(„Love Steaks“ directed by Jakob Lass, 2013)
Mit Fleisch haben sie beide ja irgendwo zu tun. Doch während Lara (Lana Cooper) in der Küche für dessen geschmackvolle Zubereitung zuständig ist, soll der junge Masseur Clemens (Franz Rogowski) fürs körperliche Wohlbefinden der Gäste sorgen. Doch die beiden arbeiten nicht nur in völlig unterschiedlichen Bereichen des Wellnesshotels, auch hinsichtlich des Charakters könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Lara ist laut, forsch und neigt zu Exzessen, der verdruckste Vegetarier könnte hingegen keiner Fliege was zu Leide tun. Und doch entwickeln die so unterschiedlichen Menschen mit der Zeit Gefühle füreinander, was am Arbeitsplatz nicht unbedingt gern gesehen wird.
Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? So lautet die Frage, die im Grunde jeder Liebesgeschichte zugrunde liegt. Handelt es sich dabei um die eher komödiantisch angehauchte Variante, ist die Frage jedoch reine Formsache – schließlich wird dort recht deutlich gemacht, wie wahnsinnig gut die Protagonisten doch zusammenpassen würden, wären die Umstände nur anders. Bei Love Steaks ist das tatsächlich anders, denn Lara und Clemens sind so unterschiedlich, dass im wahren Leben wohl niemand auf die Idee kommen würde, beide miteinander verkuppeln zu wollen.
Doch das macht die deutsche Independentproduktion wiederum sehr viel realistischer als die doch stark vorhersehbaren Liebeskomödien, wie wir sie dauernd in Kino oder TV sehen dürfen. Denn ebenso wie in der Welt da draußen ist das Aufeinandertreffen der beiden Jugendlichen irgendwo willkürlich. Und auch sehr viel weniger ideal. Clemens ist ja schon alleine mit dem Leben überfordert, scheint alle paar Meter über seine eigenen Füße zu stolpern. Besonders schlimm wird es jedoch, wenn noch andere Menschen hinzukommen und er sich so dermaßen unbeholfen gibt, dass man sich unweigerlich die Frage stellt, ob er vor seiner Arbeit im Wellnesshotel überhaupt soziale Kontakte hatte.
Dieses Problem hat Lara weniger. Dafür entspricht sie mit ihrer Alkoholsucht, ihrem ausfälligen Verhalten und ihren teils herablassenden Kommentaren Clemens gegenüber ebenso wenig dem gängigen Ideal des Genres. Und auch das unterscheidet Love Steaks von der Konkurrenz: Haben die Protagonisten üblicherweise eine Art Vorbildfunktion, sind jemand, der wir selbst gerne wären, dürfte es hier kaum jemanden geben, der wirklich mit dem ungleichen Paar tauschen wollte. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie Gefühle füreinander entwickeln und auf ihre Weise mit dem Hotelleben anecken, das ist auch aus der Ferne schon unterhaltsam genug.
Und das obwohl Regisseur und Ko-Autor Jakob Lass völlig auf Hochglanz verzichtete. Ganz im Stile des dänischen „Dogma 95“-Manifests oder der amerikanischen Mumblecore-Bewegung ist hier Authentizität das oberste Ziel. Das bedeutet im Klartext: Handkameras, natürliches Licht, reale Drehorte und viel Improvisation. Wenig überraschend treffen deren Stärken und Schwächen dann auch hier zu. Durch die wenig geschliffenen Dialoge und die Beiläufigkeit des Geschehens gewinnt Love Steaks an Überzeugungskraft und purem Lebensgefühl, ist in seiner Alltäglichkeit streckenweise aber auch banal und beliebig. Für manche wird die Tragikomödie auch zu spröde sein oder sie werden vergeblich nach einer Handlung suchen, denn zu einem richtig roten Faden spinnen sich die Episoden nicht zusammen. Wer hingegen die durchformulierten Liebesfilme leid ist, die derzeit selbst hierzulande kaum Platz für Neuland lassen, darf sich über den erfrischenden Genrebeitrag aus Deutschland freuen.
Love Steaks erscheint am 31. Oktober auf DVD
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