(„Till Eulenspiegel“ directed by Christian Theede, 2014)
Kleine Späßchen treiben, sich über die Unzulänglichkeiten der anderen lustig zu machen und deren Schwächen zu entlarven, darin ist Till Eulenspiegel (Jacob Matschenz) recht gut. Während er beim Volk mit seiner lockeren Art viele Sympathiepunkte sammelt, sind seine Opfer weniger begeistert. Vor allem Klaas Wüllenwever (Devid Striesow), der Bürgermeister von Lübeck, sinnt auf Rache, nachdem er vor versammelter Mannschaft lächerlich gemacht wurde. Dessen Zorn bekommt nicht nur der Narr zu spüren, sondern auch dessen Kathrin (Anna Bederke). Als sie von dem finsteren Despoten gefangen genommen wird, muss sich Til mit Kathrins Tochter Marie (Jule Hermann) zusammentun, um gemeinsam Wüllenwever das Handwerk zu legen.
Weihnachtszeit ist Märchenzeit! Und so war es keine wirkliche Überraschung, als letztes Jahr die ARD bekannt gab, zum Fest der Feste eine neue Filmfassung von Till Eulenspiegel senden zu wollen. Wobei, so richtig trifft Märchen auf den gewitzten Schalk nicht zu. Tatsächlich beruht die aus dem Buch „Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel“ bekannte Figur auf einer real basierenden Person – ähnlich wie auch Baron Münchhausen, der zwei Jahre zuvor für den Festtagsfilm herhalten musste. Liebhaber des Klassikers werden sich darüber freuen, dass viele darin enthaltene Streiche ihren Weg in Till Eulenspiegel gefunden haben, darunter den zu dem sprechenden Esel und der gestohlenen Bienenkörbe.
Aber wie diese einzelnen Episoden in einen einzigen Film packen? Schließlich erzählte das Buch seinerzeit keine durchgängige Geschichte. Das tut Till Eulenspiegel auch nicht so richtig, die Rahmenhandlung um die gefangene Kathrin und deren Tochter liefert zwar den Anlass für die verschiedenen Szenen, sind inhaltlich damit aber nur notdürftig verbunden. Doch auch wenn der Versuch, den Streichen einen roten Faden zu geben, dramaturgisch nicht so ganz geglückt ist, stört der episodenhafte Charakter des Zweiteilers nicht wirklich. Viele Alternativen hätte man eh nicht gehabt, sofern man sich nicht à la Lausbubengeschichten mit Hilfe eines Erzählers aus der Affäre ziehen will.
Während die übergestülpte Geschichte die meiste Zeit über kaum stört, entwickelt sie im späteren Verlauf doch noch irritierende Züge. Anstrengend ist beispielsweise die übertrieben altkluge Figur der kleinen Marie. Mag sein, dass die Fernsehverantwortlichen unbedingt noch eine Identifikationsfigur für das jüngere Spektrum des Publikums wollten. Notwendig ist sie jedoch nicht, zumal Nachwuchsdarstellerin Jule Hermann hin und wieder über die gestelzt-komplexen Dialoge stolpert. Und auch die romantische Komponente, welche über die ebenfalls hinzugedichtete Kathrin ihren Weg in den Film findet, lässt sich über den weihnachtlichen Kontext erklären, passt aber kaum zum eher auf Klamauk ausgerichteten Ton und nähert sich zum Schluss deutlich dem Kitsch an. Letzten Endes will Till Eulenspiegel Unterhaltung für die gesamte Familie sein und nimmt dafür auch in Kauf, in mancher Hinsicht nur ein Kompromissniveau zu erreichen.
Doch trotz dieser etwas erzwungen rührseligen Note ist Regisseur Christian Theede eine sympathische Adaption geglückt, die mit einer schönen Ausstattung und engagierten Darstellern punktet. Vor allem die Besetzung der Hauptrolle mit Jacob Matschenz ist ein Glücksgriff. Voller Spielfreude schmeißt er sich in die historische Rolle und man sieht ihm in jedem Moment an, wie viel Spaß es ihm macht, den Schalk zu geben, wie sehr er in seiner Rolle aufgeht. Das ist zuweilen richtig ansteckend, weshalb man sich auch außerhalb von Weihnachten das historische Abenteuer anschauen kann. Und wer etwas Familientaugliches für den gemeinsamen Video- bzw. Fernsehabend braucht, wird hier ohnehin nichts falsch machen.
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