(„From Dusk till Dawn – Season 1“ directed by Robert Rodriguez and others, 2014)
Nichts ist mehr so wie es einmal war für Jacob Fuller (Robert Patrick), seitdem seine Frau gestorben ist. Um der Trauer und seiner Glaubenskrise zu entkommen, schnappt sich der ehemalige Pastor seine beiden Kinder Katie (Madison Davenport) und Scott (Brandon Soo Hoo) und fährt mit ihnen an Bord eines Campingwagens durchs Land. Zu ihrem großen Unglück kreuzen sich ihre Wege dabei mit denen der gefürchteten Gecko-Brüder Seth (D. J. Cotrona) und Richie (Zane Holtz), die nach einem Überfall auf der Flucht sind und versuchen sich nach Mexiko durchzuschlagen. Einer ist ihnen dabei dicht auf den Fersen: Freddie Gonzalez (Jesse Garcia). Der jagt das Gangsterduo nicht nur, um die gestohlenen 30 Millionen zurückzuholen, sondern auch um den Tod seines Partners zu rächen.
Zwei Gangster, eine Pastorenfamilie und eine handvoll Trucker gegen die Ausgeburten der Hölle – das war 1996, als From Dusk till Dawn in die Kinos kam, schon eine recht skurrile Angelegenheit. Der B-Movie mit A-Stars wie George Clooney, Harvey Keitel, Quentin Tarantino und Salma Hayek war in den Lichtspielhäusern zwar nur moderat erfolgreich, erlangte aber spätestens als Home Release dann Kultstatus, der auch diverse Adaptionen und Fortsetzungen nach sich zog. Doch weder From Dusk till Dawn 2: Texas Blood Money (1999) noch From Dusk till Dawn 3: The Hangman’s Daughter (2000) konnten an diesen Status anknüpfen, selbst viele Fans waren froh, als die Franchise dann endlich eingemottet wurde. Als es hieß, Robert Rodriguez würde seinen Erfolgsfilm nun als Serie umsetzen, noch dazu ohne Tarantino, der seinerzeit das Drehbuch schrieb, gab das wenig Anlass für Optimismus. Doch wieder aller Erwartungen: From Dusk till Dawn – Staffel 1 ist gut, lässt einen nicht nur die schwachen Nachfolger vergessen, sondern auch Rodriguez’ zuletzt wenig berauschenden Filme Machete Kills und Sin City: A Dame to Kill For.
Rodriguez gelang dieses Kunststück, indem er einfach zu den Anfängen zurückkehrte und die Geschichte des Erstlings noch mal erzählt. Freunde desselben werden sich darüber freuen, viele bekannte Elemente und Charaktere wiederfinden, aber auch feststellen, dass sich die Serie in einzelnen Punkten stark vom Original unterscheidet. Neu hinzugekommen ist etwa die Figur des Rangers Gonzalez, der als Gegenspieler der Gecko-Brüder für Duellcharakter und jede Menge Spannung sorgt. Vor allem aber wurden die Hintergründe der Vampire deutlich erweitert. Wurde 1996 nur angedeutet, was es mit ihnen auf sich hat, ist die Enstehungsgeschichte von Santanico Pandemonium (Eiza Gonzalez) diesmal der eigentliche Fokus von From Dusk till Dawn. Damit einher geht eine leichte Verschiebung, weg vom humorigen Splatter hin zu verstörendem, „echten“ Horror. Blut fließt dennoch eine Menge, spätestens wenn die ungeplante Gecko-Fuller-Allianz die legendäre Bar Titty Twister erreicht.
Doch auch darauf muss man hier lange warten, erst in der sechsten von zehn Folgen steht die Männergrube auf dem Programm. Vorher? Wird über die Charaktere gesprochen, lang und ausführlich. Manchen wird das sicher zu lange dauern, zumal der Erzählton ruhiger ist, weniger geprägt von markigen Sprüchen. Langweilig wird es in From Dusk till Dawn dennoch nicht, da Rodriguez die lange Vorgeschichte in Episoden erzählt, die alles andere als chronologisch angeordnet sind. Immer wieder tauchen wir mittels Flashbacks tiefer in die Vergangenheit ein oder sehen Szenen, deren Anfang erst später gezeigt wird. Das ist manchmal etwas verwirrend, zumal auch nicht immer alles tatsächlich zu Ende erzählt wird, aber es ist ein probates und effektives Mittel, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Die Neugierde ist hoch, trotz der an und für sich bekannten Geschichte.
Nicht zu Ende erzählt trifft dann – wie so oft – auch auf die Serie als solches zu. Ganz so dreist wie bei so mancher Konkurrenz (Da Vinci’s Demons, The Returned) war man hier zwar nicht, trotz Cliffhanger hat From Dusk till Dawn tatsächlich so etwas wie einen Abschluss. Viele Fragen bleiben am Ende von Staffel 1 dennoch unbeantwortet, es bleibt außerdem das Gefühl zurück, dass die eigentliche Geschichte gerade erst angefangen hat. Glücklicherweise ist Staffel 2 aber längst in Arbeit, sodass wir hoffentlich bald erfahren dürfen, wie es denn nun weitergeht. Bekannt ist jetzt schon, dass die meisten Schauspieler auch dieses Mal mit dabei sein werden, was durchaus eine positive Nachricht ist: Gerade Zane Holtz als zum Wahnsinn neigender Richie hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Rest des größtenteils unbekannten Cast hat zwar – trotz der ausführlichen Charakterisierung – weniger interessante Rollen, fügt sich aber nahtlos in das gute Gesamtbild ein.
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