(„Winterkartoffelknödel“ directed by Ed Herzog, 2014)
Es gibt Familien, die einfach vom Pech verfolgt sind. Nehmen wir doch mal die Neuhofers. Erst stirbt der Vater an einem Stromschlag, was für einen gelernten Elektriker doppelt blöde ist. Dann wird der Sohn von einem Container erschlagen. Und zum Abschluss bringt sich auch noch die Mutter um. Soviel Unglück kann einfach nicht normal sein. Dieser Ansicht ist dann auch Dorfpolizist Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel), der es entgegen dem Willen seines Chefs einfach nicht lassen kann, zusammen mit seinem früheren Kollegen Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) in dieser Todesserie zu ermitteln. Und als wäre das nicht genug Aufregung für das kleine Dorf Niederkaltenkirchen, taucht plötzlich auch noch die sehr mysteriöse, sehr reiche und sehr schöne Mercedes (Jeanette Hain) auf und verdreht so ziemlich jedem Mann den Kopf.
Wen es in der letzten Zeit in einen Buchladen verschlagen kann, kennt das Phänomen schon: erst heißt es, sich durch Berge von Regionalkrimis kämpfen zu müssen, bis dann irgendwann am Horizont der Rest der Literatur auftaucht. Braucht es da wirklich noch eine Verfilmung? „Aber ja“, entschieden letztes Jahr über eine halbe Million Menschen. Denn ebenso viele stürmten 2013 in die Kinos, um Dampfnudelblues zu sehen und machten die Rita-Falk-Verfilmung zu einem der größten Überraschungshits des Vorjahres. Wenig überraschend war daher, als es vor einigen Monaten hieß, dass mit Winterkartoffelknödel ein zweiter Eberhofer-Krimi hinterhergeschoben wird.
Anders als man nun vermuten würde, ist Winterkartoffelknödel aber keine Fortsetzung des Erstlings. Tatsächlich war das gleichnamige Buch der erste Roman von Falk, wurde aber erst als Zweites verfilmt. Für die Leinwandversion spielt das aber ohnehin keine Rolle, denn abgesehen von ein paar Anspielungen läuft der neue Fall komplett unabhängig von Dampfnudelblues. Wiederholungstäter dürfen sich jedoch freuen, denn hier gibt es ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren. Und auch das Grundprinzip ist wieder identisch, mit den gleichen Stärken und Schwächen.
Im Klartext heißt das: Ein Kriminalfall wird hier mit viel Lokalkolorit verknüpft, skurrilen Figuren und viel Humor. Während die Mischung bei Winterkartoffelknödel sehr ähnlich ist, sind die einzelnen Bestandteile schwächer als beim ersten Film. Das fällt besonders bei den Krimianteilen deutlich ins Auge. Sicher, auch Dampfnudelblues war schon nicht die größte Herausforderung für Spürhunde und Rätselprofis. Immerhin gab es dort jedoch noch verschiedene falsche Fährten, mehrere Verdächtige, neue Erkenntnisse. Winterkartoffelknödel ist hier völlig gradlinig und versucht nicht einmal, verschiedene Wege zu präsentieren.
Bleibt noch der Humor, und auch hier kann es der zweite Teil nicht mit dem Vorgänger aufnehmen. Die Figuren sind immer noch schön schräg, werden dieses Mal aber so sehr in den Fokus gestellt und überdreht, dass sie mit mehr als einem Bein in der Karikatur stehen. Das Gefühl, hier tatsächlich in einem Dorf zu sein, will sich so nicht mehr wirklich einstellen. Zudem wird es nach einem krachenden Anfang später nur noch albern, die kleinen Spitzen gegen das Dorfleben weichen einfachem Klamauk.
Doch trotz aller Kritik: Nett ist Winterkartoffelknödel noch immer. Fans des Erstlings und der Romanvorlagen sollten sich also nicht davon abhalten lassen, ein weiteres Mal mit Eberhofer auf Mördersuche zu gehen. Für den unvermeidlichen dritten Teil wäre es aber schön, wieder eine interessantere Geschichte zu erzählen, damit nicht die ganze Unterhaltungslast auf den Schultern der Figuren liegt. Denn dafür geben sie dann doch nicht genug her.
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