(„Metegol“ directed by Juan José Campanella, 2013)
Schüchtern, unscheinbar, eine einfache Bedienung in einem kleinen Café – Joachim ist nicht unbedingt jemand, der großen Eindruck hinterlässt. Wäre da nicht ein ganz spezielles Talent: Der Junge ist ein begnadeter Tischfußballspieler. Niemand kann Joachim und seine elf kleinen Männer schlagen, nicht einmal Rolando, der beste Fußballspielspieler des Dorfes. Jahre später ist dieser zu einem internationalen Spitzensportler herangewachsen, seine Schmach, von Joachim besiegt worden zu sein, hat er jedoch nie überwunden. Und so kehrt er eines Tages in seine Heimat zurück mit dem festen Willen, sich für die Niederlage zu rächen. Doch da hat er die Rechnung ohne die kleinen Tischkicker gemacht, die durch eine Träne Joachims plötzlich zum Leben erweckt werden.
Wer Fußball auf der großen Leinwand sehen will, der muss üblicherweise auf das Public Viewing während WM und EM warten. Kinofilme? Daran hat das wenig fußballbegeisterte Hollywood kein Interesse, aber auch Weltmeister Deutschland zuckt bei dem Thema auffallend mit den Schultern. Nachdem in den letzten Jahren allein die Grande Nation dem Massensport die Treue hielt (Die Vollpfosten, Goal of the Dead), versucht sich nun der amtierende Vize Argentinien einmal daran, die große Beliebtheit auch in große Einnahmen umzuwandeln. Richten sollen es dafür mal wieder die Kleinen – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
Spielzeug, das ein Eigenleben entwickelt, ist im Animationsbereich nicht unbedingt der neueste Einfall. Ob es nun Klassiker wie Pinocchio oder Luzie, der Schrecken der Straße sind, die Blockbuster Toy Story und The Lego Movie oder das düster angehauchte Toys in the Attic, die Auswahl ist groß und gut. Regisseur und Ko-Autor Juan José Campanella – hierzulande am ehesten für seinen Realfilm In ihren Augen bekannt – versucht über die Konzentration auf besagte Tischfußballfiguren auch gar nicht erst, eine wirklich eigene Geschichte zu erzählen. Die klar in gut und böse unterteilten Charaktere kommen einem durchweg bekannt vor, auch die einzelnen Situationen einschließlich des finalen Spiels einer Losermannschaft gegen die Überstars wurden im Prinzip schon oft genug erzählt.
Und doch geht das Konzept größtenteils auf. Sicher hätte der Humor etwas mehr Abwechslung vertragen können. Gerade zu Beginn verlässt man sich doch sehr darauf, dass die komischen Figuren und eine überzogene Sprechweise das Fehlen echter Witze vergessen lässt. Bei dem intendierten jüngeren Zielpublikum mag das sogar reichen, die deutsche Synchronisation von Comedian Matze Knop hat ihre Momente, Erwachsene bekommen zunächst aber eher weniger zu lachen. Erst wenn im letzten Drittel Anspielungen auf König Fußball und Spitzen gegen die Maschinerie des Sportmarketings ihren Weg ins Spiel finden, dürfen auch sie einen Grund zum Schmunzeln finden.
Optisch ist das Ganze gefällig umgesetzt. Mit den Platzhirschen aus den USA kann Fußball – Großes Spiel mit kleinen Helden natürlich nicht ganz mithalten, mit dieser Einstellung sollte man auch nicht an den Film gehen. Statt mit technischer Perfektion punkten die Argentinier dafür mit gelungenen Designs, gerade die skurrilen Einwohner des Dorfes und das schön abgewetzte Äußere der Kickerfiguren helfen dabei, über die eine oder andere inhaltliche Länge hinwegzusehen. Für den Weltmeistertitel reicht es in Südamerika so zwar auch im Animationssektor nicht, für eine nette Filmpartie zwischendurch wird aber genügend geboten.
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