(„Anger Management – Season Two“ directed by various, 2014)
Frauen, Charlie Goodson (Charlie Sehen) kann nicht mit ihnen, er kann aber auch nicht ohne sie. Dabei gäbe es ja eine, mit der der Schwerenöter gerne zusammen wäre: Dr. Kate Wales (Selma Blair). Die ist auch gar nicht abgeneigt, mit ihm ins Bett zu hüpfen, wehrt sich aber gegen eine richtige Beziehung. Dass dies ein ständiger Reibepunkt ist, ist klar, umso mehr, da die beiden Therapeuten gemeinsam an einer Sexstudie arbeiten. Und das ist nicht das einzige, das ihm Kopfzerbrechen bereitet, denn immer wieder kommt es in seinem privaten Umfeld, aber auch in seinen Therapiegruppen zu chaotischen Zwischenfällen.
Nach der etwas enttäuschenden zweiten Staffel, schließt Nummer drei (welche in den USA eigentlich Teil von Season Two ist) wieder an die Qualitäten des Auftakts an. Dabei ist es nicht einmal so, dass sich das Konzept entscheidend geändert hätte. Größte Zäsur ist sicher der fristlose Rausschmiss von Selma Blair zur Mitte der Staffel, nachdem sich diese öffentlich über die Arbeitsweise Sheens beschwert hatte. Gleich zwei neue Hauptpersonen füllen die Lücke von Charlies Love Interest Nummer eins: Laura Bell Bundy spielt die ehemalige Alkoholikerin Dr. Jordan Denby, welche an Kates Stelle die Studie fortsetzt. Brian Austin Green als Sean Healy werden Serienveteranen schon kennen, der Exfreund von Charlies Exfrau Jennifer (Shawnee Smith) bekommt nun eine deutlich größere Rolle.
Das ist einerseits schade, denn die gefühlskalte Therapeutin gehörte zu den stärksten Figuren der Serie. Durch den Wegfall der auf Dauer eintönigen Liebesmachtspielchen und die gleichzeitige Reduktion der Familienepisoden bekommen aber endlich die witzigen Nebencharaktere aus Charlies Therapiesitzungen mehr Sendezeit. In einigen Folgen wird die eigentliche Hauptperson sogar stark an den Rand gedrängt. Sehens Fans mag das weniger gefallen, Anger Management tut dies jedoch gut. Anspruchsvoller oder intelligenter wird die Sitcom so zwar nicht, hier wird oft die Gegend unterhalb der Gürtellinie angepeilt. Doch die ständigen Frotzeleien und die völlig überzeichneten Figuren sind deutlich spannender als es die im Grunde recht dröge Rolle Sheens ist.
Nachteil der Schwerpunktverschiebung: Wie schon in Staffel 1 wird man ein wenig von den vielen Charakteren etwas erschlagen – rund 20 verschiedene Figuren gehören innerhalb der 24 aktuellen Episoden zum festen Ensemble, hinzu kommen Gastauftritte, die sich schon mal über mehrere Folgen ziehen. Damit setzt Anger Management einen Trend fort, der schon letztes Mal begann. Die Zeiten der völligen Austauschbarkeit sind vorbei, Geschichten dürfen sich nun auch schon mal über die üblichen 20 Minuten hinaus entwickeln. Für Einsteiger wird es dadurch schwieriger, an einer beliebigen Stelle einzuschalten ist hier manchmal keine gute Idee. Langzeitfans werden sich daran jedoch kaum stören, wem schon die ersten beiden Staffeln gefallen haben, findet hier mehr vom Gewohnten, und das auch noch auf gesteigertem Niveau. Wer die Serie noch nicht kennt, darf trotzdem seinen Spaß haben. Ein Meilenstein ist die Sitcom sicher nicht, die Chancen, dass man sich in einigen Jahren noch an sie erinnern wird, stehen eher schlecht. Aber sie bietet nette Zerstreuung für zwischendurch, und manchmal braucht es auch nicht mehr als das.
Anger Management – Die komplette 3. Staffel ist seit 13. November auf DVD und Blu-ray erhältlich
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