(„Die Toten vom Bodensee: Familiengeheimnis“ directed by Andreas Linke, 2015)
Als der Förster Garchinger halbtot und mit Schaum vor dem Mund zu Hause aufgefunden wird, scheint der Fall klar zu sein: Tollwut, übertragen durch den verschwundenen Hund der Familie. Und doch gibt es da Details, die das deutsch-österreichische Ermittlerduo Michael Oberländer (Matthias Koeberlin) und Hanna Zeiler (Nora von Waldstätten) stutzig machen. Woher kam das ganze Geld, das im Forsthaus aufgefunden wurde? Und wem gehört der abgetrennte Arm? Oberländer hat zudem seine ganz eigenen Motive, der Sache auf den Grund zu gehen: Er kannte die Garchingers früher sehr gut, war als Jugendlicher sogar mit der Tochter Verena (Maria Simon) liiert.
Die beiden Hauptprotagonisten sind gleich geblieben, der Regisseur auch, das Drehbuchteam zum Teil, das Genre ohnehin – wer den ersten Teil von Die Toten vom Bodensee gesehen hat, der wird bereits wissen, was ihn hier erwartet. Noch immer dreht sich hier alles um Fälle, die in der Grenzregion zwischen Deutschland und Österreich zutragen, noch immer lebt der Krimi sehr von dem starken Kontrast der beiden Ermittler. Oberländer ist der joviale Chaot, Zeiler die analytische Eiskönigin ohne Verständnis fürs Zwischenmenschliche. Dass es bei einem so ungleichen Duo zu Reibereien kommt, ist klar, sehr zur Erheiterung des Publikums.
Auch abseits des bewährt gut aufspielenden Gespanns schleichen sich Anzeichen für einen stärkeren Anteil an komischen Elementen ein, in den Dialogen, in den Figuren. Vor allem bei dem charakterlich recht eigenen Pathologen ist der Schritt zum Kuriosenkabinett englischer Produktionen à la Inspektor Barnaby gar nicht mehr so groß, ohne diesen am Ende jedoch gehen zu wollen. Dafür nimmt Die Toten vom Bodensee: Familiengeheimnis das Geschehen dann doch noch zu ernst, will in erster Linie trotz allem ein klassischer Krimi sein.
Als solcher ist der Film auch durchaus gelungen, der Fall ist insgesamt interessanter als beim Vorgänger. Bis zur Oberklasse reicht es noch immer nicht, dafür sind einzelne Ermittlungsschritte zu konstruiert, auch die Auflösung will nicht zu hundert Prozent überzeugen. Gehobene Genrekost wird aber geboten, bei der man als erfahrener Zuschauer länger im Dunkeln tappt, was da eigentlich gespielt wurde, und derweil freudig miträtseln darf. Ein bisschen spannender wird es zwischendurch auch, zumindest im Rahmen dessen, was bei einer TV-Produktion zu erwarten ist.
Schade nur, dass das Potenzial eines länderübergreifenden Einsatzes noch immer nicht ganz ausgeschöpft wird. Von diversen kleinen Spitzen in den Dialogen abgesehen, wüsste man gar nicht, dass es hier um die gemeinsame Sache zwischen Deutschen und Österreichern geht. Der Ort ist austauschbar, auch beim Familiengeheimnis entwickelt sich kein rechtes Gespür dafür, wo man sich eigentlich gerade aufhält. Bei einer Reihe, die genau das zum Thema gemacht hat, ließe sich der Aspekt sicher noch stärker ausbauen. Aber vielleicht dürfen wir das ja in Zukunft erleben, Teil drei und vier sind längst beschlossene Sache. Und das ist für Krimifreunde nicht die schlechteste Nachricht.
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