(„Do Lado de Fora“ directed by Alexandre Carvalho, 2014)
Vicente (Marcello Airoldi) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, Roger (André Bankoff) geht in seinem Leben als Familienvater auf, Mauro (Luis Fernando Vaz) und Rodrigo (Maurício Evanns) sind Schulfreunde. Viel scheint die vier da nicht zu einen, angesichts der so unterschiedlichen Stationen in ihrem jeweiligen Leben. Aber eine Sache haben sie gemeinsam: Sie sind alle schwul, und keiner weiß es. Doch das soll sich ändern, die vier schließen einen Pakt, sich innerhalb eines Jahres zu outen. Einfach ist das nicht, denn sie alle haben mit Situationen zu kämpfen, die den Schritt in die Öffentlichkeit doch recht erschweren.
Anders zu sein als der Rest, Diskriminierungen in Alltag und Beruf ertragen müssen und dabei dennoch offen zu dem zu stehen, was man ist? Das erfordert Mut. Und so befassen sich dann auch viele Filme des schwul-lesbischen Kinos mit der Frage des schwierigen Coming-outs. Doch egal, ob es dabei nun um erste verwirrende Gefühle während der Pubertät geht (Sommersturm, Beautiful Love) oder um Erwachsene, die unerwartete sexuelle Begierden verspüren (Brokeback Mountain, Freier Fall), fast immer wird diese Geschichte als problembehaftetes Drama erzählt.
Naheliegend ist das sicherlich. Dass es aber auch anders geht, zeigt der zweite Film des brasilianischen Regisseurs Alexandre Carvalho. Probleme gibt es natürlich auch in Pink Pact, mehr als genügend sogar. Aber sie werden nur als Ausgangspunkt genommen, um sich dem Thema mal von der humoristischen Seite aus zu nähern. Seinen eigenen Weg gehen zu wollen, ist natürlich immer lobenswert, einige der Schauspieler sind sympathisch und der Film bietet auch genügend Situationen, in denen sich das Zielpublikum wiederfinden dürfte. Aber über diese hinaus wird Pink Pact wohl nur wenige ansprechen, dafür hapert es dann doch an zu vielen Ecken und Enden.
Größtes Problem: Die Komödie ist nicht komisch. Nur selten darf man hier ernsthaft schmunzeln, meistens beschränkt sich der Humor darauf, Mauro als hysterische Drama Queen auftreten zu lassen, alternativ auch Rogers nervige Schwiegermutter einzubauen. Und das reicht nicht. Allgemein zeigt sich Pink Pact sehr genügsam, schneidet zwischendurch zwar durchaus mal kritische Themen an – Gewalt gegenüber Homosexuellen, die Vorbildfunktion von Erwachsenen, eine selbstbezogene und rücksichtslose Internetkultur –, so wirklich dafür interessieren oder auch für die Charaktere, das tat man dann aber doch nicht. Vieles bleibt an der Oberfläche, über die sexuelle Orientierung und das jeweilige Problemfeld der vier Leidesgenossen hinaus erfährt man so gut wie nichts.
Das wiederum macht es schwer, in irgendeiner Form mit den Figuren mitzufühlen und Anteil an ihrem jeweiligen Kampf zu zeigen. Lediglich der Handlungsstrang von Rodrigo, der sich nicht nur mit seiner sexuellen Identität, sondern auch mit seinen ersten körperlichen Erfahrungen mit seinem Schwarm schwer tut, enthält einige rührende Momente. Die anderen? Sie stolpern mal über ihre konstruierten Geschichten oder sind schlichtweg langweilig. Empfehlenswert ist Pink Pact daher nur für Leute, die Trost in der Gewissheit finden, dass Coming-outs auch für andere ein schwerer Schritt sind, losgelöst von Alter oder sozialem Status. Wer aber ein bisschen mehr von einem Film erwartet als das, wird hier nicht viel finden.
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