(„Chrono Crusade“ directed by Yū Kō, 2003)
Stille Andacht? Ein Leben in zurückgezogener Spiritualität? Beim Magdalenen Orden sieht der Alltag ein wenig anders aus, schließlich wird New York 1928 von Dämonen überrannt, die nichts mehr wünschen, als die Menschheit auszurotten. Die 16-jährige Nonne Schwester Rosette Christopher will da nicht tatenlos zusehen: Ausgerüstet mit einem beachtlichen Schusswaffenarsenal macht sie sich gemeinsam mit Chrono auf den Weg, den Oberteufel Aeon und seine Schergen in ihre Schranken zu verweisen. Ihr Begleiter hat dabei seine eigenen Gründe für den Kampf, denn er ist selbst ein Dämon – was die Zusammenarbeit mit der Kirche nicht unbedingt immer vereinfacht.
Angel Sanctuary, The Devil Is A Part-Timer!, High School DxD – Manga- und Animefans wissen, dass Japaner ein sehr spezielles Verhältnis zu Engeln und Teufeln haben, die biblischen Gestalten gerne mal in einem komplett anderen Kontext zeigen. Und das gilt dann auch für Chrono Crusade, wo leicht bekleidete, minderjährige Nonnen mit großen Waffen Jagd auf Dämonen machen. Klingt schwachsinnig? Ist es auch, aber eben auch relativ unterhaltsam, denn anders als so manch anderer Over-the-Top-Animme nimmt sich die Verfilmung eines Mangas von Daisuke Moriyama selbst glücklicherweise nicht übermäßig ernst.
Ein bisschen kann man das mit Tarantino oder Rodriguez vergleichen, die auch das Spiel mit der Übertreibung lieben und sich dabei ganz gern mal vor dem Trash verneigen. Chrono Crusade – oder Chrno Crusade, wie der Anime aufgrund eines früheren Rechtschreibfehlers im Titel manchmal genannt wird – tut das mit seiner Mischung aus Horror und Humor auch, wobei beides jedoch deutlich harmloser ist als bei den Kultregisseuren. Gekämpft wird hier zwar viel, die Serie ist insgesamt sehr actionreich, wirklich brutal wird es dabei jedoch nie. Und auch die Witze sind nicht allzu böse, man begnügt sich da doch mit recht albernen Späßen. Dafür wurde der Erotikteil etwas nach oben geschraubt. Ähnlich bemüht sexy wie Highschool of the Dead wird es hier zwar nie, ein bisschen Laszivität und lüsterne Gags gibt es dann aber schon.
Vielleicht wollte man so von den Charakteren ablenken, die weder inhaltlich noch designtechnisch etwas Besonderes sind. Hin und wieder ist es ganz lustig, wenn sich die Figuren gegenseitig bekämpfen anstatt den Feind, vor allem die als Kopfgeldjägerin arbeitende Juwelenhexe, die später ins Spiel kommt, sorgt für reichlich Missstimmung. Sobald aber versucht wird, eine etwas ernstere Richtung einzuschlagen, wird es schnell rührselig, und eben auch langweilig. Auch die Anflüge einer Religionskritik, ein in der japanischen Popkultur gern aufgegriffenes Thema, wirken da etwas deplatziert.
Glücklicherweise sind diese Ambitionen aber eher selten, ansonsten gefällt die 24-teilige Serie als völlig anspruchsloser Zeitvertreib, irgendwo zwischen Action, Komödie und Horror. Letzterer Teil ist sogar recht gelungen dank der schönen Ausgestaltung der Monster und der unheimlichen Musik. Wenn Chrono Crusade einen Mangel hat, dann ist es auch weniger, dass Regisseur Yū Kō etwas falsch macht, sondern vielmehr dass es an wirklichen Stärken fehlt. Alles ist solide umgesetzt, erfüllt seinen Zweck, bietet aber wenig, das wirklich in Erinnerung bleiben würde. Selbst das Szenario eines New Yorks in den 20ern wird kaum bedient, dafür wurden zu viele Science-Fiction- und Fantasyelemente eingebaut, die von dem Flair der damaligen Zeit nichts mehr übrig lassen.
Solide, aber nichts Besonderes – das gilt gleichfalls für die Optik. Wie bei den anderen TV-Produktionen des Animationsstudios Gonzo aus der Zeit (Speed Grapher, Trinity Blood) wird auch hier auf eine Mischung aus Zeichentrick und computerberechnete Elemente gesetzt. Das ist streckenweise hübsch anzusehen, gerade die Effekte sind ganz schön geworden, auch die Animationen bieten nur selten Anlass zur Kritik. Aber es ist wenig dabei, das wirklich begeistert. Immerhin: Zusammen mit dem gefälligen Inhalt ist Chrono Crusade sicherlich eine der besseren Gonzo-Produktionen, die man sich durchaus zur Berieselung anschauen kann, jedoch nicht unbedingt muss.
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