(„Last Embrace“ directed by Jonathan Demme, 1979)
Dieser Schock war selbst für ihn zuviel: Als der Geheimagent Harry Hannan (Roy Scheider) bei einem Einsatz seine Frau verliert, verkraftet er ihren Tod nicht und wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Doch auch nach seiner Entlassung ist er nervlich angeknackst, fühlt sich als Zielscheibe eines Mordkomplotts. Und dann muss er auch noch feststellen, dass in seiner Abwesenheit die Doktorandin Ellie Fabian (Janet Margolin) in seine Wohnung gezogen ist. Noch bevor er sich mit der Situation arrangieren kann, flattert jedoch eine mysteriöse Nachricht herein, und die beiden befinden sich plötzlich mitten in einer großen Verschwörung.
Wenn der Name Jonathan Demme in Verbindung mit dem Wort Thriller fällt, dann dürften die meisten als erstes an seine oscargekrönte Romanverfilmung Das Schweigen der Lämmer denken. Dabei hatte der früher eher für Komödien bekannte Regisseur schon mehr als zwanzig Jahre zuvor sich an dem Genre versucht, blieb damit jedoch nicht annähernd so stark in Erinnerung. Und das dürfte seinen Grund haben, denn über weite Strecken wirkt Tödliche Umarmung so, als wollte der Amerikaner in die Fußstapfen Hitchcocks treten. Anspielungen, einzelne Stilelemente, das Thema natürlich – vieles erinnert an den Großmeister der Spannung, es fehlt an einer eigenen Persönlichkeit.
Anfangs ist Demme bei seinem Streben dabei sogar recht erfolgreich. Als Harry fast von einem Zug erfasst wird und dies auf einen Anschlag zurückführt, lässt der Film offen, ob er damit recht hat oder nicht. Auch im Anschluss dürfen wir uns nicht sicher sein, wie viel der angeblichen Bedrohung auf Tatsachen zurückzuführen ist, wie viel auf Harrys noch immer angeknackstes Nervensystem. Mit dem Auftauchen der Nachricht und der Gewissheit, dass sein Umfeld mehr weiß, als es zugeben möchte steigt die Spannung schön an, der geneigte Krimifreund freut sich bereits darauf, die wahren Hintergründe zu erfahren.
Die sind jedoch nicht annähernd so befriedigend wie erhofft. Schon vorher ist nicht immer klar, ob bei der Verfilmung des Romans „The 13th Man“ von Murray Teigh Bloom alles so wirklich ernst gemeint ist, ob das seltsame Verhalten einiger Figuren bewusste Komödie oder altmodisches Overacting sein soll. Darüber lässt sich zunächst noch hinwegsehen. Doch je weiter der Film fortschreitet, umso abstruser wird er, selbst die erfahrensten Thrillerkenner dürften die Auflösung so nicht kommen sehen. Am besten fährt daher, wer selbst mit Humor an die Sache geht, Tödliche Umarmung seine Marotten lässt. Atmosphärisch ist das Frühwerk von Demme nämlich trotz allem gelungen und entführt uns zum Finale sogar zu den Niagara-Fällen. Und wer vor einer mitreißenden Kulisse um sein Leben kämpft, dem verzeiht man so einiges.
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