(„Die Toten vom Bodensee“ directed by Andreas Linke, 2014)
Ein Fischer, der auf seinem Boot plötzlich in Flammen aufgeht, eine gestohlene Maske, eine keltische Inschrift – einen derart bizarren Mord hat der deutsche Kommissar Michael Oberländer (Matthias Koeberlin) noch nie erlebt. Und auch seine österreichische Kollegin Hannah Zeiler (Nora von Waldstätten) steht bei dem grenzüberschreitenden Verbrechen – die Masken wurden aus einem österreichischen Museum gestohlen – erst einmal vor einem Rätsel. Als noch ein zweiter Todesfall die Bewohner am Bodensee aufschreckt, müssen die beiden Polizisten zusammen den Fall lösen und die Frage beantworten: Haben hier wirklich alte Götter ihre Hände im Spiel?
Wenn die Welt immer enger zusammenrückt, kulturelle Unterschiede sich im Nichts auflösen und der Handel längst keine Grenzen mehr kennt, ist es nur konsequent, wenn auch die Verbrechen zunehmend internationaler werden. Ganz im Stile von Crossing Lines dürfen deshalb auch hier Gesetzeshüter verschiedener Nationen zusammenarbeiten und zusammen auf Verbrecherjagd gehen. Ganz so ambitioniert wie bei der Krimiserie ist man hier jedoch nicht, dafür wirken die Umstände des Falles authentischer. Anders als bei den Kollegen hat sich die gemeinsame Ermittlung aus der Situation heraus ergeben, nach einem Aufhänger muss nicht erst mühsam gesucht werden. Kehrseite der Medaille: Der Schauplatz ist natürlich weit weniger spannend. Statt der großen weiten Welt wird hier nur in einem recht überschaubaren Gebiet agiert, oft weiß man nicht einmal, auf welcher Seite der Grenze man sich gerade befindet.
Der Fall an sich ist ebenso wenig spektakulär. Der Auftakt ist noch recht stimmungsvoll, denn keltische Götter und seltsame Flüche sorgen immer für ein klein wenig Exotik. Diese verschwindet aber bald, je mehr Puzzleteile hinzukommen, umso gewöhnlicher wird der Film. Wer einigermaßen krimierfahren ist, sollte auch keine großen Probleme haben, den Fall schon deutlich vor Schluss zu lösen. Ein bisschen rätseln darf der Zuschauer zwar, an einigen wenigen Stellen wird es auch mal spannender, insgesamt fehlen aber einfach die ernstzunehmenden Alternativen. Die Protagonistenzahl ist überschaubar, die Motive auch, allein durchs Ausschlussverfahren wird man recht bald die Wahrheit erahnen. Dass diese bei aller Vorhersehbarkeit auch noch unglaubwürdig ist, lässt Die Toten vom Bodensee endgültig in sehr bodenständige, bestenfalls mittelmäßige TV-Krimi-Gefilde abtreiben.
Dass die deutsch-österreichische Koproduktion bei aller inhaltlicher Schwäche dann aber doch irgendwie nett ist, verdankt sie den beiden Protagonisten. Die Möglichkeiten der interkulturellen kleinen Nadelstiche werden zwar nicht annähernd genutzt, dafür setzte man bei den Figuren auf einen größtmöglichen Kontrast. Während Oberländer dem einfach gestrickten Kumpeltyp entspricht, erinnert die sozial gestörte Zeiler an ihre schwedische Kollegin aus Die Brücke – Transit in den Tod. Mit der skandinavischen Serie kann Die Toten vom Bodensee aufgrund der mangelnden Komplexität zwar zu keinem Zeitpunkt mithalten, zumindest aber darf man bei der Interaktion der beiden grundverschiedenen Polizisten immer wieder schmunzeln. Wenn im nächsten Jahr ein bereits angekündigter neuer Fall des binationalen Teams über den Fernseher flimmert, dann jedoch hoffentlich einer, der auch über seine ungleichen Helden hinaus etwas Interessantes zu erzählen hat.
Die Toten vom Bodensee ist seit 7. November auf DVD erhältlich
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