(„Hurricanes: The Anatomy“ directed by Andy Byatt, 2014)
Flutwellen von mehreren Metern Höhe, mächtige Bäume, die wie kleine Streichhölzer umknicken, zerstörte Häuser, zerstörte Existenzen – wenn wir in Europa Bilder von Wirbelstürmen sehen, die in den USA oder Asien keinen Stein auf dem anderen lassen, wirken diese immer wie aus einer anderen Welt. Man mag über Europa denken, was man will, von vergleichbaren Naturkatastrophen ist man auf dem alten Kontinent dann doch glücklicherweise verschont. Aber woran liegt das? Ob sie nun Hurricane (Amerika), Taifun (Asien) oder Zyklon (Australien) heißen, sie betreffen immer dieselben Regionen der Erde.
Hintergründe hierzu liefert eine dreieilige Dokumentationsserie von Andy Byatt (Deep Blue). Jeder der rund 50 Minuten langen Beiträge widmet sich dabei einem anderen Aspekt rund um die verheerenden Naturgewalten. In Teil eins erfahren wir mehr über die eigentliche Entstehung, dürfen zusammen mit Wissenschaftlern der unterschiedlichsten Disziplinen auf Tuchfühlung mit den Stürmen gehen. Der Folgeteil beleuchtet, welche Auswirkungen sie auf die Natur haben, auf die Tierwelt, mit welchen Strategien Krokodile, Vögel oder auch Garnelen dem Unglück aus dem Weg gehen. Und zum Abschluss wird ein vorsichtiger Blick in die Zukunft geworfen, vermutet, welche Änderungen auf uns zukommen und wie wir diesen begegnen.
Viel Stoff also, vor allem wenn man versucht, sich alles am Stück anzuschauen. Notwendig ist das aber nicht, die drei Teile sind inhaltlich so gut in sich abgeschlossen, dass man sie theoretisch sogar in beliebiger Reihenfolge schauen könnte. In der Praxis dürften die meisten die beiden DVDs dann aber doch, Interesse am Thema vorausgesetzt, in einem Rutsch zu Ende sehen wollen, fesselnd genug ist Hurricane dafür. Die Themen sind verständlich und gut strukturiert aufbereitet, vor allem aber wunderbar bebildert. Höhepunkt dabei sind natürlich die Aufnahmen der Stürme direkt. Die sind zwar nicht übermäßig zahlreich, hinterlassen aber großen Eindruck. Zusätzlich darf man sich über schöne Naturszenen freuen, aufgenommen in Sümpfen, an Stränden oder unter Wasser.
Weniger erfreulich ist die übertrieben dramatische Musik, welche zusammen mit dem belehrenden Tonfall die Dokumentation unnötig in reißerische Gefilde abgleiten lassen. Wie wichtig die Achtung der Natur ist und der Kampf gegen den Klimawandel, wie rücksichtslos der Mensch bei seiner Besiedlung der Erde vorgeht, all das ist hinlänglich bekannt. Es noch einmal im Zusammenhang mit Wirbelstürmen anzusprechen ist sicherlich legitim, dies aber gleich mehrfach hintereinander zu wiederholen, irritiert mehr als dass es nützt. Was eigentlich eine lehrreiche und nüchterne Informationssendung hätte sein sollen, hat so teilweise mehr von einer Predigt. Insgesamt kommt es zu einigen Dopplungen, welche die Folgen unnötig in die Länge ziehen. Zu oft passiert dies jedoch dankenswerter Weise nicht, insgesamt ist Hurricane für jeden Liebhaber von Naturdokumentationen ein lohnenswerter Zeitvertreib, der uns ein Phänomen näherbringt, welches wir hierzulande nur vom Hörensagen her kennen.
Hurricane – Die komplette Serie ist seit 27. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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