Crossing Lines – Staffel 1

Crossing Lines – Staffel 1

(„Crossing Lines – Season 1“ directed by various, 2013)

Layout 1Vier Morde in vier verschiedenen europäischen Hauptstädten, doch das Muster ist immer gleich: eine nackte Frau in einem Park, zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Wer die Frauen sind, weiß niemand, auch nicht, weshalb sie ermordet wurden. Um dieser Mordserie auf die Spur zu kommen, gründet Michel Dorn (Donald Sutherland) vom Internationalen Strafgerichtshof eine spezielle Eliteeinheit, die sich aus Polizisten der unterschiedlichsten Nationen zusammensetzt. Unter der Leitung von Det. Major Louis Daniel (Marc Lavoine) soll das Team dieses und weitere grenzüberschreitende Verbrechen aufklären, die aufgrund der schwierigen Zuständigkeitsverhältnisse sonst offen blieben.

Kommt nach dem gemeinsamen Wirtschaftsraum, der gemeinsamen Währung und den gemeinsamen Gesetzen nun auch eine gemeinsame Polizei? Ein bisschen hat man hier schon den Eindruck, die Idee einer grenzüberschreitenden Einheit sei eine direkte Reaktion auf die fortlaufende Kritik an der Europäischen Union. Entsprechend oft wird hier an den Gemeinschaftssinn appelliert, betont, dass sich manche Aufgaben nur durch eine direkte Zusammenarbeit lösen lassen. Manchmal wird Crossing Lines dadurch etwas oberlehrerhaft, bei einigen Fällen kommt der europäische Aspekt auch nur mit der Brechstange hinein.Crossing Lines – Staffel 1 Szene 1

Reizvoll ist die Prämisse aber schon, denn sie erlaubt nicht nur diverse kulturelle Reibereien zwischen den Teammitgliedern, sondern auch eine große Abwechslung bei den Schauplätzen. Dafür wurde an anderer Stelle das Potenzial nicht genutzt: Schön wäre es gewesen, wenn die Serienverantwortlichen im Original à la L’auberge espagnole tatsächlich auch den Sprachmix berücksichtigt hätten, Crossing Lines also mehrsprachig und mit Untertiteln gedreht worden wäre. Dass hier aus logistischen und kommerziellen Zwecken doch alle Englisch sprechen, ist zwar nachvollziehbar. Wenn dies aber dazu führt, dass sich deutsche Familien oder französische Kollegen auch untereinander in einer Fremdsprache unterhalten – oft mit starkem Akzent – wird es schnell absurd.

Während dieses Manko den deutschen Zuschauern, die ohnehin zur synchronisierten Fassung greifen, egal sein dürfte, gibt es jedoch auch einige inhaltliche, die sprachübergreifend gelten. Generell hat Crossing Lines damit zu kämpfen, dass sie an vielen Stellen unausgegoren ist, mal zu viel macht, dann wieder zu wenig. Überflüssig war es beispielsweise, nahezu sämtlichen Ermittlern irgendwelche dunklen Geheimnisse und tragische Hintergrundgeschichten mit auf den Weg geben zu müssen. Sicher ist es immer schön, wenn Serien ein wenig am Lack der eigenen Helden kratzen und wir keine reinen Strahlemänner bzw. -frauen zu sehen bekommen. Hier wurde dann aber doch deutlich übertrieben, zeitweise meint man, versehentlich eine Soap Opera eingeschaltet zu haben.Crossing Lines – Staffel 1 Szene 2

Dafür wäre etwas mehr Kreativität bei den Fällen hilfreich gewesen. Nach dem stimmungsvollen Auftakt, der ein wenig an die Absonderlichkeiten von Hannibal erinnert, wird es sehr konventionell und austauschbar. Oft genug fehlen der amerikanisch-deutsch-französischen Koproduktion die notwendigen Ideen, um sich von der großen Konkurrenz der Ermittlerserien abzuheben. Wer jedoch Gefallen an Letzteren findet, sollte auch mit dem soliden Crossing Lines gut leben können. Eine Warnung vorab: Wie so oft endet die erste Staffel auch hier mit einem Cliffhanger. Genauer sind es sogar gleich drei Handlungsstränge, die parallel laufen und ohne Abschluss bleiben. Das ist zwar hundsgemein, dafür aber auch effektiv. Während sich auf dem Weg dahin immer mal wieder langweilige Passagen einschleichen, sind die letzten beiden der zehn Folgen tatsächlich richtig spannend geworden. So spannend, dass man sich darüber freuen darf, dass auch Staffel 2 demnächst in den Läden liegt.

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Die Idee, ein Ermittlerteam aus den unterschiedlichsten Nationalitäten zusammenzustellen hat ihren Reiz. Abgesehen von den Schauplätzen unterscheidet sich das solide Crossing Lines jedoch kaum von herkömmlichen Serien, zumal der Inhalt oft unausgegoren ist.
6
von 10