(„Sunshine on Leith“ directed by Dexter Fletcher, 2014)
Endlich wieder daheim! Nach dem Schrecken des Afghanistan-Einsatzes sind die beiden Freunde Davy (George MacKay) und Ally (Kevin Guthrie) glücklich, wieder im heimischen Edinburgh zu sein. Vor allem Ally kann es kaum erwarten, denn er plant, Davys jüngerer Schwester Liz (Freya Mavor) einen Heiratsantrag zu machen. Und er weiß auch schon den passenden Zeitpunkt: Der 25. Hochzeitstag von Rab (Peter Mullan) und Jean (Jane Horrocks), den Eltern von Davy und Liz. Aber dann kommt doch alles ganz anders, und auch bei den anderen Paaren kriselt es plötzlich sehr.
Wenn Musicalschreiber ans Werk gehen, dann nehmen sie meistens eine bereits vorhandene Geschichte und komponieren dazu passende Lieder. Dass das auch anders geht, bewies Mamma Mia!, das ab 1999 die weltweiten Bühnen, 2008 auch die Kinosäle stürmte. Dort nahm man Klassiker der skandinavischen Popgruppe ABBA und strickte ein wenig notdürftig eine Handlung drum herum. Auch Sunshine on Leith, so der Name des hier zugrunde liegenden Musicals und gleichzeitig Originaltitel des Films, basiert auf Werken einer Band. Dieses Mal ist es das schottische Duo The Proclaimers, das Pate für eine launige Songansammlung stand.
Nun ist das Brüderpaar aber kaum mit dem Quartett aus dem Norden vergleichbar, weder erfolgstechnisch noch musikalisch. Eine Mischung aus Pop, Rock und Folk, oft auch leicht melancholisch, kann man daraus wirklich ein Musical machen? Oh ja, man kann. Tatsächlich ist dieser Kontrast zwischen den üblichen Genregebaren und der etwas schwermütigeren Musik sogar ausgesprochen reizvoll. Schon die erste Szene, wenn Davy und Ally an Bord eines Panzers die Straße entlangfahren und die Soldaten dazu „Sky Takes Thy Soul“ singen, ist nicht so ganz mit dem zu vergleichen, was wir sonst mit Musicals in Verbindung bringen.
Ganz so düster geht es anschließend nicht weiter, auch wenn der Kriegsschrecken immer mal wieder seinen Weg in den Film findet. Stattdessen rücken die Liebesprobleme der drei Paare zunehmend in den Vordergrund. Zuweilen wird die Geschichte hierbei schon sehr konstruiert, da nach Belieben Stolpersteine eingebaut werden, egal ob sie an der Stelle passen, egal ob sie in irgendeiner Form glaubwürdig sind – Hauptsache, der Film kann dadurch etwas dramatischer werden. Notwendig wäre dieser erzwungene Stimmungsbruch nicht gewesen, vorher bestach die zweite Regiearbeit des Schauspielers Dexter Fletcher (Wild Bill) gerade durch seinen simplen, entwaffnenden Charme.
Besonders beeindruckt, wie natürlich sich die Lieder in die Geschichte einfinden, so als wären sie schon immer Teil eines größeren Ganzen gewesen. Viel davon verdankt der Film den auch stimmlich talentierten Nachwuchsschauspielern, die sich mit Verve in ihre Rollen werfen. Gerade wenn sie zusammenkommen, etwa als Ally Davy von seinem geplanten Heiratsantrag erzählt, wird einem zwangsläufig warm ums Herz. Und spätestens beim Finale, wenn im Stil von Grease der Proclaimers-Klassiker „I’m Gonna Be (500 Miles)“ gesungen und getanzt wird, schleicht sich auch beim trübsten Regenwetter ein Lächeln aufs Gesicht. Dass Make My Heart Fly dabei eigentlich gar nichts Interessantes zu erzählen hat, verkommt zur Nebensache, das schottische Musical ist ein Gute-Laune-Film im besten Sinne des Wortes.
(Anzeige)