(„Aladin et la Lampe Merveilleuse“ directed by Jean Image, 1969)
Geld allein macht nicht glücklich, Macht und Einfluss sind ebenso wichtig. Zu diesem Schluss kommt eines Tages ein Magier aus Afrika, dem es trotz seines immensen Reichtums nach mehr verlangt. Eine Antwort auf diese Sehnsucht soll eine magische Lampe geben, von der gesagt wird, sie verleihe absolute Macht. Ganz einfach ist es jedoch nicht, in deren Besitz zu gelangen, schließlich soll sie tief im Palast der Sheherazade versteckt sein. Und nur ein unschuldiges Kind sei in der Lage, diesen Schatz von dort mitzunehmen. Eine knifflige Situation. Bis der Magier die Bekanntschaft des kleinen Aladin macht, sich als dessen Onkel ausgibt und den Jungen bittet, für ihn doch den gewünschten Gegenstand zu besorgen – was dieser nichtsahnend auch tut.
Kaum ein Märchen aus „1001 Nacht“ ist wohl bekannter als jenes um Aladin und seine magische Lampe, selbst wenn dieses wohl erst nachträglich der klassischen Sammlung hinzugefügt wurde. Schon Die Abenteuer des Prinzen Achmed von Lotte Reiniger, immerhin der älteste erhaltene Animationsfilm überhaupt, griff 1926 auf Motive daraus zurück, die bekannteste Filmfassung dürfte Disneys Zeichentrickvariante von 1992 sein. Doch auch die französische Version von Imre Hajdú, besser bekannt als Jean Image (Der tollkühne Lügenbaron), ist ein kleiner Klassiker, den heute vielleicht nicht mehr viele kennen, der damals aber weltweit Kinder verzauberte. Und wohl auch so manches Elternteil.
Der ungarische Regisseur hielt sich bei der Umsetzung zumindest in der ersten Hälfte recht nahe an die Originalgeschichte. Später wird abgeändert und teils deutlich gestrafft, um auf die knappe Dauer von gut einer Stunde zu kommen. Geschadet hat es nicht, denn Langeweile kommt durch die Schrumpfkur und das hohe Tempo erst gar nicht auf. Und dass obwohl sich der Film die Zeit nimmt, an einigen Stellen noch Lieder à la Disney einzubauen.
Mit diesem großen Vorbild kann es Aladin und die Wunderlampe dann aber doch nicht aufnehmen. Ob es nun der große Zeitdruck war – dem Team hatte nur ein knappes halbes Jahr zu Verfügung – oder das geringere Budget, sowohl bei den Animationen als auch bei den Zeichnungen begnügte man sich mit dem Notwendigsten, die Spezialeffekte sind erwartungsgemäß hoffnungslos veraltet, gleiches gilt für die oft schrägen Perspektiven, welche inzwischen kaum noch akzeptabel sind. Mit heutigen Animationsfilmen kann die französische Produktion daher nicht mehr konkurrieren, zumindest was die Technik angeht.
Doch dem Charme des Films konnten die Jahre kaum etwas anhaben, noch immer verzaubert Image mit einigen fantasievollen Abschnitten, absurd-witzigen Einfällen und einer leicht verständlichen Geschichte vor exotischer Kulisse. Nostalgiker, die Aladin und die Wunderlampe seinerzeit oder auch später im Fernsehen gesehen haben, werden sich daher über die überfällige Veröffentlichung auf DVD freuen. Und auch Kinder von heute dürften ihren Spaß an dem harmlosen Abenteuer haben, sofern sie nicht schon zu sehr auf die computerberechneten Blockbuster der Gegenwart geeicht sind. Ein Muss ist die Märchenverfilmung sicher nicht, aber gerade jetzt zur Vorweihnachtszeit doch eine schöne Möglichkeit, den Kleinen ein bekanntes Thema einmal näherzubringen.
Aladin und die Wunderlampe ist seit 4. Dezember auf DVD erhältlich
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