(„Criminal Law“ directed by Martin Campbell, 1988)
Eine junge Frau wurde brutal ermordet und missbraucht. Der Täter: der Millionärssohn Martin Thiel (Kevin Bacon). Das zumindest behauptet eine Augenzeugin, die ihn während der Tatnacht beobachtet haben will. Aber wie glaubwürdig ist diese Zeugin? Martins Anwalt Ben Chase (Gary Oldman) schafft es, die Jury von deren Unzuverlässigkeit zu überzeugen und einen Freispruch für seinen Mandanten herauszuholen. Als kurz drauf jedoch eine weitere grausam zugerichtete Leiche auftaucht, beginnt Ben selbst an der Unschuld zu zweifeln. Um sich Gewissheit zu verschaffen, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und lässt sich auf ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel einzulassen.
Es ist schon faszinierend, die Karriere von Martin Campell ein wenig näher zu verfolgen. Zweimal hat der neuseeländische Regisseur die bereits totgesagte James-Bond-Reihe erfolgreich wiederbelebt (GoldenEye, Casino Royale), seine letzten beiden Filme Auftrag Rache und Green Lantern stießen hingegen auf eine maximal verhaltene Begeisterung. Und auch Der Frauenmörder von 1988 machte es sich auf der Punkteskala ein paar Etagen tiefer gemütlich, obwohl Campell seinerzeit mit Gary Oldman und Kevin Bacon auf zwei Schauspieltalente zurückgreifen konnte, deren Stern gerade am Aufgehen war.
Der Einstieg des Thrillers ist dabei sogar noch sehr gelungen: In hektischen Aufnahmen stolpern wir durch den Tatort, dürfen gerade so einen Blick auf die Leiche erhaschen. Dann der Cut, plötzlich ist der Gerichtssaal zum Schauplatz erkoren, wir sehen fein gekleidete Männer Schicksal spielen. Überhaupt arbeitet Campbell gern mit diesen harten Kontrasten – auf der einen Seite die dreckigen Morde, auf der anderen die glatt geleckte Welt von Martin und Ben. Das ist effektiv, wird hier aber wie so vieles inflationär gebraucht. Der Regen beispielsweise, in der Mordnacht noch atmosphärisches Stilmittel, findet quasi einen Dauereinsatz, wenn es düster werden soll. Und auch andere Einfälle werden lieber gleich mehrfach wiederholt, bevor man unnötige Experimente eingeht. Auf Dauer ist dieses formelhafte Abhaken etwas wenig, mit der Gewöhnung geht auch die Spannung verloren.
Die ist ohnehin auf keinem besonders hohen Niveau, da es hier weniger um die Morde noch die Identität des Mörders geht – beides wird frühzeitig fallengelassen bzw. verraten – sondern um das Verhältnis zwischen Ben und Martin. Die moralische Komponente, was es heißt, einen Mörder verteidigen zu müssen, die wird jedoch nur angedeutet. Auch sonst führt Der Frauenmörder immer wieder Gedanken oder Nebenschauplätze ein, interessiert sich letzten Endes aber nicht wirklich für sie. Das macht den Thriller, zusammen mit den übertrieben bedeutungsschwangeren Dialogen, den langweiligen Frauenfiguren und der nur wenig glaubwürdigen Auflösung, zu einer eher unbefriedigenden Angelegenheit. Thrillerfans können sich den Film aufgrund der streckenweise dichten Atmosphäre zwar anschauen, ebenso wer Bacon und Oldman in frühen Rollen bewundern möchte. Ein wirkliches Muss ist der Streifen jedoch nicht.
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