(„Astérix le Gaulois“ directed by Ray Goossens, 1967)
Ganz Gallien hat der mächtige Caesar bereits unterworfen. Oder besser: fast ganz Gallien. Ein kleines Dorf konnte bislang dem übermächtigen Feind die Stirn bieten, findet sogar Spaß daran, die römischen Soldaten in schöner Regelmäßigkeit zu vermöbeln. Doch was ist das Geheimnis hinter den enormen Kräften dieser Wilden? Um dieses zu lüften, wird ein Spion ins Dorf entsandt, der sich als Gallier auf der Flucht ausgeben soll. Tatsächlich gelingt die Täuschung und der Eindringling erfährt, dass ein Zaubertrank hinter allem steckt. Und den gilt es an sich zu reißen.
Bislang 35 Bände, über 100 verschiedene Sprachfassungen, mehr als 350 Millionen verkaufte Exemplare – angesichts solcher Zahlen wäre es Zeitverschwendung, den pfiffigen Asterix, den kräftig gebauten Obelix und deren rauflustigen Freunde noch genauer vorstellen zu wollen. 1959 als Comic einer Zeitschrift gestartet wurde die Reihe mit den Jahren zur erfolgreichsten europäischen aller Zeiten. Dass man anderweitig versuchte, diese Popularität zu nutzen, war kein Wunder. Wenn etwas verwundert, dann ist es die lange Wartezeit zwischen Erscheinen des ersten Bandes Asterix der Gallier und der darauf basierenden Zeichentrickfassung 1967.
Fans der Reihe werden dort bereits viele Elemente vorfinden, welche sie später so beliebt gemacht haben: Schon damals gab Asterix mit Hilfe von Miraculix’ Zaubertrank Römern eins auf die Mütze. Schon damals durfte Obelix nichts davon abhaben, weil er als Kind in den Kessel gefallen war. Schon damals wurde jeder Sangesversuch des talentfreien Barden Troubadix gewaltsam oder mittels Flucht umgangen. Auf einige Figuren wie Idefix oder Gutemine musste man beim ersten Abenteuer der Gallier aber noch verzichten, auch Obelix spielt eine vergleichsweise geringe Rolle.
Vor allem aber ist der Humor noch recht rudimentär. Überzeugten spätere Geschichten mit einer Mischung aus Klamauk, feinen Anspielungen auf die Gegenwart und satirischen Spitzen, besteht Asterix der Gallier hauptsächlich aus ersterem. Für eine jüngere Zielgruppe wird das vermutlich reichen, Erwachsene wird der in die Jahre gekommene, recht grobe Witz eher weniger zu Lachanfällen motivieren. Vor allem die deutsche Synchronfassung stand in der Kritik, nicht übermäßig lustig zu sein und zudem einige Dialoge ausgelassen zu haben. Beides wurde in einer zweiten Version 1984 anlässlich einer Kino-Wiederaufführung ausgebessert, mehr als Durchschnitt ist der Film dennoch nicht.
Das liegt auch an der durchwachsenen optischen Umsetzung. Zwar hielt man sich eng an die Vorlage, Animationen und Hintergründe sind aber doch recht schlicht. Gäbe es nicht die ungewöhnlichen Designs der Figuren mit ihren riesigen Nasen und den langen Schnurbärten, Asterix der Gallier wäre ein Zeichentrick unter vielen. Dazu passt die musikalische Untermalung, die vor allem auf lustige Geräusche und einen etwas spacigen Elektro-Soundtrack setzt, ohne sonderlich in Erinnerung zu bleiben.
Auch die beiden Comic-Schöpfer Albert Uderzo und René Goscinny, die erst nach Fertigstellung von dem Film erfuhren, waren von dem Ergebnis recht enttäuscht. So sehr, dass die geplante Fortsetzung Die goldene Sichel gestoppt wurde und sie darauf bestanden, beim nächsten Mal von Anfang an involviert zu sein. Schade ist es schon, dass das ursprüngliche Zweitwerk seinerzeit auf Anweisung der beiden Asterix-Väter zerstört werden musste und man nie erfahren wird, die die Adaption wohl ausgesehen hat. Dafür aber durften wird auf die Weise in den Genuss von Asterix und Kleopatra kommen, der bereits 1968 folgte und deutlich gelungener war als der Erstling.
Davon dürfen sich Asterix-Fans seit Kurzem selbst ein Bild machen, denn die unlängst erschienene Große Asterix Edition enthält neben beiden Filmen die fünf Fortsetzungen. Wer Zeit und Muße hat, darf bei Asterix der Gallier übrigens aus vier Tonfassungen auswählen: Neben dem französischen Original und der ersten Synchronisation von 1971 ist auch die 1984er Fassung sowie eine sächsische Version enthalten, die 2001 für den Home Release eingespielt wurde.
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