Young Ones

Young Ones

(„Young Ones“ directed by Jake Paltrow, 2014)

Young OnesViel ist nicht übrig geblieben von dem blauen Nass, das einmal zwei Drittel unseres Planeten ausmachte und alles Leben bestimmte. Die Welt ist von einer trockenen, unfruchtbaren Wüste überzogen, Wasser zum kostbarsten Gut aufgestiegen. Farmen sind seither wertlos geworden, denn wo nichts wächst, das ist auch nichts wert. Ernest Holm (Michael Shannon) hält trotz allem an seiner fest, wo er mit seinen beiden Kindern Jerome (Kodi Smit-McPhee) und Mary (Elle Fanning) lebt. Wenn doch nur die geplante Wasserleitung durch sein Land führte, dann könnte der brache Boden seinen eigentlichen Wert zeigen! Während Ernest stoisch auf seine Chance wartet, hat Marys Freund Flem Lever (Nicholas Hoult) ganz eigene Pläne.

Ist es nun Sensationsgier? Die Faszination für den Abgrund? Oder doch echte Sorge? Endzeitszenarien haben dieses Jahr wieder Hochkultur, vor allem jene, die sich mit drohendem Klimawandel befassen. Während Snowpiercer die Erde im ewigen Eis versinken lässt, befassen sich Interstellar, The Rover und nun eben auch Young Ones mit den Auswirkungen einer extremen Dürre, in der kaum noch etwas wächst und die Menschen sich in kleine Siedlungen geflüchtet haben.

Wie seine wüsten Kollegen verzichtet auch Regisseur und Drehbuchautor Jake Paltrow – der jüngere Bruder von Gwyneth – darauf, seine dem Untergang geweihte Gesellschaft genauer vorstellen zu wollen. Wie es zu der verheerenden Trockenheit kam, wird nicht verraten, ebenso wenig, wie die Menschen in ihr leben und sich organisieren. Und das ist im Fall von Young Ones besonders schade: Die Technologien, die strenge Abschottung zwischen den Staaten, die Suche nach Wasser und die Entscheidung, wie dieses im Land verteilt wird – all diese Punkte warten mit Andeutungen von Geschichten auf, die geradezu darauf warten, erzählt zu werden.Young Ones Szene 1

Doch dieser dystopische Aspekt rückt nach dem stimmungsvollen Anfang schnell in den Hintergrund, auch die potenzielle Kritik am Raubbau der Menschen spielt keine wirkliche Rolle. Vielmehr interessiert sich Paltrow für seine Charaktere: Jedes der drei Kapitel widmet er einem anderen der männlichen Protagonisten und passiert unterwegs die unterschiedlichsten Genres. Der Rahmen entspringt dabei natürlich dem Science Fiction, immer wieder laufen Roboter durch die Gegend, Ernests Frau ist an eine kuriose Maschine angeschlossen. Gleichzeitig kommen aber auch altertümliche Gegenstände wie Funkgeräte zum Einsatz, die einem das Gefühl geben, nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit gereist zu sein.

Das wiederum passt sehr gut zu den Westernaleihen wie der nostalgischen Countrymusik, auch der einsame Held und das spätere Rachethema sind beliebte Bauteile des Genres. Doch Young Ones ist eben auch ein Drama, erzählt von Hoffnungslosigkeit, Familienkonflikten, der Suche nach einer Identität. Vor allem wenn der introvertierte Jerome oder seine nervlich angekratzte Schwester in den Fokus rücken, ist der Film – Science-Fiction-Szenario hin, Westerngebaren her – eine klassische Coming-of-Age-Geschichte über zwei Geschwister, die ihren Platz in einer komplizierten Welt suchen.Young Ones Szene 2

Die sieht übrigens mit ihren staubtrockenen, bräunlichen Bildern und den weitläufigen Landschaftsaufnahmen richtig gut aus, Paltrow fängt gekonnt das Gefühl von Isolation und Trostlosigkeit aus. Und auch die kuriosen Roboter, die seinerzeit Krieg der Sterne zur Ehre gereicht hätten, werten den Film gehörig auf. Hätte Paltrow der Geschichte die gleiche Sorgfalt gewidmet wie dem Szenario und der Inszenierung, Young Ones hätte zu einem der stärksten Genrebeiträge der letzten Zeit werden können. So aber ist das zweite Werk des Amerikaners eine irgendwo frustrierende und unbefriedigende, manchmal auch kaum nachvollziehbare Angelegenheit, bei der man ständig den Eindruck hat, dass eine große Geschichte in den Startlöchern steht, es sich kurz vorher jedoch anders überlegt hat.

Young Ones ist seit 18. November auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Young Ones wirft einen pessimistischen Blick auf eine Welt nach dem Klimawandel. Das ist interessantes Science-Fiction-Szenario, Western und Familiendrama in einem, dazu gibt es gelungene Aufnahmen einer Welt ohne Wasser. Dafür schwächelt die eigentliche Geschichte, über vieles hätte man hier doch gern deutlich mehr erfahren.
6
von 10