Wholetrain
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Wholetrain

(„Wholetrain“ directed by Florian Gaag, 2006)

Wholetrain
„Wholetrain“ ist seit 12. Februar auf DVD erhältlich

Eine Auswahl an Sprühdosen, eine möglichst große freie Fläche, dazu der Reiz des Verbotenen – mehr brauchen David (Mike Adler), Tino (Florian Renner) und Elyas (Elyas M’Barek) nicht fürs eigene Glück. Die drei Freunde sind ein eingespieltes Team, gehen regelmäßig nachts auf die Suche nach einer Wand oder einem Zug, um sich dort mit ihren Graffitis zu verewigen. Doch dann taucht eines Tages auf einmal eine rivalisierende Crew auf, reißt nicht nur potenzielle Leinwände, sondern auch die Aufmerksamkeit der Stadt an sich. Das will das Trio nicht auf sich sitzen lassen und plant daher mit Neuzugang Achim (Jacob Matschenz) einen ganzen Zug zu besprühen, einen sogenannten „Wholetrain“ zu machen. Dabei funkt ihnen nicht nur die Konkurrenz dazwischen, auch die Polizei hat die Jugendlichen längst im Visier.

Wholetrain? Writer? Burner? Tags? Wer sich das deutsche Sprayerdrama anschaut, wird anfangs das dringende Bedürfnis haben, ein Wörterbuch in die Hand zu nehmen, um die vielen Szenebegriffe verstehen zu können. Regisseur und Drehbuchautor Florian Gaag verzichtet nämlich darauf, sein Publikum in das Thema Graffiti einführen zu wollen, schmeißt wild mit Fremdworten um sich, stellt seine Protagonisten nicht vor. Das stiftet auf der einen Seite natürlich Verwirrung, die hektische Erzählweise lässt einen mit dem Gefühl zurück, gerade von einem Zug überfahren worden zu sein. Andererseits steigert Gaag durch diese Unmittelbarkeit den Eindruck der Authentizität, man meint durch die spärliche dramaturgische Aufarbeitung und die wackligen Handkameraufnahmen, selbst mit den Sprühkünstlern unterwegs zu sein, den Zeigefinger auf dem Abzug, ein Auge immer zur Seite gerichtet, ob nicht doch jemand kommt.

Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr: Gaag war einst selbst Graffitikünstler, bevor er sich dem Filmemachen zuwandte. Adler und Renner wiederum sind versierte Rapper. Zeigen dürfen sie dies in Wholetrain zwar nicht, passend besetzt sind sie für ihre Rollen damit aber schon, denn immer wieder schallen dröhnende Hip-Hop-Beats aus den Lautsprechern. Produziert wurden diese von Gaag selbst, in Zusammenarbeit mit selbst graffitierprobten MCs entsteht so das atmosphärisch dichte Bild einer ganz speziellen Jugendszene. Abgerundet wird der Film von 2006 durch Elyas M’Barek und Jacob Matschenz, die damals noch unbekannt waren, sich inzwischen aber längst als Schauspieler etabliert haben.

So richtig viel zu tun bekommen sie jedoch nicht: So rudimentär Geschichte und dramaturgisches Gerüst, so oberflächlich sind auch die Figuren angelegt. Wie kommen die vier zum Sprühen? Was verbindet sie damit? So richtig viel erfahren wir darüber nicht, mehr als vereinzelte Andeutungen wird nicht geboten, Gaag bleibt auch hier seiner impressionistischen Herangehensweise treu. Das mag man einerseits konsequent finden, erschwert jedoch gleichzeitig den Zugang zu den Charakteren. Etwas mehr Tiefe hätte hier sicher nicht geschadet, man bleibt als Zuschauer zu sehr auf Distanz, um sich wirklich für das Schicksal der vier zu interessieren.

Dennoch: Interessant war das Filmdebüt Gaags seinerzeit und gab einen faszinierenden Einblick in eine ganz eigene Welt. Wer das Drama damals verpasst hat und mehr darüber erfahren möchte, darf sich daher freuen, dass Wholetrain kürzlich wiederveröffentlicht wurde. Und auch darüber, dass nach einer langen Sendepause dieses Frühjahr doch noch Gaags zweiter Film LenaLove in die deutschen Kinos kommen soll.



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Was bringt Jugendliche eigentlich dazu, nachts Züge und Wände zu besprühen? Eine wirkliche Antwort bietet „Wholetrain“ nicht, bleibt dafür sowohl bei der Geschichte als auch den Figuren zu sehr an der Oberfläche. Dafür bietet das impressionistische Sprayerdrama einen faszinierenden und authentischen Einblick in eine ganz spezielle Jugendszene.
6
von 10