(„The Longest Week“ directed by Peter Glanz, 2014)
Hotel Mama? Das ist im Fall von Conrad Valmont (Jason Bateman) sogar wörtlich zu verstehen. Nicht nur, dass er mit knapp 40 Jahren immer noch auf Kosten der Eltern lebt, im Leben selbst nie einen Finger krumm getan hat. Er lebt tatsächlich in einem Hotel, welches seiner Familie gehört. Als seine Eltern bei einem missglückten Urlaub beschließen sich scheiden zu lassen, bricht für Conrad eine Welt zusammen: Er soll in Zukunft nämlich selbst für seinen Unterhalt sorgen. Das ist nicht nur eine gehörige Umstellung, sondern kommt auch noch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Schließlich ist er gerade Hals über Kopf in Beatrice (Olivia Wilde) verliebt, und die darf von seinem Unglück nichts wissen. Und als wäre die Situation nicht auch so schon schwierig genug, ist auch sein bester Freund Dylan (Billy Crudup) hinter der Dame her.
Ein Junge, der sich in ein Mädchen verliebt und ihr nicht die Wahrheit über seine Situation erzählt? Doch, das haben wir schon einmal woanders gehabt. Oder zehnmal. Ungewohnt ist es jedoch, dieses Mal einen Mann im besten Alter in einer solchen Rolle zu sehen. Schließlich sollte man mit 40 dieses Stadium bereits hinter sich gelassen haben, Coming-of-age längst kein Thema mehr sein. Andererseits: In den letzten Jahren haben eine Reihe von Filmen – sei es Hangover, Das ist das Ende oder Bad Neighbors – gezeigt, dass es ganz spaßig sein kann, gestandene Männer zu sehen, die sich wie kleine Kinder verhalten.
Liebe to go geht jedoch in eine andere Richtung, setzt statt derbem Humor lieber auf Exzentrizität, Spleens und ein betont kulturbeflissenes Umfeld. Dass Conrad beispielsweise seit Jahren vergeblich versucht, einen großen New-York-Roman zu schreiben, mehr darüber redet, als es wirklich zu tun – irgendwo ist das in seiner Selbstironie schon nett. So richtig witzig wird die Liebeskomödie jedoch selten. Dafür ist dann doch alles zu sehr mit sich selbst beschäftigt, mit dem Versuch, aus sich mehr zu machen, als man letztendlich ist. Die Vorbilder dafür sind klar: Die Detailfreude bei der Ausstattung und der allgemeine Erzähler erinnern an Wes Anderson, die durchweg neurotischen Figuren an Woody Allen. Doch wer ist dann Peter Glanz, der Regisseur dieses Films? So richtig weiß man das im Anschluss nicht, dafür fehlt es an einer eigenen Handschrift.
Immerhin sieht Liebe to go bei all der Beliebigkeit ganz gut aus. Die Bilder von New York haben Flair, auch bei der Inneneinrichtung gibt es einiges anzuschauen, dazu gibt es hübsch-unauffällige Coffeehouse-Musik. Und Jason Bateman schafft es selbst dann noch sympathisch zu sein, wenn er sich wie ein verwöhnter, weinerlicher Idiot verhält. Da man der Liebesgeschichte zudem zugute halten muss, dass sie sich in eine andere Richtung weiterentwickelt, als man anfangs vermutet hätte, ist Conrads Versuch, doch noch erwachsen zu werden immerhin ein netter Zeitvertreib, der einen sicher nicht begeistern wird, aber auch nicht weiter stört.
Liebe to go – Die längste Woche meines Lebens ist seit 5. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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