(„The Prince“ directed by Brian A. Miller, 2014)
Es hätte ein Neuanfang sein sollen für Paul (Jason Patric): Die Schusswaffen tauschte er gegen Werkzeugschlüssel, der früher unter dem Namen „The Prince“ bekannte Auftragskiller arbeitet nun als Automechaniker. Tatsächlich verläuft sein Leben auch einigermaßen friedlich, bis eines Tages seine Tochter Beth verschwindet. Zusammen mit ihrer Bekannten Angela (Jessica Lowndes) macht er sich auf die Suche nach der Vermissten, erregt mit seiner rücksichtlosen und wenig gewaltscheuen Ermittlung jedoch die Aufmerksamkeit seiner früheren Freunde und Feinde. Und einen größeren Feind als Omar (Bruce Willis) kann man sich wohl kaum vorstellen, jenen Gagngsterboss, den Paul seinerzeit hatte in die Luft sprengen wollen und dessen Familie er dabei tötete.
Bruce Willis, quo vadis? – möchte man bei The Prince – Only God Forgives fragen. Während Jason Patric und John Cusack schon des Öfteren beweisen durften, dass sie bei ihrer Rollenwahl nicht übermäßig wählerisch sind, verwundert es beim nach wie vor äußerst prominenten Willis dann doch noch immer, ihn in einer Quasi-Direct-to-Video-Produktion zu sehen. Am Ende war es wohl doch das Geld, denn allgemein scheint beim Actionthriller das Besetzungsbudget ordentlich gewesen zu sein: Neben Willis, Patric und Cusack sind auch Rapper 50 Cent und der südkoreanische Sänger Rain zu sehen – wenn auch nur in verschwindend kleinen Rollen.
Für den kommerziellen Erfolg mag derartiges Namesdropping natürlich äußerst förderlich sein, aus Sicht des Zuschauers wäre es aber schöner gewesen, auf unbekanntere Darsteller zurückzugreifen und dafür mehr Geld in die Drehbuchautoren zu investieren. Dann hätte es vielleicht die Chance gegeben, mehr als durchformulierte Standardware zu bekommen, dessen einzige kreative Leistung darin bestand, Namen für die Protagonisten zu finden. War die letzte Regiearbeit von Brian A. Miller Officer Down mit seiner unchronologischen Erzählweise und der später unerwarteten Wendung zumindest etwas ambitioniert, beschränkt sich die Überraschung bei The Prince darauf, Willis mal auf der Seite der Bösen zu finden.
Wobei: So richtig funktioniert die Einteilung in Gut und Böse hier ohnehin nicht. Auch wenn Paul eindeutig als Sympathieträger etabliert werden soll, der sich der Verbrechen entsagt hat und für eine gerechte Sache kämpft, so ganz überzeugen will das hier nicht. Die Dialoge sind wie so oft in dem Segment heillos übertrieben, tragische Geschichten werden im Pathos ertränkt, der angestrebte Coolnessfaktor von ihm und auch den anderen Figuren sieht Langeweile mitunter erstaunlich ähnlich. Interessant ist daher niemand, mitfühlen will man auch nicht, immerhin macht es aber zumindest bei manchen von ihnen Spaß zuzusehen. Rain etwa wirkt in diesem Umfeld als femininer Sadist geradezu wohltuend kurios, und John Cusack scheint nach The Paperboy und Grand Piano ohnehin seine Berufung für die gesetzesferne Seite gefunden zu haben. Auch wenn deren Auftritte eher kurz sind, gehören sie doch zu den Highlights des ansonsten nur wenig bemerkenswerten Actionfilms.
Nun stehen bei Genrefans Punkte wie eine originelle Geschichte, interessante Figuren oder glaubwürdige Dialoge nicht ganz so weit oben auf der Prioritätenliste. Schließlich lassen sich inhaltliche Schwächen leichter verschmerzen, wenn es dafür ordentlich knallt und rumst. Doch auch darauf muss man bei The Prince erstaunlich oft verzichten. Meistens begnügen sich die Protagonisten mit der Androhung von Gewalt, weniger der Ausführung, erst beim durchaus brauchbaren Finale werden dann auch die Waffen gezückt. Aber reicht das für einen gesamten Film? Vielleicht, wenn man leidenschaftlicher Anhänger von Filmen wie 96 Hours ist oder Mitglied eines Willis-Fanclubs. Der Rest findet in der B-Movie-Auswahl der Videothek um die Ecke Massen an Alternativen, die auch nicht wirklich schlechter sind.
The Prince – Only God Forgives ist seit 10. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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