(„Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ directed by Florian Mischa Böder, 2014)
Burnout? Nein, so zahlreich die Risiken im Leben von Koralnik (Benno Fürmann) auch sein mögen, dieses gehört weniger dazu. Wenn schon, dann ist eher Boreout eine reelle Gefahr, denn seit nunmehr acht Jahren wartet er auf einen Einsatz. Seinen ersten Einsatz. Denn auch wenn sein Arbeitgeber – die Europäische Union – ihm immer wieder versichert, wie wichtig er bei der Terrorabwehr ist, so besteht sein Alltag doch mehr aus Warten, Langeweile und Training, immer in der Hoffnung, eines Tages gebraucht zu werden. Doch als dieser Tag tatsächlich kommt, fangen die eigentlichen Probleme erst an: Koralnik hat gerade die Zufallsbekanntschaft Rosa (Mavie Hörbiger) zum Abendessen eingeladen. Und die darf nichts von seiner geheimen Tätigkeit erfahren.
Polizisten, Agenten und Killer müssen echte Männer sein, ausgestattet mit Nerven aus Drahtseilen und übermenschlichen Kräften, Schnelligkeit und der Fähigkeit, jeden jederzeit an jedem Ort über den Haufen schießen zu können. Meistens zumindest. Immer wieder finden sich jedoch in der Filmgeschichte Beispiele, wo diese vermeintlichen Alphakerle kräftig durch den Kakao gezogen werden – von Der rosarote Panther über Austin Powers bis zu 7 Psychos. Und auch Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss nimmt die tödliche Aufgabe seines Protagonisten so gar nicht ernst, zur Freude der Zuschauer.
Anders als bei den bekannten Parodien ist es hier jedoch weniger der waffentragende Protagonist, der zur Zielscheibe des Spotts wird. Der Humor beruht bei Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss vielmehr auf dessen absurder Situation. Wie geht jemand damit um, auf einen Ernstfall zu warten, der nie auftritt? Wie lebt man ein Leben, das mit niemandem geteilt werden darf? Gerade zu Beginn wartet die Krimikomödie mit einer Reihe wunderbarer Einfälle auf: Nachdem die offiziellen Aufträge ausbleiben, macht sich der pflichterfüllte Koralnik proaktiv auf die Suche und wird dabei zunehmend paranoider. Gleichzeitig führt er eine ganz eigene Form des Selbstgespräches, als Mittel gegen die Vereinsamung. Auf diese Weise karikiert Regisseur und Ko-Autor Florian Mischa Böder nicht nur regelversessene Behörden und deren Mitarbeiter, auch die hysterischen Aktionen gegen den Terror werden pointiert aufs Korn genommen.
Nach diesem sehr vielversprechenden Auftakt verliert Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss jedoch lange seine Stärken aus den Augen. Die übertriebene Spielweise von Mavie Hörbiger passt sicher zu den Überzeichnungen des Films, trägt jedoch mit dazu bei, dass aus der schwarzhumorigen Satire im weiteren Verlauf ein recht alberner Roadmovie wird, dessen Szenen und Witze dann doch eher altbacken sind. Und auch die deutsche Unart, immer irgendwo noch tragische Hintergrundgeschichten einbauen zu wollen, schlägt hier durch. Erst zum Ende hin, wenn die Geschichte ihren Biss wiederfindet, erreicht sie auch wieder ihre anfängliche Klasse. Unterhaltsam ist sie trotz dieser Durchhänger schon, die knapp anderthalb Stunden sind recht schnell vorbei, genügend Lacher gibt es auch. Und im Vergleich zum kürzlichen deutschen Beitrag Die Mamba hat man ohnehin deutlich die Nase vorne. Aber insgesamt wäre da doch noch mehr drin gewesen als eine nur gute Krimikomödie.
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