(„Chappie“ directed by Neill Blomkamp, 2015)
Nicht viele Regisseure schaffen es für ihren ersten Kinofilm Peter Jackson als Produzenten zu gewinnen und anschließend noch vier Oscar-Nominierungen (unter anderem als „Bester Film“) zu erhalten. All das hat der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp mit seinem Film District 9 geschafft. Darüber hinaus wurde er nach gerade einmal drei Kinofilmen als Regisseur für den neuesten Teil der Alien-Saga an Bord geholt. Des weiteren steht eine mögliche Fortsetzung zu District 9 im Raum. Blomkamps Zukunft in Hollywood scheint momentan unter keinem schlechten Stern zu stehen.
Doch bevor diese beiden Filme realisiert werden läuft jetzt erstmal sein neuester Film Chappie in den Kinos. In diesem geht es um den jungen Entwickler Deon Wilson (Dev Patel). Er ist Erfinder einer erfolgreichen Robotoreinheit, die die Polizei von Johannesburg unterstützt und er hat es geschafft hat, die Kriminalitätsrate um die Hälfte zu reduzieren. Woran er jedoch viel lieber arbeitet ist die Erschaffung einer vollständig eigenständiger künstlichen Intelligenz. Dabei schlägt sich Deon die ein oder andere Nacht um die Ohren, doch letztlich gelingt es ihm, das dafür vorgesehene Programm fertig zustellen.
Seine Chefin Michelle Bradley (Sigourney Weaver) ist von diesem Programm alles andere als begeistert und ist nicht bereit Deon einen Roboterkörper zu überlassen, auf den das Programm aufgespielt werden müsste. Kurzerhand stiehlt Deon einen zum Verschrotten vorgesehenen Polizeiroboter. Kurz darauf wird er von den Gangstern Ninja (Watkin Tudor Jones), Yolandi (Yolandi Visser) und Yanki „Amerika“ (Jose Pablo Cantillo) entführt und muss ihnen den Roboter samt KI-Programm überlassen und so programmieren, dass er hilft Überfälle durchzuführen. Beschattet wird Deon von seinem Arbeitskollegen Vincent Moore (Hugh Jackman), der lieber seinen eigenen Roboter an die Polizei verkaufen würde und bereit ist alles dafür zu tun…
Per Computer animierte Figuren als Haupt- oder zumindest tragende Individuen in Filmen einzusetzen sind heutzutage bei weitem keine Seltenheit mehr. Sei es in der Transformers-Reihe, Planet der Affen – Prevolution oder Avatar – Aufbruch nach Pandora. Die fortschreitende Technik macht es möglich und für die großen Verleih-Firmen ist es ein lukratives Geschäft, denn viele von ihnen werden Blockbuster, doch wirklich anspruchsvoll sind nur die wenigsten. Einige versuchen zwar interessante, neuartige Vorstellungen mit einzubringen, wirklich klappen tut dies aber auch nicht bei allen. Zu dieser Kategorie könnte man auch Chappie zählen. Die Grundidee ist bei weitem nicht schlecht, doch mit zunehmender Spieldauer verläuft sie in immer abwegiger Richtung und der Film begibt sich in eine Actionszene nach der anderen.
Dabei ist Chappie über die erste Hälfte hinweg ein interessanter und unterhaltender Film, bei dem man mit Johannesburg eine gute Umgebung gefunden hat, um ihn in Szene zu setzen. Mit dem ausgemusterten Polizeiroboter Chappie (Sharlto Copley) hat Blomkamp eine Figur erschaffen, die mit ihrer anfänglichen Naivität und ihrem „Heranwachsen“ den Zuschauer in manchen Momenten zum Lachen bringt und in anderen Mitleid hervorruft. Dass neben diesem mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Roboter die menschlichen Charaktere etwas zu kurz kommen hätte so nicht unbedingt sein müssen, den immerhin würde ein Blick auf die Darstellerliste reichen, um sich diesen Film ansehen zu wollen.
Gegen Ende wird der Film dann jedoch etwas langatmig und wenn es dann später um Bewusstseinsübertragung geht auch noch sehr abstrus. Hätte Blomkamp hier ein bisschen weniger weit ausgeholt hätte es vollkommen ausgereicht, doch so wird die Story, selbst als Science-Fiction-Story, eher unglaubwürdig und verliert dadruch deutlich an Unterhaltungskraft. Es wäre vielleicht interessanter gewesen, wenn hier existentielle Fragen aufgeworfen worden wären, beispielsweise: „Wie wirkt sich künstliche Intelligenz auf unser Leben aus?“. Eine eindeutige Antwort lässt sich auf diese Frage natürlich nicht finden, doch die ein oder andere gut durchdachte Überlegung hätte Blomkamp hier ruhig etwas mehr mit einfließen lassen können.
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