(„Devil Survivor 2 – The Animation“ directed by Seiji Kishi, 2013)
Bislang führten die beiden Oberschüler Hibiki und Daichi ein recht normales Leben. Doch das ändert sich, als sich die beiden auf einer mysteriösen Seite namens „Nicaea“ registrieren. Denn die bietet einen doch ziemlich ungewöhnlichen Dienst: User erhalten Nachrichten auf ihren Handy, in denen man den jeweiligen Moment des Todes von Freunden sehen kann. Der wahre Horror jedoch, der beginnt als sie kurze Zeit später nur knapp einem U-Bahn-Unglück entkommen können und erfahren, dass in einigen Tagen die Welt untergeht. Nur eine Handvoll Auserwählter ist noch übrig, um dieses Schicksal zu verhindern – mit Hilfe von Dämonen, die sie per Handy beschwören können.
Als Pokémon Mitte der 90er zu einem weltweiten Phänomen wurde, gab es in der Folgzeit kein Entrinnen vor ihnen: Spiele, in denen man kleine wie große Monster aufeinanderhetzt und so den Sieger ermittelt. Während andere Franchises wie „Digimon“, „Monster Rancher“ oder „Yu-Gi-Oh“ erfolgreich auf der Welle mitschwammen, blieb die „Shin Megami Tensei“-Reihe zumindest außerhalb Japans lang eher ein Geheimtipp. Das mag zum einen daran liegen, dass hier keine knuddeligen Elektromäuse oder Minidinosaurier in die Arena geschickt wurden, sondern weniger familientaugliche Kreaturen wie Poltergeister, Oger und Gottheiten aus den verschiedensten Mythologien. Zum anderen beschränkte man sich bei Hersteller Atlus auf Videospiele, Multimediangriffe wie bei der Konkurrenz gab es hier nicht.
Knapp 20 Jahre später hat sich die Firmenphilosophie in der Hinsicht grundlegend geändert. Vor allem beim beliebten Ableger „Persona“ hat man längst die verkaufsfördernde Wirkung einer Animeästhetik erkannt, die nicht nur in den Spielen, sondern gerade auch bei den zahlreichen Film- und Fernsehadaptionen (Persona 4 the Golden ANIMATION) bedient wird. Und auch beim zweiten großen Spin-off „Devil Survivor“ schlug man neue Wege ein. Wer beide Teile der Strategierollenspiele kennt, wird bemerkt haben, dass die weiblichen Protagonistinnen plötzlich deutlich mehr Gewicht an der Vorderseite mit sich schleppen müssen und sich viele Anime-Klischees in die Geschichte geschlichen haben. Und das gilt dann auch für die begleitende Serie.
Ganz so düster wie die ursprünglichen Spiele der horrorlastigen Reihe wird es hier dann auch nicht, dafür sorgt bereits der häufige Einsatz von Slapsticks. Dennoch sollte man sich besser nicht zu sehr an die Protagonisten gewöhnen, denn bei Devil Survivor 2 – The Animation ist der Tod ein ständiger Begleiter, nicht jeder der Ausgangshelden wird am Ende noch dabei sein. Ein großer Verlust ist deren Ableben für den Zuschauer jedoch nicht, dafür sind die schablonenhaften Teenager mit ihren melodramatischen Ausbrüchen einfach nicht interessant genug. Und die Geschichte genauso wenig.
Doch beides ist hier ohnehin eher zweitrangig, der Hauptreiz liegt in den noch immer reichlich bizarren Kreaturen. Gerade für Kenner der Vorlage ist es sehr reizvoll, das umfangreiche Dämonenkollektiv der Atlus-Spiele endlich einmal im Großeinsatz zu sehen, zumal Devil Survivor 2 deren erste Animeverfilmung ist, die es offiziell nach Deutschland geschafft hat.
Getrübt wird das Vergnügen jedoch durch die Kürze: Gerade einmal 13 Folgen standen Regisseur Seiji Kishi (Angel Beats!, Hamatora) zur Verfügung. Dass die monströsen Begleiter dadurch nie die Bedeutung erlangen wie bei den deutlich längeren Serien der Konkurrenz ist klar, über die meist sehr interessanten Hintergründe der Kreaturen wird hier kaum ein Wort verloren. Und auch die Kampfeinsätze sind anfangs recht knapp, werden erst zum Ende hin etwas epischer. Dafür sind die ganz nett in Szene gesetzt, das bislang eher unbekannte Animationsstudio Bridge hat hier nicht an Effekten gespart. Mehr als Durchschnitt ist Devil Survivor 2 zwar nicht, Fans der Vorlage werden aber solide unterhalten.
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