Deadman Wonderland
© 2006 Jinsei Kataoka, Kazuma Kondou/Kodokawa Shoten • Deadman Wonderland Inc. production committe

(„Deadman Wonderland“ directed by Koichi Hatsumi, 2011)

Deadman WonderlandZehn Jahre sind vergangen seitdem ein Erdbeben rund dreiviertel von Tokio zerstörte, der Schüler Ganta Igarashi führt inzwischen ein vergleichsweise normales Leben. Dies ändert sich jedoch, als eines Tages ein seltsamer, rotgekleideter Mann auftaucht und Gantas komplette Klasse auslöscht – bis auf ihn. Der avanciert dadurch natürlich zum Hauptverdächtigen und wird von einem Gericht auch zum Tode verurteilt. Immerhin kann er sein vorzeitiges Ableben etwas hinauszögern, wenn er im Deadman Wonderland erfolgreich an Wettkämpfen teilnimmt, denn sein Gefängnis dient gleichzeitig auch als Vergnügungspark.

Des einen Leid, des anderen Freud: Seit Arnold Schwarzenegger in den spätern 80ern in Running Man um sein Leben rennen durfte, sind tödliche Spiele, die zur Erheiterung der Massen angesetzt werden, ein wiederkehrendes Thema. Vor allem nachdem Tribute von Panem zu einem überraschenden Blockbuster wurde, feiern Tod und Spiele eine ungeahnte Renaissance. Deadman Wonderland ist so etwas wie die Animeversion dieses Szenarios, ging dem großen Trend aber einige Jahre voraus. Bald vier Jahre ist die Serie schon alt, der ihr zugrunde liegende Manga von Jinsei Kataoka nahm sogar 2007 bereits seinen Anfang. Geschadet hat die Popularität vergleichbarer Filme der TV-Produktion jedoch sicher nicht, zumal durch die Zusammenlegung eines Gefängnisses und eines Vergnügungsparks die Grundidee schön konsequent weitergedacht wurde.

Gerade zu Beginn ist die Aussicht auf satirische Elemente hoch, doch werden diese mit der Zeit immer weiter an den Rand gedrückt, bis sie dann komplett fallengelassen werden. Übertrieben ist Deadman Wonderland auch im Anschluss, jedoch nicht im positiven Sinne. Vielmehr macht die Serie den Fehler, cool mit exzessiv und erwachsen mit blutig zu verwechseln. Im Klartext heißt das, dass groteske Schlägertypen sich gegenseitig die Körperteile abschlagen, später darf dann auch ein wenig gefoltert werden. Dazu gibt es schrille Lachorgien im Dauerabo, welche dazu dienen sollen, die Abgründe der Figuren zu verdeutlichen. Vielleicht hätte das funktioniert, wären die Dialoge dabei nicht so abgrundtief dämlich und unnatürlich ausgefallen oder hätte man bei den melodramatischen Hintergrundgeschichten etwas mehr Zurückhaltung gezeigt. Wenn dann auch noch Superkräfte hinzukommen und lächerliche Gegenspieler, wird es vollends komisch. Unfreiwillig komisch, denn Deadman Wonderland nimmt sich ernst. Zu ernst.

Dass man dem Geschehen nicht so viel Anteilnahme entgegenbringt und damit keine rechte Spannung aufkommen will, ist aber auch den Protagonisten geschuldet: Ganta ist ein zum Pathos neigender Jammerlappen, seine Begleitung – die mysteriöse Shiro – ein bemerkenswert naives und kindliches Kampfass. Nervtötend sind sie beide. Und selbst wer sich durch die immer schwächer werdenden Folgen schleppt, in der Hoffnung, dass wenigstens das Ende zum vielversprechenden Anfang zurückfindet, stellt fest, dass eben dieses fehlt. Wie so manche Adaption eines Mangas hatte auch dieser Anime damit zu kämpfen, dass die Originalgeschichte gar nicht abgeschlossen war. Und so endet Deadman Wonderland genauso wirr und plötzlich, wie es angefangen hat.

Immerhin ist die TV-Produktion währenddessen hübsch anzusehen. Bei den Massenszenen während der Wettkämpfe hat es zwar nicht zu mehr als Standbildern gereicht, ansonsten sind die Animationen des Studios Manglobe (Samurai Flamenco, Ergo Proxy) aber annehmbar, gleiches gilt für die Effekte. Selbst die Designs der Figuren sind ansehnlich. Doch all das bringt wenig, wenn der Inhalt so schwach ist wie hier, Regisseur Koichi Hatsumi im Grunde nichts zu erzählen hat. Seine Fans hat die Serie zweifelsfrei, und wessen Herz für actionbetonte Geschichten mit übernatürlichen Elementen, Gewalt und überzogenen Sprüchen schlägt, kann es durchaus mal mit Deadman Wonderland versuchen. Wer aber einfach nur mal wieder eine gute Animeserie sehen will, der kann sich diese hier trotz seines interessanten Szenarios sparen.



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Auch wenn das Szenario großes satirisches Potenzial hat, genutzt wird es kaum, dafür nimmt sich „Deadman Wonderland“ zu ernst. Die optische Umsetzung gefällt, dafür ist die Geschichte schwach, die Dialoge oft lächerlich und die beiden Hauptfiguren nervtötend.
4
von 10