Killers

Killers

(„Killers“ directed by Kimo Stamboel and Timo Tjahjanto, 2014)

KillersZwei Männer, zwei Länder, zwei komplett unterschiedliche Lebensweisen. Und doch haben Shuhei Nomura (Kazuki Kitamura) und Bayu Aditya (Oka Antara) eine Gemeinsamkeit: Beide sind Serienmörder. Während der wohlhabende Japaner Shuhei aber aus reinem Vergnügen dieser Berufung nachgeht, ist dies beim indonesischen Bayu sehr viel weniger freiwillig. Reine Notwehr ist es, die den Journalisten dazu veranlasst, seinen beiden Angreifern das Leben zu nehmen. Als er die Leichen jedoch filmt und das Video ins Netz stellt, ist das der Beginn einer etwas anderen „Freundschaft“ mit seinem Mitmörder.

Auf der einen Seite der verabscheuungswürdige Verbrecher, auf der anderen der rechtschaffene Polizist: So kennen wir die Dualität der Serienmörderthriller. Was aber, wenn nun beide Protagonisten Killer sind und kein Polizist weit und breit zu sehen? Das Ergebnis kennen Besucher des Fantasy Filmfestes bereits, jetzt ist der indonesisch-japanische Thriller in deutscher Fassung erhältlich. Und auch wenn Killers deutlich Federn lassen musste – satte 11 Minuten mussten gekürzt werden, damit hierzulande immerhin die über 18-Jährigen ihn erwerben können – verstörend ist der Film auch in der kleineren Fassung.

Die Besonderheit dabei ist nach wie vor, dass die komplette Geschichte aus dem Blickwinkel der Killer erzählt wird. Andere Figuren gibt es, die einen netter, die anderen weniger, eine große Rolle spielen sie aber nie. Das Regieduo Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto nutzt diesen Perspektivenwinkel aber nicht nur, um à la Alexandre Ajas Maniac den Zuschauer zum Mittäter zu machen. Interessant wird Killers durch die Gegenüberstellung der beiden Protagonisten. Die zeigt sich bereits bei den Bildern: Shuhei, der kultivierte Charmeur, ist ein Psychopath klassischer Ausprägung, der uns wie Hannibal in die Abgründe seiner gestörten Seele mitnimmt. Er lebt in einer schicken, wenn auch vollkommen leeren, unpersönlichen Wohnung, dazu gibt es Aufnahmen aus dem äußerlich perfekten Tokio.Killers Szene 1

Dem gegenüber steht Jakarta: unordentlich, heruntergekommen, ein offen sichtbarer Morast aus Gewalt und Korruption. Doch hier gibt es keine versteckten Verliese, hässliche Folterkammern hinter der Fassade. Und das gilt dann auch für Indonesiens Protagonisten. Bayu ist alles andere als verrückt, sein Kampf gegen den moralisch verkommenen Politiker Dharma ist nachvollziehbar. Ja, man ist meist sogar geneigt, den Nachwuchskiller anzufeuern, um so den verkappten Verbrecher der Gerechtigkeit zuzuführen, welcher er sich ständig dank seines Geldes und Einflusses entzieht. Dadurch jedoch rückt der Journalist den aufrechten Kämpfern der Filmgeschichte näher, Killers wird an dieser Stelle zu einer Mischung aus Die Unbestechlichen und Selbstjustizthrillern wie Prisoners.

Aber macht ihn das auch zum Helden? Darf ein Killer überhaupt ein Held sein? Das ist hier gar nicht so einfach zu beantworten, denn bewusst werden bei Killers die starren Grenzen aufgehoben. Böse und gut – die Pole fließen ineinander über, geschickt und irgendwo auch bösartig zeigt der Film, wie schnell aus einem gerechten Kampf ein ungerechter wird. Bayu ist daher auch die interessantere der beiden Figuren, denn sie zwingt einen als Zuschauer Stellung zu beziehen. Shuhei hingegen bleibt bis zum Schluss der einfache „Böse“, dessen Störung zwar zwischendurch immer wieder thematisiert, jedoch nie wirklich ergründet wird.Killers Szene 2

Wem es bei Filmen über Serienmörder vor allem um die psychologischen Abgründe geht, bleibt hier daher etwas außen vor. Und auch die Anhänger großer Mengen Kunstblutes werden – der Schnitte sei dank – nicht wirklich bedient. Was Shuhei vorhat, was er tut – daran gibt es keinen Zweifel. Nur sehen dürfen wir es nicht, die bestialischen Verbrechen finden unter Ausschluss der Kamera statt. Spannend ist der Film dennoch, denn die Frage verlagert sich weg vom genreüblichen „Wird der Täter geschnappt?“ hin zu einem „Wie weit wird Bayu am Ende gehen?“. Und auch: „Wie weit würde ich in einer solchen Situation gehen?“



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Zwei Killer, zwei Zugänge zum Töten: Der indonesisch-japanische Film erzählt seine Geschichte aus dem Blickwinkel zweier Serienmörder, verzichtet dafür auf einen klassischen Helden. Das ist nicht nur ein ungewohnter Ansatz, sondern erlaubt auch interessante Fragen, denn hier verschwimmen die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“.
7
von 10