(„Frozen Alive“ directed by Bernard Knowles, 1964)
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, sich einfrieren und Jahre später wieder auftauen zu lassen? Dr. Frank Overton (Mark Stevens) ist diesem Traum schon ganz nahe, die Versuchsaffen zumindest haben die Kältetherapie gut überstanden. Von Franks Ehe lässt sich das weniger behaupten: Seine Frau Joan (Delphi Lawrence) ist alles andere als begeistert darüber, dass der bekannte Wissenschaftler so viel Zeit im Labor verbringt. Vor allem dessen hübsche Assistentin Dr. Helen Wieland (Marianne Koch) ist Joan ein Dorn im Auge. Streit ist an der Tagesordnung, bis dieser schließlich irgendwann in einer Katastrophe endet.
Auch wenn die Beschreibung auf der Rückseite der DVD drauf schließen lässt, mit Murder Mystery und Wodunnit hat Der Fall X701 so gar nichts zu tun. Krimianteile sind vorhanden, doch die beschränken sich auf die Frage, ob die Wahrheit am Ende ans Licht kommt. Ähnlich zu Columbo sind wir live dabei, wenn der Sensenmann zuschlägt, das wie, wo, wer und warum ist dem Zuschauer daher bekannt. Das ist zwangsläufig weniger spannend, zumal nicht allzu viel Fantasie notwendig ist, um den Ausgang vorherzusagen.
Genauso sind die Science-Fiction-Elemente eher sparsam. 1964 mögen Überlegungen zum Einfrieren von Menschen zwecks späterer Heilung noch visionär gewesen sein, 50 Jahre später braucht es da aber schon ein bisschen mehr, um den Zuschauer noch zu fesseln. Nicht einmal optisch ist da viel hervorzuheben, Spezialeffekte gibt es praktisch keine, was gerade in diesem Genre schon eher enttäuschend ist. Actionsequenzen oder philosophische Gedanken sind ebenfalls Mangelware, für heutige Zuschauer wird der Film schlichtweg langweilig sein. Ein mäßig spannender Krimi, ein nicht mehr taufrisches Science-Fiction-Experiment, braucht man sich Der Fall X701 heute dann überhaupt noch anzuschauen? Nicht zwangsweise, trotz der gegenteiligen Behauptung auf dem Cover, ein Klassiker ist die deutsch-britische Koproduktion sicher nicht – dafür mangelt es sowohl an Qualität wie auch Bekanntheitsgrad.
Dabei ist verborgen unter dem wissenschaftlichen Anstrich und den Krimianleihen durchaus eine zeitlose und relevante Geschichte verborgen: In seinem Herzen handelt es sich hier um ein Drama über ein Ehepaar, das wohl nie eins hätte werden sollen. Die Anziehung zwischen beiden war sicher einst da, Gefühle ebenfalls, und doch ist die Ehe von Frank und Joan an der unterschiedlichen Lebensauffassung gescheitert, an der Unfähigkeit der beiden, ihre jeweiligen Leidenschaften und Wünsche in eine gemeinsame Richtung zu lenken. Und damit wird sich sicher so mancher auch heute noch identifizieren können. Da die Genremischung aus dem Jahr 1964 gut gespielt ist, die Figuren auch immer nachvollziehbar bleiben, ist Der Fall X701 zumindest für Freunde zwischenmenschlicher Probleme einen Blick wert. Gleiches gilt für Filmhistoriker: Während das Ensemble eher unbekannt ist, übernahm seinerzeit Bernard Knowles die Regie. Und der war immerhin für die Kameraarbeit der Hitchcock-Klassiker 39 Stufen und Sabotage zuständig. Knowles’ Händchen für die Bildarbeit ist auch hier zu sehen, denn die stimmungsvollen Aufnahmen entschädigen oft für den mitunter wenig interessanten Inhalt.
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