(„Trinity Blood“ directed by Tomohiro Hirata, 2005)
Auch wenn der letzte verheerende Weltkrieg nun schon einige Jahrhunderte zurück liegt, vom Frieden träumt man auf der Erde noch immer vergeblich. Doch jetzt sind es nicht unbedingt die Nationen, die im Clinch liegen, sondern die beiden größten Bevölkerungsgruppen: Menschen, auch Terra genannt, sowie eine Vampirrasse namens Methuselah. Deren Verhältnis ist von einem ständigen Misstrauen bestimmt, vor allem dem mächtigen Vatikan sind die Blutsauger ein Dorn im Auge. Doch die eigentliche Bedrohung, die geht von dem mysteriösen Rosenkreuz-Orden auf, der nicht weniger als die komplette Zerstörung der bisherigen Welt anstrebt. Eben dies versucht Abel Nightroad zu verhindern, der als Priester im Dienst der Kirche steht. Was die meisten nicht wissen: Der Geistliche ist selbst ein Vampir, der jedoch nicht Menschen, sondern anderen Vampiren den Lebenssaft aussaugt.
Dass Vampire nicht unbedingt die besten Freunde der Menschen sind, das haben uns über hundert Jahre Filmgeschichte gelehrt. Diese jedoch zu einer Terrororganisation zu erklären, das ist dann doch recht ungewöhnlich. Vom weiteren Verlauf des Anime lässt sich das jedoch nicht behaupten: Ob es nun die Charaktere sind, die Handlung, die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen oder das obligatorische Beilegen sämtlicher Differenzen beim Kampf gegen den gemeinsamen Feind, Trinity Blood weicht nur selten von dem ab, was man schon in zahlreichen strukturell ähnlichen Filmen und Serien gesehen hat.
Das dies nicht auf Anhieb auffällt, das verdankt die Serie einer gewissen Kaltschnäuzigkeit: Gleich ob es nun zusammenpasst oder nicht, hier werden die unterschiedlichsten Elemente durch den Fleischwolf gedreht und anschließend gemeinsam serviert. Schon bei der Bestimmung der Epoche wird der Zuschauer nach wenigen Folgen an seine Grenzen stoßen. Unter dem Hinweis, Menschen und Vampire würden frühere Techniken und Maschinen verwenden, die sie nach dem Weltkrieg gefunden haben, findet hier alles seine Verwendung, was irgendwann einmal erfunden wurde: Zeppeline und Satelliten, Lanzen und Hologramme. Wer will sich dann noch wundern, wenn ein Kämpfer der Kirche in Wahrheit ein Roboter ist, die Inquisition wieder fleißig Hexen verbrennen will und auch das antike Albion wieder eine Großmacht ist – dank seiner geheimen Forschungseinrichtungen unterhalb des Staates? Nicht einmal die Musik folgt einer klaren Linie, kombiniert Chorgesänge mit Rockmusik und melancholischen Klavierstücken.
Da darf der Zuschauer an mehr als einer Stelle mit den Augen rollen. Immerhin aber nimmt sich Trinity Blood – im Gegensatz etwa zum ähnlich unsinnig ausufernden Deadman Wonderland – selbst nicht übermäßig ernst. Hin und wieder wird hier zwar etwas zu bemüht um einen Coolnessfaktor gerungen, wenn selbst Nonnen und Staatsoberhäupter mit fettem Waffenarsenal durch die Straßen rennen, manche Dialoge sind auch von Pathos durchtränkt. Oft genug darf man sich aber gerade über die vielen völlig unsinnigen Einfälle und den stilistischen Mischmasch gut amüsieren. Comic Relief gibt es ohnehin, Abel Nightroad ist gleichzeitig eiskalter Vampirkiller und tollpatschiger Clown, der immer Hunger, aber nie Geld hat. Damit einher geht gleichzeitig jedoch ein angesichts des Themas enttäuschend niedriger Horroranteil. Spannend wird es dank der zahlreichen Kämpfe zwar hin und wieder, blutig und brutal auch, der Gruselfaktor tendiert aber gegen Null.
Während das vielleicht noch zu verschmerzen wäre, ist das Fehlen einer fortlaufenden Geschichte durchaus problematisch. Dass Trinity Blood auf einer mehrbändigen Light-Novel-Reihe von Sunao Yoshida basiert merkt man, immer wieder hat man das Gefühl, dass einem Regisseur Tomohiro Hirata (Peace Maker Kurogane) Hintergrundinformationen und Details vorenthält, die zum Verständnis notwendig gewesen wären. Das trifft insbesondere auf die zahlreichen Charaktere zu, die ohne große Einführung auftauchen, um anschließend wieder zu verschwinden. Sonderlich einnehmend ist das nicht, die konfuse Erzählweise tut wenig dafür, beim epischen Kampf zwischen den verschiedenen Gruppierungen wirklich mitzufiebern.
Optisch bewegt sich die Serie des Animationsstudios Gonzo (Bayonetta: Bloody Fate, Speed Grapher) auf einem akzeptablen, jedoch wenig bemerkenswerten Niveau. Vor allem die Designs der Figuren sind langweilig und entsprechen den gängigen Animetypen, lediglich bei der Verwandlung von Abel wird es etwas ungewöhnlicher. Die Animationen sind teils recht abgehackt, dafür sind die pompösen Hintergründe nett anzusehen. Von den primitiven Computergrafiken lässt sich das weniger behaupten. Die finden sich nicht nur in naheliegenden Momenten Einsatz – zum Beispiel, wenn Fahrzeuge durch die Straßen oder die Luft düsen – sondern auch in solchen, wo es nicht notwendig gewesen wäre. Mit allzu hohen Ansprüchen sollte man Trinity Blood aber ohnehin nicht begegnen, denn trotz der herrlich übertriebenen Elemente, mehr als Durchschnitt hat der Anime nicht zu bieten.
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