(„Die Biene Maja – Der Kinofilm“ directed by Alexs Stadermann and Simon Pickard, 2014)
Kaum hat sie aus ihrer Wabe geschlüpft, sorgt die kleine Maja für mächtig Unruhe im Bienenstock. Jeder dort hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen und sich an die fest gelegten Regeln zu halten. Doch damit kann Maja nicht viel anfangen, mit ihren ständigen Fragen und ihrem Entdeckerdrang treibt sie die Erwachsenen in den Wahnsinn. Denn eigentlich wäre sie viel lieber da draußen, um die Wiese zu erkunden. Dazu hat sie bald Gelegenheit, denn die intrigante königliche Beraterin Gunilla plant einen Staatsstreich, und dafür muss sie die naseweiße kleine Biene loswerden. In der Freiheit angekommen, lernt Maja viele andere Insekten kennen, muss aber auch einen Weg finden, den drohenden Krieg zwischen Bienen und Hornissen zu verhindern.
Heidi, Nils Holgersson, Sindbad, Wickie und die starken Männer – lange vor dem Animeboom der 90er hatte eine ganze Generation von Kindern schon engen Kontakt mit japanischer Animationskunst gehabt, ohne das zu ahnen. Und auch die Abenteuer um die kleine Biene Maja hat ihren Ursprung in Fernost, in 104 Folgen verzauberte die Verfilmung von Waldemar Bonsels Roman ab 1976 hierzulande Jungen wie Mädchen. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen für heutige Zuschauer verwundert es daher nicht, dass auch vor dem beliebten Insekt nicht Halt gemacht wurde. Schon 2012 folgte daher eine neue Serie, bei der die bekannte Geschichte im neuen Gewand erzählt werden sollte. Die eher mollige Figur wurde verschlankt, statt Zeichentrick war Computergrafik angesagt. Bei alteingesessenen Fans ein Sakrileg, feierte die Neuauflage große Erfolge. Und so folgte im letzten Jahr dann auch eine erste Kinofassung der modernisierten Maja.
Anders als man hätte erwarten können, ist Die Biene Maja – Der Kinofilm aber keine direkte Fortsetzung der Serie. Technisch hält man sich zwar an die bewährte Vorlage, inhaltlich kehren wir dafür ganz an den Anfang zurück: Majas Geburt. Für Neueinsteiger macht das die Geschichte natürlich einfacher, denn Vorkenntnisse braucht es hier keine. Freunde der Zeichentrickfassung dürfen sich dennoch freuen, denn bekannte Figuren wie Grashüpfer Flip oder der etwas träge Willi, welche dort zu den Romancharakteren hinzugefügt wurden, spielen auch hier eine größere Rolle. Selbst Spinne Thekla durfte sich für einen kleinen Gastauftritt zeigen. Hinzu kommen die Hornissen, welche hier den Bienen gegenübergestellt werden, um damit die Bedeutung von Toleranz und Freundschaft zu betonen.
Bei der Umsetzung dieser Moral ging man jedoch einen etwas anderen Weg als vor 40 Jahren. Zum einen wurde flankierend der Actionteil deutlich erhöht, um nicht die Aufmerksamkeit zu verlieren. Zum anderen, und auch hier beugte man sich dem Zeitgeist, wurden Zwischentöne komplett vermieden, eine strikte Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren und eine sehr deutliche Ausformulierung der Filmaussage garantieren, dass das Publikum alles genau so versteht, wie es gemeint ist. Schon bei der Zeichentrick-Maja waren natürlich vor allem jüngere Zuschauer gefragt. Dieses Mal, so zumindest der Eindruck, wurde das Einstiegsalter noch weiter nach unten gesetzt und auch auf dieses beschränkt. Eine Besonderheit der frühen japanischen Romanverfilmungen war, dass sie oftmals auch außerhalb von Kindern für Unterhaltung gut waren. Bei Die Biene Maja – Der Kinofilm ist das weniger der Fall, auch weil der Humor hier recht unterentwickelt ist. Jüngere Zuschauer werden dabei ihren Spaß haben, für Erwachsene wird hingegen nur wenig geboten.
Während es für sich genommen natürlich nichts Verwerfliches ist, einen Film speziell für Kinder zu drehen, ging durch die Modernisierung doch auch ein wenig der Charme des aufmüpfigen Insekts verloren. Verkehrt gemacht wird hier nichts, was auch an dem Beharren auf Bewährtem liegt. Aber es fehlt wie so oft auch bei dem bei den australischen Studio Flying Bark Productions entstandenen CGI-Abenteuer die Eigenständigkeit. Die Geschichte wurde in der Form schon oft genug erzählt, ohne die berühmten Figuren gäbe es nur wenig Grund, sich Die Biene Maja – Der Kinofilm anzusehen und eben nicht einen beliebigen anderen der großen Konkurrenz. Immerhin sieht das Ganze nett aus. Optisch sicher nicht auf dem gleichen Niveau wie die Vorbilder aus den USA gefällt der Animationsfilm durch hübsche und sehr farbenfrohe Landschaften und vereinzelt ausdrucksstarke Figuren.
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