Kinder der Shadoks
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Die Kinder der Shadoks

(„Les Shadoks – Troisième série“ directed by René Borg, 1972)

Kinder der ShadoksDer Apfel fällt nicht weit vom Stamm, selbst dann nicht, wenn man kein Apfel ist und weit und breit kein Baum zu finden ist. Oder auch sonst irgendwas. Das genau ist nämlich das Problem der Kinder der Shadoks: Da ist einfach nichts im All. Egal, wie weit sie fliegen, der gesuchte Planet, auf dem sie ein neues Leben beginnen wollen, der ist nirgends aufzutreiben. Dass sie von ihren Eltern die eher überschaubare Intelligenz geerbt haben, macht die Geschichte natürlich auch nicht einfacher. Doch im Zweifelsfall macht ein Shadok einfach, was er am besten kann: pumpen. Helfen tut das zwar nicht viel, aber wer weiß, welches Unglück über sie herabprasseln würde, wenn sie mit dem Pumpen aufhörten?

Wer bei dieser Einleitung nicht viel verstanden hat, keine Sorge, das ist bei Die Kinder der Shadoks ganz normal. Schon bei der ersten Staffel Die Shadoks und die Gibis reisen zur Erde liebte es Serienschöpfer Jacques Rouxel, mit Gesetzmäßigkeiten zu spielen, sie so zu drehen und zu wenden, bis am Ende nur noch eine absurde Karikatur der Realität übrig blieb. In Die Kinder der Shadoks, Staffel drei der französischen Kultserie, ist es nicht einmal mehr das. Zwar wird hier nie die kunstvolle Entrücktheit von etwa Angel’s Egg oder Gwen et le livre de sable erreicht, wenn aber kosmische Hüte die Welt der Shadoks erobern, Bügeleisen als Flugobjekte dienen, Ahnen in Koffern und mit Hilfe von Kamillenlikör weiterleben und das Gemüse eine Revolution startet, weil es nicht jeden Tag wachsen mag, dringt die Serie schon in deutlich surreale Sphären vor.

Zudem gewannen Die Shadoks an inhaltlicher Komplexität. War die erste Staffel ein sehr unterhaltsamer, aber für sich genommen belangloser Spaß, dürfen wir diesmal philosophischen Überlegungen lauschen, überraschend cleveren Meta-Kommentare über die Serie, weitere Anspielungen auf Kunst und Kultur sowie kleinere Spitzen gegen Gesellschaft und Politik. Abgerundet wird das intellektuelle Potpourri durch eine etwas andere Form der Evolutionstheorie. Wirklich anspruchsvoll wird die Serie zwar noch immer nicht, gerade aber weil in den 52 Mini-Folgen – jede ist weniger als drei Minuten lang – Nonsens und Klugheit so eng beieinander liegen, gerät man an manchen Stellen ins Stolpern, spult noch mal zurück, im Versuch zu verstehen, wovon eigentlich gerade die Rede ist.

Diese Veränderung ist Fort- und Rückschritt zugleich. Wer die ersten Abenteuer der idiotischen Vögel für einen Angriff auf die Intelligenz des Zuschauers hielt, bekommt hier manchen Stoff, über den es sich tatsächlich nachzudenken lohnt. Gleichzeitig ging jedoch auch der anarchische Charme verloren, welcher die Serie zuvor ausgezeichnet hat. Zudem hat Die Kinder der Shadoks das Problem, im Gegensatz zu Die Shadoks und die Gibis keine richtige Rahmenhandlung zu haben. Zu oft wird hier von Thema zu Thema gesprungen, sodass man selbst den Faden verliert – was vom Erzähler in einem dieser besagten Meta-Kommentare dann auch selbst missfällt.

Zu mögen gibt es hier dennoch genug, vor allem wenn man absurden Humor zu schätzen weiß. Wiederholungstäter dürfen sich zudem darüber freuen, dass diverse alte Bekannte auch in Staffel drei kleine Gastauftritte haben. Um die zu verstehen, sollte man die erste Staffel aber gesehen haben, Neulinge sollten ohnehin mit dieser beginnen, werden dort doch wichtige Grundlagen der Shadoks-Welt und -Philosophie eingeführt. Visuell hat man in den vier Jahren seit Die Shadoks und die Gibis übrigens auch ein wenig zugelegt. Noch immer sind die Grafiken sehr simpel, die Farbwahl eher spärlich. Und doch darf man hier immerhin Anzeichen von Hintergründen bewundern und eine höhere Zahl von Animationen. Da zu guter Letzt die spacige Musik dem inhaltlichen Tohuwabohu nicht nachsteht, sind auch die Kinder der französischen Kultvögel ein Geheimtipp für die Freunde etwas andersartiger Zeichentrickserien. Bleibt nur zu hoffe, dass sich in Deutschland doch noch jemand findet, der auch den Rest der TV-Serie veröffentlicht. Denn während die Shadoks in ihrem Heimatland noch immer zahlreiches Merchandising zieren, sind die Staffeln zwei und vier hierzulande nie erschienen.



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Ist Dummheit vererbbar? Oh ja, wie „Die Kinder der Shadoks“ beweisen, und das ist ein Glück für die Freunde andersartiger Zeichentrickserien. Noch immer zeichnet sich die französische Produktion durch absurden Humor aus, ist dieses Mal jedoch inhaltlich komplexer und noch surrealer. Dadurch bekommt man hier mehr Stoff fürs eigene Gehirn, gleichzeitig ging jedoch etwas der anarchische Charme verloren, zumal eine klare Rahmenhandlung fehlt.
7
von 10