(„Les Douze Travaux d’Astérix“ directed by René Goscinny and Albert Uderzo, 1976)
Da müssen die Götter ihre Finger im Spiel haben! Egal, wie groß sein Heer ist, egal welches Arsenal er aufwartet, Caesar schafft es einfach nicht, das kleine gallische Dorf zu erobern. Was wenn die Barbaren keine Menschen sind, sondern in Wirklichkeit Götter? Um das herauszufinden, schlägt der römische Herrscher ihnen einen Wettkampf vor: Sollten sie es schaffen, zwölf von ihm gestellte Aufgaben zu lösen, so will er ihre göttliche Macht anerkennen und ihnen sein Reich überlassen. Versagen sie jedoch, so müssen sie sich ihm endlich unterwerfen. Die Gallier, nie einem kleinen Wettstreit abgeneigt, stimmen zu und schicken ihre beiden besten Krieger los: Asterix und Obelix.
13 Filme gibt es bislang, die von den Abenteuern der widerspenstigen Gallier erzählen, neun in animierter Form, vier mit Schauspielern. Doch unter all den Werken sticht Asterix erobert Rom, der dritte Teil nach Asterix der Gallier und Asterix und Kleopatra, besonders hervor. Zum einen gilt er für viele als Höhepunkt der beliebten und langlebigen Filmreihe. Zum anderen ist er der einzige, der auf keinem Comicband basiert. Zwar existiert eine spätere gezeichnete Version von Marcel Uderzo, dem Bruder von Asterix-Illustrator Albert, doch zählt die nicht offiziell zum Kanon und wurde auch nicht im Rahmen der normalen Comicreihe veröffentlicht.
Stattdessen nahmen sich die Asterix-Schöpfer René Goscinny und Albert Uderzo die zwölf Heldentaten von Herkules zum Vorbild, die sie hier teils imitieren, teils persiflieren und teils komplett austauschen. Eine richtige durchgehende Handlung gibt es in Asterix erobert Rom dadurch nicht, sondern eine recht wahllose Aneinanderreihung von Episoden. Dafür ist die Abwechslung hoch, die einzelnen Aufgaben reichen von amüsant bis zu brillant. Vor allem eine schrieb Zeichentrickgeschichte: die vergebliche Suche nach Passierschein A 38. Knapp 40 Jahre nach ihrer Entstehung ist die Passage um eine inkompetente und umständliche Behörde zum Symbol für bürokratischen Wahnsinn geworden, das auch abseits des Films jeder kennt.
So wie hier bauten Goscinny und Uderzo eine Reihe von satirischen Spitzen ein, mit denen sie Gesellschaft, Werbung und Politik aufs Korn nehmen, dazu gibt es diverse Anspielungen. Aber auch die eher klamaukigen Momente sind wieder mit dabei, manchmal besteht der Humor aus reiner Situationskomik oder lustigen Gesichtsausdrücken, so richtig anspruchsvoll wird es also auch dieses Mal nicht. Schwächen gibt es dabei jedoch keine, Asterix erobert Rom kommt ohne nennenswerte Längen aus – ein deutlicher Fortschritt zu den beiden Vorgängern.
Auch optisch legte man noch mal zu, was kein Wunder ist, denn seit Asterix und Cleopatra waren acht Jahre vergangen. Die Animationen sind flüssiger geworden, durch die ständig wechselnden Schauplätze wird auch fürs Auge ständig etwas Neues geboten. Natürlich sind die gemalten Hintergründe etwas altmodisch, fügen sich allerdings schön harmonisch mit den Figuren zu einem Gesamtbild zusammen. Bemerkenswert ist zudem, dass man bei den Konturen mit bewusst verwaschenen Strichen arbeitete und so das Gefühl erzeugt, tatsächlich einen bewegten Comic vor sich zu sehen. Weniger bemerkenswert ist der Soundtrack, der zwar eingängige Melodien enthält, insgesamt aber recht unauffällig bleibt und viel mit lustigen Geräuschen arbeitet. Immerhin wurden die unnötigen Gesangseinlagen des Vorgängers wieder eingemottet.
Apropos lustig: Wie schon bei den beiden Vorgängern gibt es auch hier eine Sprachfassung in einem deutschen Dialekt. Nach den Sachsen (Asterix der Gallier) und den Hessen (Asterix und Kleopatra) darf dieses Mal auf Wunsch auch die bayerische Tonspur eingelegt werden. Das hat durchaus seinen Charme, gerade durch den Kontrast der kräftig grantelnden Gallier und den hochdeutsch redenden Römern. Doch unabhängig von der Sprache, Asterix erobert Rom ist ein Klassiker des Zeichentrickgenres, der nichts an Witz eingebüßt hat. Umso trauriger, dass dies der letzte Film war, an dem René Goscinny beteiligt war. Nach dessen Tod 1977 hieß es lange warten, bis wir Asterix und die anderen wieder auf der großen Leinwand begrüßen durften, erst 1985 war es mit Asterix – Sieg über Caesar wieder so weit.
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