After
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After

(„After“ directed by Ryan Smith, 2012)

After
„After“ ist seit 24. April auf DVD und Blu-ray erhältlich

Eine nächtliche Busfahrt, das ist doch eine gute Gelegenheit, um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Das zumindest hofft der mäßig erfolgreiche Comiczeichner Freddy (Steven Strait), als er allein mit der hübschen Ana (Karolina Wydra) unterwegs ist. So richtig groß ist deren Interesse aber nicht, die Krankenschwester lässt ihren Verehrer höflich, aber bestimmt abblitzen. Ohnehin haben die beiden bald ganz anderes im Kopf, als es zu einem verheerenden Unfall kommt. Oder etwa doch nicht? Kurze Zeit drauf wacht Ana in ihrem Bett auf, es scheint nur ein böser Traum gewesen zu sein. Bis sie merkt, dass da etwas nicht stimmt, die ganze Stadt ist plötzlich leergefegt, ausgerechnet Freddy ist der einzige andere Mensch, der noch da ist.

Wo sind nur all die Leute hin? Was ist hier passiert? Protagonisten, die nach einem Unfall in einer Parallelwelt sind, die der unseren entspricht, aber doch irgendwie anders ist, das ist eine immer wieder beliebte Ausgangslage für mysteriöse Horrorstreifen. Und warum auch nicht, zeigte doch Tanz der toten Seelen vor über 50 Jahren schon, wie man aus diesem Stoff mit nur wenig Budget einen wunderbar beunruhigenden Film hinbekommt. Auch heute noch gibt es immer empfehlenswerte Beispiele für vergleichbare Szenarios, Silent Hill natürlich, Demonic Possession zum Teil auch. Tatsächlich ist After eine Art Mischung aus diesen Genrekollegen. Das mag dann zwar nicht besonders originell sein, effektiv ist es allemal.

So lässt Regisseur und Drehbuchautor Ryan Smith lange offen, was hier eigentlich gespielt wird, erklärt auch zum Schluss nicht alles. Und so streifen wir mit Freddy und Ana durch die leergefegte Stadt, genauso ratlos wie sie, entdecken nach und nach diverse Puzzlesteine. Die Spannung bei After wird dann auch eher durch diese Ungewissheit generiert, weniger durch große Schockmomente. Ein paar von denen konnte sich Smith wohl nicht verkneifen, sein Film zeichnet sich aber eher durch die ruhigen und atmosphärischen Szenen aus, außerdem durch seine beiden sympathischen Protagonisten, die weder der Superheldenfraktion noch der nerviger Teenager angehören, welche in solchen Filmen oft anzutreffen sind.

Dafür lässt sich Smith an anderen Stellen zu Klischees hinreißen. Dass es zwischen seinen beiden Helden irgendwann funkt, kommt nicht überraschend, wäre aber alles andere als nötig gewesen, zumal die Gefühle ein bisschen plötzlich entstehen. Und auch auf die Musik hätte man durchaus verzichten könnten, die sich viel zu sehr auf dramatisches Dröhnen verlässt, anstatt à la Silent Hill mit Verfremdungen zu arbeiten. Dafür ist die Optik recht stimmungsvoll. Natürlich darf man bei einem solchen Low-Budget-Beitrag keine Wunderwerke bei den Effekten erwarten, aber gerade die blässlich-blaue Szenerie, die sich mit den warm-gelben Flashbacks abwechselt, tröstet über die doch recht einfache Geschichte hinweg.

Zum Pflichtprogramm gehört der Beitrag vom 2012er Fantasy Filmfest sicher nicht, dafür beschränkt man sich hier doch zu sehr auf Bewährtes. Wer aber wieder Lust auf atmosphärischen Mystery-Horror hat, der kann es durchaus mal hiermit versuchen, zumal es in diesem Subgenre derzeit eh ein wenig an Nachschub mangelt.



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Zwei Menschen wachen nach einem Unfall auf und finden sich in einer ausgestorbenen Stadt wieder. Das ist jetzt zwar nicht die originellste Ausgangslage, hier aber atmosphärisch umgesetzt, punktet mit schönen Bildern und sympathischen Protagonisten. Nur die Musik hätte bei dem Low-Budget-Streifen etwas weniger aufdringlich sein dürfen.
6
von 10