Creature Comforts Staffel 1
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Creature Comforts – Die komplette 1. Staffel

Creature Comforts Staffel 1

(„Creature Comforts – Season 1“, directed by Nick Park (1989) and Richard Goleszowski (2003))

Waren wir letzte Woche in Space Dandy noch in den Weiten des Weltall unterwegs, um unbekannte Spezies zu entdecken, kehren wir in Teil 49 unseres fortlaufenden Animationsspecials zur Erde zurück. Und dort machen wir Erfahrungen, die gleichzeitig absurd und erschreckend vertraut sind.

Die verrückten Geschichten von Wallace & Gromit sind auch bei Nicht-Animationsfans Kult, die Prison-Break-Parodie Chicken Run war ein großer Erfolg an den Kinokassen, derzeit sorgt Shaun das Schaf – Der Film für volle Säle – wenn der englische Filmemacher Nick Park Figuren kreiert, dann werden die fast zwangsläufig zu Selbstläufern. Sein Debüt Creature Comforts hingegen ist zumindest hierzulande nur wenig bekannt, obwohl er hierfür seinen ersten Oscar bekam und die englische Fernsehwerbelandschaft nachhaltig beeinflusste. Und witzig ist der Kurzfilm von 1989 ohnehin, wenn auch auf eine ganz andere Weise als die ungleich berühmteren Folgewerke.

Der Grund dafür ist schon im Konzept begründet: Anders als sonst ist Creature Komforts nicht auf 1-2 Protagonisten zurechtgeschnitten, stattdessen teilt sich eine ganze Menagerie das Scheinwerferlicht. Und große Abenteuer erleben sie auch nicht. Genau genommen erleben sie überhaupt nichts, ihre Rolle beschränkt sich darauf, Teilnehmer eines Interviews zu sein. So durften im Original-Kurzfilm die Bewohner eines Zoos sich über die Verhältnisse in ihrem unfreiwilligen Zuhause auslassen, in der ab 2003 von Richard Goleszowski (Robbie – Das Rentier) gedrehten Serie standen dann unter anderem Themen wie Ernährung, Urlaub oder Garten auf dem Programm.

Für den Zuschauer bedeutet das natürlich eine Umstellung: Auf die brillanten Slapstickeinlagen der anderen Park-Filme muss man hier verzichten, durch die fehlende Handlung mangelt es auch an Abwechslung. Dafür sind die satirischen Elemente ausgeprägter. Die Grundsituation – Schnecken denken über Außerirdische nach, eine Amöbe philosophiert über die Welt, Ratten fürchten sich vor Clowns – ist oft herrlich absurd. Doch dahinter stecken Aussagen, wie sie auch der Mann auf der Straße hätte treffen können. Tatsächlich basiert die Zoo-Episode auf wirklichen Befragungen, die anschließend an die tierische Umgebung angepasst wurden.

Und nach dem Prinzip funktioniert dann auch der Rest von Creature Comforts: Mit einem feinen Gespür fürs Groteske und einer genauen Beobachtungsgabe wurden TV-Interviews auf der Straße aufgegriffen und karikiert, die oftmals pseudointelligenten Statements so in ihrer ganzen Lächerlichkeit aufgezeigt. Trotz des insgesamt leiseren Humors darf also auch hier oft gelacht werden. Unterstützt werden die hinterhältigen Angriffe aufs Zwerchfell durch diverse Running Gags, etwa ein Pinguin, dem hinter den befragten Eisbären irgendwelche Missgeschicke passieren. Ein Windhund, der mitten im Satz losrennt. Oder auch dass die Hand des Reporters jedes Mal zittert, wenn er den Puma befragt.

Diese Liebe zum Detail spiegelt sich auch in der Optik wieder, die – wie bei den Produktion von Aardman Animations üblich – vor Charme geradezu überquillt. Mit Hilfe der zum Markenzeichen gewordenen Knetmassemännchen und der Stop-Motion-Technik erwachen so Hinterhöfe, Arztpraxen oder Wohnzimmer zum Leben, deren grundsätzliches Aussehen von Episode zu Episode zwar gleich bleibt, jedoch je nach Jahreszeit etwas variiert wird. Auch das verstärkt den Eindruck, tatsächlich mit einem Reporterteam unterwegs zu sein und wildfremde „Menschen“ zu befragen. Wäre die Serie mit realen Darstellern gedreht worden, die Mockumentary wäre von tatsächlichen Fernsehinterviews nicht zu unterscheiden gewesen.

Alleine dafür ist Creature Comforts mehr als nur einen Blick wert: Selbst wenn nicht ganz das Überniveau von Wallace & Gromit erreicht wird, so sind die 13 Folgen doch eine treffende Parodie mit gelegentlichen Längen, aber auch brillanten Momenten. Neben der hier vorgestellten Staffel eins, welche den Kurzfilm von 89 enthält, gibt es noch eine zweite reguläre sowie eine spezielle US-Version. Die wurde jedoch mangels Erfolg recht bald eingestellt und fand auch nie ihren Weg in die deutschen Regale.



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Was Tiere uns zu sagen haben? Eine ganze Menge! „Creature Comforts“ ist eine vergnügliche Parodie auf Straßeninterviews, in der Hund, Puma und Schnecke zu Gott und die Welt befragt werden. Auf den Slapstickhumor der anderen Aardman-Abenteuer müssen wir verzichten, dafür sind die satirischen Elemente stärker. Die detailverliebte, charmante Knetmassenoptik ist ohnehin wieder über jeden Zweifel erhaben.
7
von 10