Asterix in Amerika

(„Astérix et les Indiens“ directed by Gerhard Hahn, 1994)

Die grosse Asterix Edition
„Asterix in Amerika“ ist als Teil von „Die große Asterix Edition“ seit 19. März auf DVD und Blu-ray erhältlich

Wenn doch bloß dieser doofe Druide nicht wäre! Dass Miraculix einer erfolgreichen Besetzung des kleinen gallischen Dorfes im Wege steht, das weiß man in Rom schon länger. Nur fehlte es bislang an der rechten Idee, wie dieser zu beseitigen wäre. Warum ihn nicht einfach über den Rand der Welt werfen? Schließlich weiß jeder, dass diese nur eine Scheibe ist. Der Plan hat jedoch zwei Schönheitsmakel: Zum einen heften sich ihnen Asterix und Obelix bald an die Fersen. Zum anderen wartet am vermeintlichen Rand ein neuer Kontinent namens Amerika, wo die drei Gallier nicht auf den Tod, sondern seltsame Eingeborene und schmackhaftes Vieh stoßen.

Asterix, allgemein die eigene Comiclandschaft, das ist in Nachbarland Frankreich eine Art Nationalheiligtum. Unter dem Gesichtspunkt ist Asterix in Amerika gleich ein doppeltes Sakrileg. Nicht nur, dass der dem Film zugrundeliegende Band „Die große Überfahrt“ von Albert Uderzo und René Goscinny aus dem Jahr 1975 stark geändert wurde, das mittlerweile siebte Zeichentrickabenteuer der rauflustigen Gallier entstand nicht daheim, sondern in Deutschland. Und auch die Regie wurden einem Alemannen überlassen: Gerhard Hahn, der zuvor bei Werner – Beinhart! gezeigt hatte, dass er in dem Bereich ein überaus erfolgreiches Händchen hat, rund fünf Millionen Zuschauer lockte er seinerzeit mit seiner Comicadaption in die hiesigen Kinos. Bevor Puristen mit der Nase rümpfen, der Wechsel der Nationalität hat kaum Spuren hinterlassen – was gut und schlecht zugleich ist.

Tatsächlich gibt es auf den ersten Blick nur wenig, was Asterix in Amerika von seinen Vorgängern unterscheidet. Wie in Asterix der Gallier und Asterix – Operation Hinkelstein versuchen die Römer bei ihrer Eroberung den Umweg über eine Entführung von Miraculix, die Culture-Clash-Momente im neuen Kontinent erinnern an die aus Asterix und Kleopatra und Asterix bei den Briten, dazu gibt es einige bekannte Running Gags und einen Gastauftritt der kultigen und ewig glücklosen Piraten. Wer mit den vorherigen Zeichentrickfilmen aufgewachsen ist, der wird sich hier gleich wie zu Hause fühlen.

Aber eben auch etwas langweilen. Zu wenig geschieht hier, das man nicht schon in einem der anderen Filme gesehen hat, die Geschichte plätschert oft vor sich hin, es fehlt an überraschenden Momenten und kreativen Einfällen. Und insgesamt auch an Witz. Gerade der Einstieg dauert viel zu lang, erst mit dem Erreichen von Amerika darf der sehr von Klamauk und Slapstick geprägte Humor seine Wirkung zeigen. Nicht zufällig entpuppen sich die Höhepunkte als die Stellen, die der Vorlage übernommen wurden. Zwar gibt es hier keine satirischen Elemente wie in Asterix erobert Rom, dafür aber einige nette Absurditäten und klassische Cartoonsituationen.

Auch audiovisuell ist das Vergnügen eher gemischt. Tricktechnisch ist das durchaus auf einem hohen Niveau, die Hintergründe sind sehr ansehnlich, auch die gelegentlichen Computereffekte stören nicht weiter. Musikalisch versuchte man hingegen ein bisschen sehr, sich einem größeren Publikum zu öffnen. Aswad, Right Said Fred, Bonnie Tyler – da bekommen 90er-Jahre-Nostalgiker vielleicht große Ohren, zusammenpassen wollen deren Lieder jedoch nicht, mit Asterix hat das sogar noch weniger zu tun. Da zeigte der direkte Vorgänger Asterix – Operation Hinkelstein doch deutlich mehr Klasse.

Bemerkenswert ist da höchstens noch, dass man – Tradition verpflichtet – auch hier eine zweite deutsche Tonspur hat. Anders als früher, wo diese noch aus mal mehr, mal weniger spaßigen Dialekten bestand, dürfen bei der als „Schwörerdeutsch“ bezeichneten Fassung die Comedians Stefan und Erkan zum Zuge kommen. Aber auch in der Fassung gehört Asterix in Amerika sicher zu den schwächeren Filmen, weshalb man anschließend auch gleich zwölf Jahre warten musste, bis mit Asterix und die Wikinger doch noch ein weiterer und vermutlich letzter Zeichentrickfilm folgte.

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Der „deutsche“ Asterix hält sich eng an die Machart der Vorgänger, es fehlt ihm an eigenen Ideen und auch an Witz. Die Optik ist gut gelungen, dafür ist die Popmusik unpassend. Insgesamt einer der schwächeren Auftritte der Gallier.
6
von 10