohl doch der Mensch ist.
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