(„Götz von Berlichingen“ directed by Carlo Rola, 2014)
Ob es nun Frauen sind, Nahrungsmittel oder auch Reichtümer, Götz von Berlichingen (Henning Baum) hat es nicht so mit Zurückhaltung, der Raubritter nimmt sich einfach, was ihm gefällt. Als er bei einem seiner Überfälle Gold an sich reißt, mit dem die mörderische Intrige von Fürstin Adelheid (Natalia Wörner) finanziert werden soll, stößt sein Glück aber an seine Grenzen. Bei einem nächtlichen Überfall versuchen maskierte Männer, die Beute wieder an sich zu bringen und hacken bei der Gelegenheit dem überraschten Raubein die Hand ab. Fast kostet ihn das auch das Leben, nur durch das Eingreifen der berüchtigten Heilerin Saleema (Dennenesch Zoude) springt er dem Tod noch einmal von der Schippe. Doch die eigentlichen Probleme fangen da erst an.
Mittelalter und kein Ende. Schon seit Jahren scheint es die Deutschen nicht mehr wirklich in der Jetztzeit zu halten, spätestens seit dem Serien-Phänomen Game of Thrones will wirklich jeder etwas vom dicken Kuchen abbekommen. Nachdem dieses Jahr bei der Konkurrenz schon diverse historische Stoffe zu sehen waren – etwa das ordentliche Die Pilgerin im ZDF oder das mäßige Die Hebamme auf Sat1 – buhlte unlängst dann auch RTL um die Gunst des rückgewandten Publikums. Und dabei verließ sich der Sender auf zwei große Namen: 1. der einst real existierende Götz von Berlichingen, der durch die Goethe-Bearbeitung unsterblich wurde. 2. Henning Baum, der durch seine Rolle als pöbelnder Frauenheld in Der letzte Bulle zum festen TV-Gesicht avancierte.
Allein deshalb dürfte dem Fernsehfilm schon eine gewisse Aufmerksamkeit zugekommen sein, der Qualität wegen wäre das sicher nicht nötig gewesen. Die Kulissen sind hübsch, und wer an derben Sprüchen Gefallen findet, der darf sich hier so manches anhören. Abgesehen davon fällt es jedoch schwer, allzu viele positive Aspekte an Götz von Berlichingen zu finden. Dies fängt schon bei der hanebüchenen Geschichte an. Anstatt sich auf die historische Vorlage zu verlassen, brauchte man für den geneigten RTL-Schauer dann doch ein bisschen mehr. Und so geht es hier um nicht weniger als Königsmord, Landesverrat, Aufstände, Intrigen, dazu kommt noch etwas alberner Hokus Pokus und die obligatorische Liebesgeschichte.
Nun kann auch ein übertriebener Historienepos Spaß machen, wenn man dies als bewusstes Stilmittel wie in Da Vinci’s Demons einsetzt. Hierfür fehlen dem deutschen Film jedoch schlicht die Mittel, was in diesem Fall sowohl das Budget, teilweise auch das Talent der Schauspieler und Autoren betrifft. Wäre dies wenigstens mit Humor verbunden, ließe sich darüber noch hinwegsehen. Doch die Versuche, witzig zu sein, sind ebenso plump wie die Kämpfe, denen es sowohl an Tempo wie auch an Spannung mangelt. Wären da nicht die besagten netten Kulissen, man könnte sich Götz von Berlichingen getrost sparen. Aber selbst dann dürften nur die absoluten Mittelalterromantiker den Film tatsächlich gut finden, der Rest hat nicht wirklich viel verpasst.
Götz von Berlichingen ist seit 5. Dezember auf DVD und Blu-ray erhältlich
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