(„iNumber Number“ directed by Donovan Marsh, 2013)
Operation gelungen, Polizist sauer: Monate lang haben Chili (Sdumo Mthsali) und Shoes (Presley Chweneyagae) darauf hingearbeitet, eine Verbrecherbande festzunehmen. Und dann, als sie es endlich schaffen und sich einen fetten Bonus versprechen, müssen sie feststellen, dass ihr korrupter Boss ganz andere Pläne hat. Also beschließt Chili, auf eigene Faust zu handeln und sich bei der Bande von Mambane (Owen Sejake) einzuschleichen. Die will er bei einem geplanten Überfall auf einen Geldtransporter hochgehen lassen und die Beute selbst einstreichen, um so endlich auch einmal selbst zu Reichtum zu kommen.
So eine Arbeit als Polizist in Südafrika, allzu schön kann das ja nicht sein. Nachdem uns Zulu kürzlich mit den späten Folgen der Apartheid malträtierte, zeigt uns nun auch Con Game – Kenne deine Feinde die Schattenseiten des Regenbogenlandes aus der Sicht eines Gesetzeshüters. Mit der traditionellen Rassenproblematik hat Regisseur und Drehbuchautor Donovan Marsh jedoch nur wenig am Hut. Abgesehen von einem Bandenmitglied sind hier alle Figuren Farbige, und dessen weiße Hautfarbe wird kaum thematisiert. Dafür geht es hier um nicht minder klassische, vor allem aber weltweit gültige Laster wie Gier und Geltungssucht.
Generell hat Marsh deutlich weniger Interesse an seinen Protagonisten. Richtige Abgründe oder tragische Hintergrundgeschichten sind hier nicht vorgesehen, genau genommen war in Con Game allgemein kein Platz für tatsächliche Charaktereigenschaften: Wir wissen, dass Chili gerne mehr Geld hätte, sein Chef korrupt ist und die Bösen alle böse. Mehr bietet der südafrikanische Actionfilm nicht, die meisten Figuren sind untereinander komplett austauschbar. Mehr braucht Con Game aber auch nicht unbedingt. Schließlich soll es hier in erster Linie darum gehen, dass sich die Leute in möglichst spektakulären Szenen gegenseitig über den Haufen knallen.
Und das gelingt Marsh auch tatsächlich ganz gut, vor allem am Anfang und zum Schluss – die beiden großen Actionszenen des Films. Was dem Actionstreifen an inhaltlicher Ausgefeiltheit mangelt, das macht er mit einem gepflegten Maß an Stilbewusstsein wieder wett: blasse, gelb-rötliche Bilder, eine fiebrige Musik, rasante Aufnahmen und Schnitte, zu sehen und zu hören gibt es hier genug. Die Schwachstellen von Con Game liegen daher auch im Mittelteil, welcher nicht mehr als eine große Wartehalle ist. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Bande verlässt hier kaum mehr ihren Unterschlupf, während sie auf den Tag X wartet und sich derweil gegenseitig an die Gurgel geht.
Das ist zwischendurch sogar leidlich spannend, als es darum geht, ob Chili enttarnt wird. Andere Szenen sind jedoch deutlich weniger geglückt, wenn die Dialoge plötzlich so übertrieben sind, dass man sich fragt, ob Con Game vielleicht doch als Satire gemeint war. Und auch bei den gelegentlichen Kameraticks kommt es zum unschönen Stilbruch, der dreckige Film wird plötzlich sehr gekünstelt. Da diese Momente glücklicherweise aber nicht zu zahlreich sind, darf man sich als Actionfan durchaus in Richtung Johannesburg machen. So richtig viel anders als bei Genreverwandten aus anderen Ländern wird es hier zwar nicht, aber unterhaltsam genug ist das Ergebnis dann doch.
Con Game – Kenne deine Feinde ist seit 4. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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