(„Crossbones“, 2014)
Gold? Juwelen? Nein, das ist nicht der Grund, weshalb Edward Teach (John Malkovich) die HMS Petrel kapern ließ. Vielmehr hatte es der unter dem Namen Blackbeard gefürchtete Pirat auf einen Chronometer abgesehen, der sich an Bord des Schiffes befand. Doch diesen hatte der sich an Bord befindende Arzt Tom Lowe (Richard Coole) rechtzeitig zerstört und dabei gleich noch den Konstrukteur vergiftet, um zu verhindern, dass das Instrument dem Feind in die Hände fällt. Doch der denkt erst gar nicht daran, sich seinem Schicksal zu ergeben, und hält den Medicus auf seiner Insel Santa Compaña gefangen, damit er den Konstrukteur vielleicht doch noch das Leben rettet. Was jedoch keiner ahnt: Lowe hat einen geheimen Auftrag, und der lautet, Blackbeard zu töten.
Bald vier Jahre ist es her, dass mit Fremde Gezeiten der bislang letzte Teil der beliebten Reihe Pirates of the Caribbean in die deutschen Kinos kam. Und auch wenn ein Nachfolger schon lange angekündigt ist, sieht es so aus, als würden frühestens nächstes Jahr die Piraten wieder in See stechen. Das bietet natürlich anderen die Möglichkeit, diese Lücke zu füllen, welche der Blockbuster derweil hinterlassen hat. Crossbones kann hier gleich mit zwei großen Namen aufwarten: der mehrfach für einen Oscar nominierte John Malkovich und Blackbeard, jenem berüchtigten Freibeuter, der Anfang des 18. Jahrhunderts sein Unwesen trieb.
Mit der realen Geschichte von Teach hat Crossbones jedoch nur wenig zu tun, vielmehr basiert die Serie auf dem Buch „The Republic of Pirates“ von Colin Woodard und geht recht großzügig mit den biografischen Daten um. Das fängt schon damit an, dass die Geschichte 1729 spielt, mehr als zehn Jahre nach dem Tod des Piraten. Einen Anspruch auf historische Genauigkeit wird hier also nie erhoben, dem Zuschauer kann das aber egal sein, so lange Abenteuer, spannende Kämpfe und exotische Kulissen geboten werden.
Wer hier auf solches hofft, wird aber nur zum Teil erhört werden. Dabei fängt es überaus vielversprechend an: die weite See, riesige Wellen, ein hektisches Kampfgetümmel, bei dem viele ihr Leben lassen. Auch die fiktive Insel Santa Compaña – Heimat von Seeräubern, Dieben und Mördern – bietet mit ihrer kleinen Siedlung, dem Meer und dem wilden Urwald ein stimmungsvolles Ambiente. Doch sobald wir dort einen Fuß absetzen, wird deutlich das Tempo rausgenommen. Kämpfe sind von nun an eher die Ausnahme, der Schwerpunkt liegt auf den Bewohnern, ihren Hintergrundgeschichten und diversen Intrigen.
Das muss nicht zwangsweise verkehrt sein, ist im Fall von Crossbones aber nicht allzu spannend geraten. Größtes Problem sind die Figuren, die bis zum Schluss einfach zu blass bleiben, als dass man sich für deren Schicksal interessieren würde. Wie zu erwarten steht Malkovich im Fokus der Geschichte, seine ebenso eloquente wie grausame Fassung des Piraten sorgt für die Glanzpunkte der Abenteuerserie. Der Rest des Ensembles jedoch besteht zum Großteil aus austauschbaren Stereotypen, sie so wenig ambitioniert oder kreativ sind, dass man sie nach den neun Folgen bereits vergessen hat – der zweiten Hauptfigur Tom Lowe eingeschlossen. Dass hier so manches Verhalten nicht wirklich nachzuvollziehen ist, hilft der Sache auch nicht unbedingt weiter.
Wenn die Serienschöpfer Neil Cross, James V. Hart und Amanda Welles dabei wenigstens noch Humor bewiesen hätten und aus der Vorlage à la Da Vinci’s Demons ein völlig überzogenes Südseeabenteuer gebastelt hätten. Doch Fehlanzeige, gelacht werden darf hier nie, alle Figuren nehmen sich und ihre Geschichten furchtbar ernst. Schade um die prachtvollen Kulissen, die hübschen Kostüme und das Schauspieltalent von Malkovich, aber übers Mittelmaß ragt Crossbones nie hinaus.
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