(„This Is Where I Leave You“ directed by Shawn Levy, 2014)
Kurz nachdem Judd Altman (Jason Bateman) herausgefunden hat, dass seine Frau ihn betrügt, muss er auch noch erfahren, dass sein Vater gestorben ist. Zu allem Überfluss sollen er und seine Geschwister sich in ihrem Elternhaus zu einer Trauerwoche zusammenfinden. Obwohl niemand wirklich Lust dazu hat, erfüllen sie ihrem Vater diesen letzten Wunsch. Nun müssen Judd, seine Schwester Wendy (Tina Fey) und seine Brüder Phillip (Adam Driver) und Paul (Corey Stoll) irgendwie versuchen diese Woche rumzukriegen. Doch während ihrem gemeinsamen Aufenthalts offenbaren sich immer mehr Probleme, die es zu lösen gilt.
So richtig neu wirkt die Geschichte nicht, dass mehrere Familienmitglieder, die nicht die beste Beziehung untereinander haben, an einem Ort „gefangen“ sind und mit der Zeit die unter der Oberfläche schwelenden Probleme bewältigen. Und wenn ein Film eine Geschichte erzählt, bei der man das Gefühl hat, sie von irgendwoher zu kennen, dann braucht er irgendetwas, was ihn von den anderen Filmen abhebt. In diesem Falle wäre das wohl der glänzend aufgelegte Cast. Jason Bateman spielt hier einen Mann, bei dem gerade alles im Leben schief läuft. Trotzdem bleibt er in fast jeder Situation ruhig und nimmt alles so, wie es kommt. Ein bisschen wirkt er hier wie in seiner Rolle in Kill the Boss, in dem er ebenfalls immer versucht hat der Vernünftige zu sein und für die Handlungen der anderen Charaktere manchmal keine Worte findet. Ihm zur Seite steht fast immer seine von Tina Fey gespielte Schwester. Anfangs hat man das Gefühl, sie ist so etwas, wie die moralische Instanz der Geschwister und sei die, die alles im Griff hat. Doch mit der Zeit bröckelt diese Auffassung, denn wir erfahren mehr über ihre Vergangenheit und den Grund, warum ihr die Rückkehr in ihre Heimatstadt besonders schwer gefallen ist. Zu allem Überfluss scheint es auch in ihrer Ehe das ein oder andere Problem zu geben, denn ihr Mann scheint sich mehr auf die Arbeit zu konzentrieren, als auf sie.
Der älteste Bruder Paul wird hier von House of Cards-Star Corey Stoll gespielt. Er hat hier einen eher undankbaren Auftritt. Zwar spielt er die Rolle im Rahmen seiner Möglichkeiten überzeugend, doch bei ihm geht es eigentlich nur um das Geschäft seines Vaters, von welchem er die Hälfte geerbt hat, oder um die Tatsache, dass seine Frau einfach nicht schwanger wird. Ein par Szenen mehr hätten diesem Charakter wirklich gut getan, was jedoch keines falls heißen soll, dass er für diesen Film überflüssig ist. Den wohl besten Auftritt legt in diesem Film Adam Driver hin. Er ist der jüngste Bruder und darf sich auch dementsprechend benehmen. Seine Wortgefechte mit den anderen Familienmitgliedern sind einfach nur herrlich und seine unbekümmerte Art bereichert den Film. Die Chemie zwischen ihm und seinen Geschwistern stimmt und die Sprüche, die er manchmal zu den unpassendsten Momenten raushaut sowieso.
So konstant die Schauspieler in diesem Film agieren, so unkonstant ist hier das Drehbuch. Es ist immer schwer, eine Dramödie zu verfilmen, da man immer auf dem schmalen Grat zwischen Drama und Komödie wandeln muss. Der lustige Teil ist diesem Film wirklich gelungen. Es gibt hier keine Vielzahl an Witzen, doch für diesen Film sind sie völlig ausreichend und wenn es sie dann gibt, sind sie auch immer amüsant. Beim dramatischen Teil hakt es bei diesem Film ein bisschen. Es gibt hier einige nachdenklich stimmende Momente, die wirklich beachtenswert sind. Es gibt jedoch auch diese Momente, die überhaupt nicht in den Film passen, da sie entweder zu kitschig oder zu unglaubhaft sind. Außerdem bekommt hier jeder Charakter seine eigenen Probleme, was zwar zu viel Abwechslung führt, aber auch dazu, dass keines dieser Probleme wirklich ausführlich behandelt wird. Sie wirken mehr als eine Nebensache, die dazu dienen, die verschiedenen Akteure möglichst oft in Szene zu setzen.
Was wiederum sehr schwer zu bewerten ist, ist das Ende. Einerseits ist es eins, was man so nicht vorhergesehen hat. Andererseits bleiben hier viele Probleme ungelöst, was den Zuschauer am Ende denken lassen kann, dass er hier nur den ersten Film eines Zweiteilers gesehen hat. Regisseur Shawn Levy wollte hier wohl ein Ende fernab vom Happy End konstruieren. Eines, welches sehr realitätsnah wirkt, da sich im realen Leben meist auch nicht alle Probleme endgültig lösen lassen.
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