(„Ein Geschenk der Götter“ directed by Oliver Haffner, 2014)
Na, dümmer hätte es nun wirklich nicht laufen können. Im entscheidenden Moment den Text zu vergessen, das darf einer Theaterschauspielerin wie Anna (Katharina Marie Schubert) nicht passieren. Vor allem nicht in Ulm, wo die Möglichkeiten in dieser Künstlersparte doch sehr überschaubar sind. Als sie kurze Zeit drauf entlassen wird, gibt es daher auch keine wirkliche Alternative zu den Mühlen des Arbeitsamtes. Immerhin darf sie dort ihre Berufung zu einem guten Zweck nutzen: Anna soll einer Gruppe hoffnungsloser Fälle ein bisschen Schauspielunterricht geben. Eine schöne Idee, und sie hat sich mit „Antigone“ auch gleich ein Stück zum Proben ausgesucht. Die Sache hat nur einen Haken: Eigentlich wollen die Leute nur ihre Zeit absitzen, denn an eine Zukunft glaubt dort schon lange keiner mehr.
So schnell kann’s gehen: Als Ein Geschenk der Götter beim diesjährigen Filmfest München Premiere feierte, war noch kein Verleiher in Sicht. Gut drei Monate später läuft die Komödie nun in den deutschen Kinos an, woran der Gewinn des prestigeträchtigen Publikumpreises auf dem Festival sicher nicht ganz unschuldig war. Und der war kein Zufall. Denn ähnlich wie es der Low-Budget-Produktion selbst erging, erzählt auch der Film von kleinen Leuten, die am Ende über sich hinauswachsen und es allen zeigen – wer kann dazu schon Nein sagen?
Dabei greift Regisseur und Autor Oliver Haffner bei seinem zweiten Langfilm auf Themen zurück, die jetzt nicht unbedingt für publikumswirksame Unterhaltung stehen: Arbeitslosigkeit, antike Dramen, dazu immer wieder traurige Schicksale. Ob es nun Max (Rick Okon) ist, der selbst als Jugendlicher nicht wirklich lesen kann, Dimitri (Adam Bousdoukos), an dessen Geschäftsidee eines vegetarischen griechischen Restaurants niemand glauben will, der Fahrlehrer Hubert (Rainer Furch) – sie alle sind aus den unterschiedlichsten Gründen aus dem Raster gefallen, wurden vom Rest der Gesellschaft überholt und vergessen. Ein Geschenk der Götter versteht sich daher auch als Sprachrohr der Außenseiter, die eigentlich gar keine sein sollten.
Doch Haffner entschied sich, aus dem Stoff eben kein Sozialdrama zu machen, sondern eine fast reinrassige Komödie. Zwischendurch darf geschluckt werden, meistens aber gelacht, vor allem die ständigen Streitereien zwischen den Schauspielern wider Willen sorgen immer wieder für heitere Momente. Dass am Ende vieles doch nicht mehr so schlimm ist, dürfte daher niemanden überraschen. Gemahnt werden soll hier, ja. Aber gleichzeitig soll sich der Zuschauer am Ende auch gut fühlen. Und darauf wird auf viele bekannte und bewährte Mechanismen und Plotelemente zurückgegriffen.
Ob eine Feel-Good-Komödie dem Thema angemessen ist, darüber ließe sich diskutieren, denn eine richtig emotionale Wucht will sich auf diese Weise natürlich nicht einstellen. Und auch die satirischen Elemente, seien es die Spitzen gegen das Theatergewerbe – aus dem Haffner ursprünglich kommt – oder das Zurschaustellen der grotesken Abläufe innerhalb eines Arbeitsamtes, sind dann doch eher kleine Nadelstiche, so richtig weh tut Ein Geschenk der Götter niemandem. Dafür ist der Film aber unterhaltsam, witzig, sympathisch sowieso. Wer also ein Herz für Außenseiterkomödien mit vielen schön skurrilen Figuren hat, der sollte sich hier auf jeden Fall einmal beschenken lassen.
Ein Geschenk der Götter läuft ab 9. Oktober im Kino
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