(„These Final Hours“ directed by Zak Hilditch, 2013)
Gerade einmal zwölf Stunden, mehr Zeit ist den Menschen nicht geblieben, um sich von der Erde zu verabschieden: Ein riesiger Meteorit rast auf sie zu, schon bald wird es hier kein Leben mehr geben. Was also tun? Eine letzte große Party feiern! James (Nathan Phillips) ist auch schon auf dem Weg zu dieser, als er sieht, wie zwei Männer ein Mädchen misshandeln. Das kann er natürlich nicht zulassen. Und so befreit er nicht nur die kleine Rose (Angourie Rice), sondern lässt sich auch breitschlagen, sie zu ihrem Vater zu bringen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn inzwischen herrscht überall der Ausnahmezustand.
Auch wenn der vom Maya Kalender prognostizierte Weltuntergang es sich dann doch anders überlegt hat, die Faszination an düsteren Zukunftsszenarien ist ungebrochen. Ob es nun Adaptionen dystopischer Romane sind (Tribute von Panem, Hüter der Erinnerung) oder Endzeitfilme wie Young Ones und The Rover, sehr hoffnungsvoll scheint man in Hollywood und anderswo nicht nach vorne zu blicken. Auch der australische Science-Fiction-Thriller These Final Hours schlägt nun in diese Kerbe, ändert das Szenario jedoch auf eine interessante Weise ab: Während bei anderen Beiträgen die Menschheit nach einem Leben nach der Katastrophe sucht, steht diese hier erst noch bevor.
Regisseur und Drehbuchautor Zak Hilditch nutzt diese Umkehrung der Verhältnisse dann auch, um sich dem Weltuntergang von einer überraschend moralischen Seite aus zu nähern. „Was würdest du tun, wenn du nur noch zwölf Stunden zu leben hättest?“, lautet eine beliebte hypothetische Frage, um von anderen zu erfahren, was ihnen am wichtigsten ist. Während sich viele bei der Antwort von ihrer idealen Seite zu präsentieren versuchen, fällt die in These Final Hours sehr viel hässlicher aus. Und vermutlich auch ehrlicher. Warum noch an Gesetze halten, an Ethik, wenn ohnehin bald alles vorbei ist und ich keine Strafe mehr zu fürchten habe?
Die Folge sind verstörende Szenen am Fließband. Ob es Menschen sind, die dem schrecklichen Ende durch Selbstmord zuvorkommen wollen, die ihren Gewaltfantasien freien Lauf lassen oder sich durch Drogen und Alkohol in die Besinnungslosigkeit retten, Hilditch schaut schon tief in die menschlichen Abgründe. Besonders schmerzvoll ist beispielsweise ein Kurzauftritt von Sarah Snook (Predestination) als einer von Kummer wahnsinnig geworden Mutter. Viel braucht der episodenhaft angelegte Film auch nicht, um diese Effekte zu erzielen, es reicht James und Rose durch die Gegend fahren zu lassen und die Menschen treffen zu lassen, die noch übrig sind.
Seinen Nihilismus hält These Final Hours jedoch nicht bis zum Ende konsequent durch. Ob nun aus einem Verpflichtungsgefühl dem Publikum gegenüber oder aus ehrlicher Überzeugung, auf der Zielgeraden entdeckt Hilditch dann doch die Moral wieder, schreckt bei seinem Willen zur persönlichen Entwicklung von James nicht einmal wirklich vor Kitsch zurück. Und auch der Versuch, durch gelegentliche Flashbacks seinem Film mehr Tiefe zu geben, hat mehr geschadet denn genützt, mindert er doch so die unbarmherzige Direktheit seiner Geschichte. Darüber muss man hinwegsehen können, ebenso über die allein schon aus Budgetgründen nicht allzu spektakuläre Optik. Wer das kann, den erwartet in dem alptraumhaften Endzeit-Thriller sicher einen der spannenderen Genrebeiträge der letzten Zeit.
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