(„Teenage Mutant Ninja Turtles“ directed by Jonathan Liebesman, 2014)
An Ambitionen mangelt es der TV-Reporterin April O’Neal (Megan Fox) sicher nicht, wohl aber an Gelegenheiten, ihr Talent zu zeigen. Mehr als kleine belanglose Alltagsnachrichten fallen für sie und ihren Kameramann Vernon Fenwick (Will Arnett) nicht ab. Als sie eines Nachts auf eigene Faust im Fall einer gefürchteten Verbrecherbande ermittelt, macht sie nicht nur deren Bekanntschaft, sondern auch die eines vermummten, sehr mysteriösen Helden. Den Grund für die Verkleidung findet sie einige Zeit später ebenfalls heraus, denn unter dem Mantel verbirgt sich eine mutierte Riesenschildkröte. Glauben will ihr das natürlich niemand, weshalb ihr nichts übrig bleibt, als die Story selbst in die Hand zu nehmen.
Totgesagte leben länger. Gab es Anfang der Neunziger quasi kein Entrinnen vor den waffenschwingenden, pizzaverschlingenden und sprücheklopfenden Riesenschildkröten, wurde es später doch recht ruhig um die Comichelden. Ob es nun an der Überpräsenz der Franchise lag oder daran, dass den Geschichtenschreibern irgendwann keine neue Variation der trashigen Reptilienklopperei mehr einfallen wollte, sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall dürfte so mancher überrascht gewesen sein, dass nach einigen Jahren Pause tatsächlich ein neuer Film um die vier Teenage Mutant Ninja Turtles ins Kino kam. Und nicht nur dass, er hatte sogar ein richtiges hohes Budget (125 Millionen Dollar) und schlug weltweit ein wie eine Bombe. Doch der Grund dafür, der will sich nicht so recht erschließen.
Wie es sich für die in den letzten Jahren so in Mode gekommenen Reboots einstiger Blockbuster gehört, erzählt auch der schlicht Teenage Mutant Ninja Turtles genannte Film eine Originsstory. Soll heißen: Wir sind dabei, wenn April und die schlagfertigen Schildkröten sich das erste Mal begegnen, erfahren dabei auch, wie es eigentlich dazu kam, dass die sonst so friedfertigen Reptilien zu solchen Mutanten werden konnten. Die Geschichte dahinter ist jedoch kaum interessant, nach dem Einstieg begnügt sich der Actionstreifen mit einem beliebig austauschbaren Böse-Wissenschaftler-planen-ein-großes-Ding-Plot. Neu ist das nicht, originell erzählt genauso wenig, alles passiert hier so wie gewollt und wie es der Zuschauer schon viele Male gesehen haben dürfte.
Für überraschende oder gar interessante Geschichten waren die Turtles aber ohnehin noch nie bekannt, wer mit der Erwartung an die Neuauflage ging, der wurde eines Besseren belehrt. Oder eines Schlechteren. Nur war man sich dessen früher bewusst und machte sich darüber wie auch über die Figuren lustig. Diese Form von Selbstironie fehlt hier jedoch, tatsächlich nimmt man das Abenteuer der Kampfschildkröten ernster, als man das angesichts der grotesken Ausgangslage erwarten kann.
Das soll nicht heißen, dass Teenage Mutant Ninja Turtles ohne Humor ist. Den gibt es. Oder besser: Es gibt den Versuch dazu. Immer wieder werden Oneliner eingebaut oder etwas Situationskomik, doch beides verpufft wirkungslos. So fragwürdig die Qualität der alten Teile auch gewesen sein mag, so hatten sie doch immerhin trashigen Charme. Der geht der Neuauflage jedoch völlig ab, der Film ist vielleicht nicht der schlechteste der letzten Monate, wohl aber einer der langweiligsten.
Nicht einmal die Actionszenen können hier noch etwas rausreißen. Mal sind sie so hektisch, dass man vom Geschehen nichts mitbekommt – verstärkt durch die dunklen Schauplätze –, mal sind sie für Protagonisten, die wahre Meister der Kampfkunst sein sollen, furchtbar ungelenk. Da weder die Turtles, noch ihr Anführer Splinter oder Bösewicht Shredder trotz des hohen Budgets wirklich gut aussehen und sämtliche menschlichen Charaktere uninteressant sind, ist Teenage Mutant Ninja Turtles ein Film, den wohl keiner wirklich gebraucht hat.
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